Steckt ein kriminelles Netzwerk hinter den brennenden Jagdeinrichtungen?
Immer wieder brennen auch im Augsburger Land Jagdkanzeln und Hochsitze. Jäger wollen nun auf diese Vorfälle reagieren und haben auch eine Vermutung.
Die Jägerinnen und Jäger, die zurzeit durch den Wald im Augsburger Land streifen, haben momentan eher selten das Wild im Visier. Ihr Augenmerk gilt vielmehr verdächtigen Beobachtungen, vor allem rund um die Jagdeinrichtungen. "Die Häufung der Brände in den vergangenen Tagen gibt uns zu denken", sagt Felix Kuwert. So hatten Unbekannte erst vor wenigen Tagen erneut einen Jägerstand in Fleinhausen angezündet. Kuwert vermutet schon lange keinen Dummejungenstreich mehr.
"Wenn ich mitbekomme, dass es ähnliche Brände in der gesamten Region gibt, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um ein kriminelles Netzwerk handelt", sagt der Jäger aus dem Landkreis Augsburg. Die Tatsache, dass fast zeitgleich Jagdeinrichtungen im Raum Günzburg, Dillingen, dem Augsburger Land und sogar im Allgäu angezündet wurden, lasse auf eine konzertierte Aktion schließen. Mittlerweile hat auch die Kriminalpolizei die Ermittlungen aufgenommen, eine heiße Spur gibt es jedoch noch nicht. Felix Kuwert geht davon aus, dass es sich nicht um einen einzelnen Serientäter handele, sondern vielmehr um eine Gruppe radikaler Aktivisten. Auch die Polizei teilt auf Nachfrage mit, dass bei den Fällen im Augsburger Land und in Dillingen "explizit nicht von einer Serie" gesprochen werden könne.
Brennende Jagdhütten im Kreis Augsburg: Täter gehen mit Methode vor
Die Jäger im Augsburger Land sind nun entsprechend sensibilisiert und wünschen sich, dass die Täter schnellstmöglich gefasst werden. "Schließlich geht es ja nicht nur um die Brände, sondern immer wieder auch um Sabotage an den Jagdeinrichtungen." Angesägte Leitern seien ein weiterer Beweis dafür, dass gezielt versucht werde, der Jägerschaft zu schaden. Kuwert will sich gar nicht erst ausmalen, was passieren könnte, wenn nachts beim Klettern auf einen Hochsitz plötzlich die Sprossen durchbrechen. Dass die mutmaßlichen Gegner der Jagd bei ihren Zerstörungen durchaus mit Methode vorgehen, zeige der Diebstahl einer Wildkamera.
Unbekannte hatten vor Kurzem ein Gerät, dass Kuwert für Wildbeobachtungen an einem Baum angebracht hatte, gestohlen. Möglicherweise aber könnte es sich hier auch um einen Einzelfall handeln, der nicht in Zusammenhang mit den Bränden steht. Ganz genau behalten die Jägerinnen und Jäger daher auch die nähere Umgebung der Wälder im Blick. "Früher hat man auf ein Fahrrad, das an einem Baum gelehnt war, nicht groß beachtet", sagt der Jäger. Mittlerweile aber machen diese Beobachtungen die Männer und Frauen misstrauisch. So würde mittlerweile auch jedes Kennzeichen von Fahrzeugen, die auf den Zufahrten oder Parkplätzen in den Gebieten stehen, notiert. Auch auf ihre sonst übliche Gepflogenheit, Jagdkanzeln stets offen zu lassen, würden zurzeit viele Jäger verzichten. Bei diesen Jagdeinrichtungen handelt es sich im Gegensatz zum Hochsitz um einen kleinen hölzernen Verschlag, der vorne eine Luke hat und durch eine kleine Tür betreten werden kann.
Jagdkanzeln in der Region werden jetzt verschlossen
"Normalerweise lassen wir die Luken stets offen, damit sich keine Westen oder Hornissen in den Kanzeln einnisten", erklärt Kuwert. Jetzt aber werden diese Einrichtungen vorsichtshalber verschlossen. Gegen eine Brandstiftung helfe diese Maßnahme zwar nicht, aber die Jäger wollen nichts unversucht lassen, um die Schäden zu minimieren. Der Bereichsleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Biburg, Ralf Gang, ist ob der Nachrichten ebenfalls beunruhigt. "Solch eine Häufung habe ich in all den Jahren noch nicht erlebt", sagt er. Sicherlich habe es in der Vergangenheit immer wieder Einzelfälle gegeben, aber noch nie in dieser Form. "Und dass obwohl die eigentliche Jagdsaison noch gar nicht begonnen hat", so Gang.
Im Fall der abgebrannten Jagdkanzel bei Horgau, wo auch ein Mülleimer angezündet wurde, in dem sich laut Polizei Tierknochen befunden haben, könnte es aber laut Gang eine ganz einfache Erklärung geben. "Vielleicht hat es sich ja lediglich um einen Behälter für Kirrmaterial gehandelt", sagt er. Dieses diene dazu, Schwarzwild anzulocken, und im Gegensatz zum Rehwild ist die Jagd auf Wildschweine aktuell erlaubt.
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