Fünf Hunde aus Dinkelscherben kommen ins Tierheim: Ihre Zukunft ist ungewiss
In Dinkelscherben wurden einem Mann fünf Hunde weggenommen, weil sie im Ort frei herumgelaufen waren. Das sagt eine Hundetrainerin zur Gefährdung von Kindern.
Fürs Erste ist Ruhe in Dinkelscherben eingekehrt. Fünf frei laufende Hunde hatten Kinder auf dem Schulweg verängstigt. Die Sorge der Eltern war nicht unbegründet, ein Hund biss vor wenigen Tagen eine Frau ins Bein. Diese Eskalation habe die Gemeinde veranlasst, dem Besitzer das kleine Rudel wegzunehmen, sagt Bürgermeister Edgar Kalb. Er ist jetzt froh, dass das Thema vom Tisch sei – zumindest vorerst. Es gibt nämlich einige Fragen: Will der Besitzer seine Hunde zurück? Unter welchen Umständen würde er sie wiederbekommen?
Seit Monaten erreichten die Gemeinde Dinkelscherben Meldungen von Bürgerinnen und Bürgern, dass im Osten der Gemeinde drei junge Labradore und zwei ausgewachsene Tiere ausbüxten und umherliefen. Es gab laut Polizei mehrere Einsätze, zum Beispiel, als Hühner gerissen wurden. Als Erstes habe die Gemeinde mit dem Besitzer mehrfach gesprochen, berichtet Kalb. Als das nichts brachte, habe das Ordnungsamt unter Androhung eines Bußgeldes von 1000 Euro den 39-Jährigen aufgefordert, die Lage in den Griff zu bekommen und das Grundstück so zu sichern, dass die Vierbeiner nicht mehr ausbüxen können. Doch der Mann habe weder bezahlt noch den Eindruck vermittelt, dass sich etwas bessere, so der Bürgermeister. Der 39-Jährige habe den Zaun zwar erhöht, doch die Tiere seien darüber gesprungen, bestätigt Polizeihauptkommissar Achim Winterstein. Er kann sich in seiner Dienstzeit an einen ähnlichen Fall nicht erinnern. Er kann die Aufregung gut verstehen. Es gebe nun mal Menschen, die Angst vor Hunden haben und in Panik geraten, wenn diese auf sie zulaufen.
Die Lage eskalierte, als es vor einigen Tagen in der Kohlstattstraße zu dem Vorfall mit dem Biss einer 44-jährigen Frau kam. Laut Polizei passierte dies im Rahmen einer Rangelei der "unerzogen wirkenden" Labradore mit einem anderen Hund. Bürgermeister Kalb: "Nach dem Vorfall ist das Ganze hektisch geworden." Die Gemeinde war entschlossen, zusammen mit der Polizei Zusmarshausen eine Lösung zu suchen. Man war sich einig, dass es so nicht weitergehen konnte: Manche Eltern begleiteten Kinder inzwischen auf dem Schulweg, und auch auf dem Pausenhof seien Hunde herumgelaufen. Kalb will sich gar nicht ausdenken, was los gewesen wäre, wenn ein Kind gebissen worden wäre. Er betont: "Auch wenn es insgesamt keine schöne Aktion war, so hätte es nicht weitergehen dürfen." Die Zuständigkeit lag bei der Gemeinde, das Veterinäramt des Landkreises ist in dieser Frage nicht zuständig gewesen, da es sich nicht um einen Fall der Tierquälerei gehandelt hat.
Abholung und Transport der Hunde mithilfe der Polizei
Doch wohin mit den Hunden? Diese Frage war laut Bürgermeister gar nicht so einfach zu beantworten. Die Tierklinik Gessertshausen hatte keinen Platz. "Wir haben also die Tierheime abgeklappert und schließlich eines gefunden." Mit Unterstützung eines Hundeführers der Bereitschaftspolizei Königsbrunn wurden die Abholung und der Transport der Vierbeiner über die Bühne gebracht. Kalb ist erleichtert, dass sich der Besitzer der Hunde "kooperativ und einsichtig" gezeigt habe. Auch die Hunde hätten keinen aggressiven Eindruck gemacht, sie seien nach den Berichten von Bürgerinnen und Bürgern aber ungestüm auf Menschen zugelaufen. Leidtragende der ganzen Geschichte seien letztlich die Hunde.
Laut Polizei wurden die Hunde vorübergehend in dem Tierheim untergebracht; Ziel sei schon, dass der Besitzer sie zurückbekomme, so Winterstein. Allerdings müsse der Mann glaubhaft nachweisen, dass er verhindert, dass die Hunde erneut ohne Aufsicht durch den Markt laufen. Die Nachweise seien von der Gemeinde zu überprüfen. Laut Polizei kann der 39-Jährige auch Einspruch beim Verwaltungsgericht einlegen. Das letzte Kapitel ist also noch nicht geschrieben in dieser Geschichte. Der Bürgermeister ist trotz dieser offenen Fragen froh, "dass Kinder wieder ohne Angst zur Schule gehen können".
Es gibt Hunderassen mit geringerer Reizschwelle
In der Tat habe das Verhältnis von Kindern und Hunden seine Tücken, weiß Jessica Laumeyer von der Hundeschule Freude mit 4 Pfoten in Horgau. Kinder seien stärker gefährdet, wenn sie den Umgang mit Hunden nicht kennen. In der Welpenschule auf dem Trainingsplatz in Biburg sei es ihr daher am liebsten, wenn alle Familienmitglieder an den Stunden teilnehmen. Probleme gebe es wiederum auch, wenn Hunde das Verhalten von Kindern nicht gut kennen. Die Kleinen bewegen sich anders als Erwachsene, was manche Vierbeiner nicht einschätzen können und daher darauf reagieren. Hunde mit einer niedrigeren Reizschwelle sind laut Laumeyer zum Beispiel Terrier oder Hütehunde. Labradore würden als Familienhunde gelten, da sie in erster Linie gefallen wollen.
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