Caritas: Warum ist plötzlich Geld für das Seniorenheim da?
Der Caritasverband ist überrascht über das versprochene Geld zum Erhalt des Spitals. Es ist die Rede von Stimmungsmache und einer „vergifteten Situation“.
Die Diskussion zum alten Seniorenheim in Dinkelscherben ist längst zum Politikum geworden. Ob es tatsächlich erhalten werden kann, ist noch immer unklar. Landtagsabgeordneter Fabian Mehring (Freie Wähler) setzt sich für den Erhalt des Spitals ein und verspricht mehre Hunderttausend Euro. Es scheint, als hätte das Heim doch noch eine Chance. Nun fragt sich die Caritas: Weshalb ist plötzlich Geld da?
Der Caritasverband hatte zuvor angekündigt, sich künftig aus der Verantwortung zum Dinkelscherber Spital ziehen zu wollen. Nun teilt er mit: „Es scheint so zu sein, dass es wohl darauf ankommt, genügend emotionales Erregungspotenzial vor Ort zu schaffen, damit Bayern künftig finanziell zu helfen bereit ist.“ Sollte auch das Ministerium finanzielle Unterstützung zusichern, wäre sogar ein „Millionenbetrag“ für das Heim denkbar, versprach Landtagspolitiker Mehring in der vergangenen Woche. Grundvoraussetzung zur finanziellen Unterstützung sei die geplante Gründung einer Bürgerstiftung, um alle Herausforderungen bei einem verlässlichen Adressaten bündeln zu können, „der wieder an die Zukunft des Hauses glaubt und dafür zu kämpfen bereit ist“.
Caritas: Sanierungskosten liegen bei 9,3 Millionen Euro
Insgesamt belaufen sich die notwendigen Sanierungskosten für das Spital auf 9,3 Millionen Euro, erklärt die Caritas. Allein der „großzügig angekündigte Zuschuss“ des Freistaats werde nicht reichen. Denn es ist viel zu tun. In der Mitteilung heißt es dazu: „Die Zimmer sind zu klein, zu dunkel, die Fensterbänke zu niedrig, die Dusch- und WC-Räume nicht sanierbar, weil das gesamte Rohrwerk völlig veraltet und leider auch legionellenanfällig ist. Die Türen alle viel zu schmal – kein Bewohner kann im Pflegebett hinein- oder herausgefahren werden. Sanitäter müssen erkrankte Menschen in einem Tragesack aus den Zimmern holen.“
Sollte es tatsächlich zu dem angekündigten Zuschuss kommen, wolle die Caritas auch für andere Heime finanzielle Unterstützung anfordern. Insgesamt ist der Verband der Diözese Augsburg für 57 Seniorenheime zuständig. In den vergangenen Jahren habe die Caritas drei moderne Heime gebaut, weil die Vorgängerbauten nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen entsprachen. Dazu habe es weder vom Freistaat noch vom Landkreis Zuschüsse gebeben, erklärt Caritassprecher Bernhard Gattner. „Das ist auch völlig unüblich.“ In Dinkelscherben sei ein Neubau auf dem Gelände wegen des Denkmalschutzes nicht möglich.
Drohanrufe und Beleidigungen in Dinkelscherben
Dass sich die Dinkelscherber nun sehr für die Entwicklung ihres Spitals interessieren, begrüßt die Caritas. Gattner kritisiert allerdings die „vergiftete Situation“ in der Debatte. Diejenigen, die sich aus den genannten Gründen gegen den Erhalt des Heims aussprachen, seien in den vergangenen Wochen angefeindet worden. Es habe Drohanrufe und Beleidigungen gegeben. Ein ehemaliges Mitglied des zuständigen Ausschusses denke sogar darüber nach, wegen der Anfeindungen aus Dinkelscherben wegzuziehen. „Der Streit hat eine Form erreicht, die unchristlich ist“, sagt Gattner. Auch den Dinkelscherber Bürgermeister Edgar Kalb kritisiert die Caritas. Er habe bei einem Gespräch vor Jahren klar gemacht, dass er „die Statistik der Bewohner kenne“ und sich „deshalb dafür nicht interessiere“. Will heißen: Damals hätten nur drei Dinkelscherber im Spital gelebt. „Eine andere Haltung hätte zwar die bauliche Struktur, die neben anderen Faktoren gegen eine Weiterverwendung oder einen Umbau spricht, nicht verändert. Aber Dinkelscherben wäre heute um vieles weiter“, erklärt der Caritasverband. Kalb sagt dazu: „Keine Ahnung, was die Caritas zu dieser abstrusen Mitteilung veranlasst und was sie damit bezwecken möchte.“
Caritas kritisiert auch Landrat Martin Sailer
Auch Landrat Martin Sailer kritisiert der Caritassprecher. Denn er wollte in der festgefahrenen Situation um das Heim bei einem Runden Tisch vermitteln. „Der Gesprächsfaden ist aber schnell abgebrochen“, sagt Gattner. Schon als die CAB Caritas, ein Tochterunternehmen des Verbands, die Arbeit vor Ort im Heim 2014 übernahm, sei bekannt gewesen, dass das jahrhundertealte Seniorenheim dringend renoviert werden muss, um den Anforderungen zu entsprechen. Ob die Regeln eingehalten werden, überprüft die Heimaufsicht des Landratsamtes. Weil das rund 400 Jahre alte Gebäude umfänglich renoviert werden muss, um diesen Anforderungen gerecht zu werden, habe die CAB Caritas die Heimaufsicht vor gut zwei Jahren um eine Fristverlängerung gebeten, erklärt Gattner. Bis 2026 habe man ein Sanierungskonzept vorlegen wollen. Doch die Heimaufsicht habe den Antrag abgelehnt. Vonseiten der Behörde heißt es dazu: „Der Heimaufsicht wurde nie ein konkretes Sanierungskonzept vorgelegt. Es wurde 2016 lediglich angekündigt, dass ein solches Konzept in einem Zeitraum von zehn Jahren erarbeitet und gegebenenfalls umgesetzt werden solle.“
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