Ein deutliches Signal für Backbetriebe-Beschäftigte
Am Mittwoch findet bei der Arbeitsagentur ein Aktionstag statt. Es geht um Chancen, Perspektiven und Stärken der ehemaligen Mitarbeiter
Das plötzliche Aus der Gersthofer Backbetriebe und der Lechbäck-Filialen war für die Mitarbeiter wenige Tage vor Weihnachten ein Schock. Über die Feiertage kreisten die Gedanken, wie es beruflich weitergehen kann. Heute wird es konkreter: Die Agentur für Arbeit organisiert einen Aktionstag für die ehemaligen Mitarbeiter der Großbäckerei – von der Veranstaltung soll ein Signal ausgehen.
Wie es lauten könnte, formuliert die Leiterin der Agentur für Arbeit Augsburg, Elsa Koller-Knedlik: „Es geht aufwärts. Die Arbeitswelt braucht neue Kräfte.“ Koller-Knedlik appelliert an die ehemaligen Beschäftigten, jetzt selbst aktiv zu werden. Sie erklärt, worauf es ankommt: Motiviert sein, Chancen annehmen und nach Alternativen suchen – jeder sollte sich in der Krise auch fragen, welche Stärken er hat. Elsa Koller-Knedlik: „Vielleicht lassen sich daraus ja auch neue Fähigkeiten ableiten?“
Viele Beschäftigte hatten schon als Jugendliche in Gersthofen gearbeitet
Beim Aktionstag geht es auch ans Eingemachte: Viele ehemalige Mitarbeiter der Großbäckerei müssten erst wieder lernen, sich zu bewerben. „Das betrifft gerade die älteren Mitarbeiter“, sagt Elsa Koller-Knedlik. Viele Beschäftigte hatten schon als Jugendliche in Gersthofen gearbeitet und waren dann über Jahrzehnte dem Unternehmen treu. Bewerbungen schreiben mussten sie nicht. Die Leiterin der Arbeitsagentur geht generell davon aus, dass viele ehemalige Beschäftigte eine weitere Qualifizierung benötigen. Vielleicht ergibt sich beim Aktionstag auch gleich eine neue Anstellung: Knapp 30 Firmen wollen sich beteiligen. „Das Engagement und Interesse ist groß. Die Firmen mussten nicht lange überzeugt werden, am Aktionstag teilzunehmen“, sagt Elsa Koller-Knedlik. Es gebe Informationen über interessierte Unternehmen, es lassen sich aber auch Kontakte schmieden oder erste Orientierungsgespräche führen. Bereits in den ersten Tagen nach der Schließung der Backbetriebe hätten andere Großbäcker Kontakt mit der Arbeitsagentur aufgenommen.
Insgesamt sind derzeit 260 Mitarbeiter der Backbetriebe als arbeitslos gemeldet. Etwa 45 sind es bei Lechbäck. 2016 hatte die Münchner Serafin-Gruppe die Unternehmen gekauft. Im Jahr 2017 wurde nach eigenen Angaben eine halbe Million Euro Verlust eingefahren. Im Jahr darauf flüchteten die Backbetriebe unter den Schutzschirm: Mit dem Sanierungsverfahren wurde versucht, Unternehmen und Arbeitsplätze zu halten. Doch der Plan scheiterte. Im Dezember wurde Insolvenz angemeldet. Tage darauf dann die Hiobsbotschaft: Der Insolvenzverwalter stellt den Betrieb ein. Die Öfen bleiben aus. Kurz vor Weihnachten stimmte die Mehrheit der Beschäftigten, die aufs Gelände der insolventen Großbäckerei gekommen waren, dem Sozialplan zu. Die Beschäftigten nahmen damit auch das Angebot des Gesellschafters an, der einen freiwilligen Sondertopf von über 1,5 Millionen Euro zugesichert hatte. Daraus sollen der Dezember-Lohn, Weihnachtsgelder und Abfindungen ausgezahlt werden. Zusätzlich versprach Gesellschafter Philipp Haindl 200000 Euro für die betroffenen Mitarbeiter der 24 Lechbäck-Filialen im Großraum Augsburg sowie den Werksverkauf am Produktionssitz in Gersthofen. „So eine freiwillige Hilfe habe ich noch nie erleben dürfen“, sagt Elsa Koller-Knedlik.
Die Veranstaltung der Arbeitsagentur beginnt heute um 13.30 Uhr in der Arbeitsagentur. Ange- boten werden Vorträge zu Qualifizierungsmöglichkeiten, zur Selbsteinschätzung und zu Bewerbungshilfen. Außerdem können Teilnehmer mit Vertretern von knapp 30 Firmen aus unterschiedlichen Branchen, die neue Arbeitskräfte suchen, ins Gespräch kommen.
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