Lange Haft für brutalen Überfall mit Schlagstock
Augsburg/Derching Am Ende bitten die jungen Männer um Gnade. "Geben Sie mir die Chance, eine eigene Familie zu gründen", sagt Eren D. (21) im letzten Wort, das jedem Angeklagten am Ende eines Prozesses zusteht. "Ich weiß, dass ich ein ordentliches Leben führen kann." Amir S. (21) sagt: "Ich brauche therapeutische Hilfe. Bei mir ging es nur noch um Drogen." Doch das Gericht fällt ein strenges Urteil: Beide werden zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Nach drei Prozesstagen ist die Jugendkammer des Augsburger Landgerichts überzeugt: Der Raubüberfall, den die beiden jungen Männer auf einen Hausbewohner in Derching verübten, war ein versuchter Mord. Und entsprechend lang muss deshalb die Haftstrafe sein. Das Gericht liegt in seinem Urteil nur wenig unter der Forderung von Staatsanwalt Hans-Peter Dischinger. Der Ankläger hatte den Überfall als "ungewöhnlich brutale und rücksichtslose Straftat" bezeichnet und neun Jahre Haft beantragt. Eren D. und Amir S. waren in der Nacht zum 6. Juni 2009 gegen 2 Uhr nachts in das Wohnhaus in Derching (Kreis Aichach-Friedberg) eingestiegen. Sie hofften, dort eine größere Menge Geld und Drogen zu erbeuten. Doch sie wurden nicht fündig. Deshalb gingen sie ins Schlafzimmer, wo der Bewohner (27) in seinem Bett schlief. Amir S. verpasste dem Opfer einen ersten Schlag mit einem Teleskopschlagstock, danach soll Eren D. ausgerastet sein und wie in Rage auf den Kopf des 27-Jährigen eingeprügelt haben. Später wurde er mit Kabeln an Händen und Füßen gefesselt und über eine Steintreppe in den Keller gestoßen. Der Mann konnte sich später befreien und einen Nachbarn alarmieren.
Ein medizinischer Gutachter sagte im Prozess, es sei dem Zufall zu verdanken, dass der 27-Jährige keine schwersten oder tödlichen Verletzungen erlitt. Psychisch leide der Mann aber noch immer unter dem Überfall, sagte sein Anwalt Stefan Mittelbach. "Er konnte sein Haus nur noch in Begleitung betreten, er konnte dort keine Nacht mehr schlafen." Was das Opfer erlebt habe, sei der "maximale Albtraum".
Beide Angeklagten hatten häufig Drogen genommen und Alkohol getrunken. Auch von "Kampfsaufen" war die Rede. Trotzdem stuften zwei Gutachter die Männer nicht als "drogensüchtig" ein. Beide seien schuldfähig, so die Einschätzung. Die jungen Männer haben sich bei ihrem Opfer entschuldigt. Eren D. zahlte 12 000 Euro Schmerzensgeld, Amir S. will 10 000 Euro bezahlen. "Mein Mandant nimmt diese Entschuldigung an, er glaubt auch, dass sie von Herzen kommt", sagt Stefan Mittelbach. An Rache sei dem Opfer nicht gelegen. "Er wollte nicht, dass die Jungs ,versenkt' werden."
Die Diskussion ist geschlossen.