Die Feuerwehr kurbelt für den Nachwuchs
Die Mannschaften im Landkreis haben teils große Probleme damit, junge Leute für sich zu gewinnen
Im Landkreis müssen einige freiwillige Feuerwehren darum kämpfen, genügend engagierten Nachwuchs zu finden. Viele Jugendliche beschäftigen sich in ihrer Freizeit lieber mit anderen Dingen. Laut Kreisbrandrat Alfred Zinsmeister stieg zwar die allgemeine Anzahl von Jugendlichen bis 18 Jahren von 796 im Vorjahr auf nun 835 leicht an – innerhalb der Ortsvereine gibt es aber deutliche Unterschiede. In manchen Orten ist es fraglich, ob die Helfer zu allen ihren Einsätzen in der erforderlichen Einsatzstärke anrücken können.
Kritisch sehe es zum Beispiel in Dinkelscherben aus, sagt Herbert Steiner, Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Dinkelscherben. Er blickt sorgenvoll auf die nächste Generation innerhalb seiner Mannschaft: „In Zukunft wird es schwierig für uns, wenn wir unsere Einsätze anständig abwickeln wollen.“ Aktuell sei die Mehrzahl seiner Feuerwehrleute zwischen 40 und 50 Jahre alt. Den Rest würden einige wenige 30-Jährige bilden. „Wenn unsere älteren Leute aufhören müssen, haben wir einfach nicht mehr genügend“, so Steiner.
Um die Jugend auf die Feuerwehr aufmerksam zu machen und sie für das Ehrenamt zu begeistern, hat er eine Tombola in der Einsatzzentrale in Dinkelscherben veranstaltet. Erfolg habe er damit allerdings nicht viel gehabt. „Es ist sehr schwer, die Jugendlichen mit zwölf Jahren noch an die Feuerwehr zu binden. Musik- und Sportvereine nehmen die Kinder schon viel früher auf, und deshalb sind sie dort tiefer verwurzelt“, erklärt Steiner. Auch die schulischen Verpflichtungen würden viele davon abhalten, sich noch zusätzlich ehrenamtlich zu engagieren. Das sieht auch Kreisbrandrat Zinsmeister so: „Die Konkurrenzsituation ist ein Thema – gerade in Stadtnähe haben Jugendliche immer mehr Gelegenheiten, wie sie ihre Freizeit ausleben.“ Selbst vor ländlichen Gegenden mache der Trend nicht halt, schließlich sind die meisten Jugendlichen sehr mobil unterwegs.
Wichtig sei, mehrere Jugendliche, die sich unterneinander kennen, gemeinsam anzusprechen. Allein würde kaum jemand in einen neuen Verein eintreten. „Ich glaube allerdings, dass von staatlicher Seite finanzielle Anreize gesetzt werden müssen, um die Existenz der Freiwilligen Feuerwehren dauerhaft zu sichern“, meint Steiner. Die Menschen müssten sich vor Augen führen, wie wichtig die Feuerwehr sei: „Stellen Sie sich einmal vor, dass Ihr Haus Feuer fängt und einfach keiner kommt, um den Brand schnell zu löschen.“
Auch die freiwillige Feuerwehr in Neusäß tut sich schwer damit, Jugendliche für sich zu begeistern. „Das Angebot, wie Jugendliche ihre Freizeit gestalten können, ist heute einfach sehr groß. Da hat man es als Feuerwehr mit einer großen Konkurrenz zu tun“, erklärt Jörg Roehring, Pressesprecher der freiwilligen Feuerwehr in Neusäß. Man müsse sich daher als spannende und anziehende Möglichkeit positionieren. Die Neusässer versuchen über eine Mundpropaganda das Problem zu lösen. Mannschaftsmitglieder würden in Neusäß von Tür zu Tür gehen und versuchen, die Jugendlichen auf die verschiedenen Möglichkeiten bei der Feuerwehr aufmerksam zu machen. Auch der Tag der offenen Tür soll Teil einer Imagekampagne sein.
Christian Kannler ist Kommandant der Feuerwehr Neusäß. Er hofft, dass es in diesem Jahr leichter gehen wird, weil die Feuerwehr eine finanzielle Unterstützung für die Mitgliederwerbung erhält: „Die Stadt Neusäß wird uns für das Jahr 2015 erstmals 10000 Euro zur Verfügung stellen, um effektiver Nachwuchs anwerben zu können.“
Wie man Nachwuchskräfte gewinnen kann, beweist die Feuerwehr Gersthofen. Laut ihrem Vorstand Bernhard Happacher hat die Wehr aktuell keine Probleme bei der Nachwuchsförderung. Es sei sehr erfolgreich gewesen, alle Jugendlichen zwischen 13 und 15 Jahren zusammen mit ihren Eltern persönlich in das Feuerwehrhaus einzuladen. Dadurch hätte die Freiwillige Feuerwehr Gersthofen anfangs 28 neue Mitglieder für sich gewinnen können. „Von diesen 28 sind 22 immer noch fest dabei. Wenn nur 20 dauerhaft bleiben und aktive Mitglieder werden, ist unser Nachwuchs gesichert. Darauf sind wir sehr stolz“, erzählt Happacher.
Wenig erfolgreich seien dagegen die verschiedenen Werbemaßnahmen gewesen, die man im vergangenen Jahr gemeinsam mit einer externen Werbeagentur veranstaltet habe. „Damit konnten wir kaum Jugendliche für uns gewinnen.“
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