Bahnhof: An den Wänden breitet sich der Schimmel aus
Sanieren oder abreißen? Mit dieser Frage zur Zukunft des Westheimer Bahnhofsgebäudes wird sich der Neusässer Stadtrat in den nächsten Monaten beschäftigen. Bei einem Ortstermin hat sich laut Bürgermeister Hansjörg Durz den Kommunalpolitikern ein "ernüchterndes Bild im Inneren des Hauses" gezeigt. Die Wände sind teilweise von oben bis unten voller Schimmel. Von Regine Kahl
Ein Planer hat zurzeit den Auftrag, ein Nutzungskonzept für das Gebäude und das gesamte Areal um den Bahnhof zu erarbeiten. Eigentümer des großen Bahnhofsgebäudes ist die Deutsche Bahn. Im vergangenen Jahr hatte sich bereits eine Lösung zur Sanierung abgezeichnet, die dann aber wieder platzte. Ein in Neusäß ansässiger Unternehmer wollte das Gebäude kaufen und für Büroräume nutzen, die Stadt hätte die Gestaltung der Freiflächen übernommen.
Der Unternehmer habe mit der Bahn einen Vertrag ausgehandelt, in den die Stadt nun möglicherweise einspringen könne, erklärt Bürgermeister Hansjörg Durz. Die Konditionen seien nämlich besser als in dem Verkaufsangebot, das die Bahn der Stadt vor längerer Zeit gemacht hat. Grundproblem bei der Kauffrage: der sehr schlechte Zustand des Gebäudes, das übrigens nicht unter Denkmalschutz steht.
Erster Stock und Erdgeschoss sind seit Längerem unbewohnt. Früher gab es dort einmal eine Gaststätte und einen Kiosk. Die Fassade zieren Schmierereien, schlimmer aber ist die Substanz des Hauses im Inneren. Die Wände schimmeln grün und schwarz, das Dach ist undicht. Wasserschäden sind die Folge. Die Bahn hat auf ein Schreiben der Stadt hin zugesichert, dass das Dach abgedichtet werde. Bis dahin werde als Provisorium eine Blechwanne für den Auffang des Wassers aufgestellt.
Die Besitzverhältnisse auf dem Gelände rund um den Bahnhof sind komplex und machen daher eine Gesamtgestaltung des Gebietes schwierig. So habe die Bahn zum Beispiel einige Wege zu "Tabuzonen" erklärt. Zwei kleine Häuser neben dem Bahnhof wolle das Unternehmen auf keinen Fall verkaufen. Das benachbarte Postgebäude steht hingegen zum Verkauf und soll in das Gesamtkonzept einbezogen werden.
"Als extrem schwierig und frustrierend" bezeichnet Bürgermeister Durz die Verhandlungen mit der Bahn. Er vermisst einen festen Ansprechpartner, mit dem über die Zukunft von Bahnhofsgebäude und Umfeld geredet werden kann. Für jedes Sachgebiet sei aber ein anderer Mitarbeiter zuständig.
Zwei Schritte sind nach Meinung des Bürgermeisters zu klären, bevor sich die Stadt für eine Investition in das Gebäude entscheidet: Erst muss ein Nutzungskonzept des Planers vorliegen, dann müssen potentielle Nutzer gefunden werden. Wohnungen in einem Haus neben dem Bahngleis sind wohl kaum zu vermarkten. Vorstellbar wären Büros mit entsprechendem Lärmschutz.
Der Bürgermeister hat eine klare Meinung zur Zukunft des Bahnhofs: "Ich würde hier wirklich gerne etwas machen." Das Areal sei nun einmal der Mittelpunkt von Westheim. Außerdem würden ansprechbare Bahnstationen im Zuge der besseren Vertaktung, der demografischen Entwicklung und der steigenden Spritpreise immer wichtiger.
Die in Auftrag gegebene Planung, die das Gebiet vom Park-and-ride-Platz bis zum ehemaligen Attinger-Gelände umschließt, wird noch im ersten Halbjahr auf die Tagesordnung im Stadtrat kommen. Regine Kahl
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