"Viele sammeln, haben aber keine Ahnung"
Schon als kleiner Bub war Günther Groß in den Pilzen. Sein Großvater hat ihn immer mitgenommen. "Das war vor ungefähr 60 Jahren", erinnert sich der 66-jährige Vorstand des Pilzvereins Augsburg/Königsbrunn. Wir sprachen mit Groß über sein Hobby, über die Pilzsaison und darüber, worauf Pilzsammler - oder solche die es noch werden wollen -achten sollten.
Herr Groß, was bedeutet Ihnen Ihr Hobby?
Groß: Pilze sind mehr als nur ein Hobby für mich. Ich interessiere mich für alle Pilze, die essbaren sowie die giftigen. Mich interessiert der Pilz, wie einen Vogelkundler der Vogel interessiert. Mein Ziel und das des Vereins ist der Naturschutz und die Erstellung von Pilzkarten, also wo es welche Pilze gibt. Diese Daten übermitteln wir dann an bundesweite Stellen.
Welche Gebiete können Sie empfehlen?
Groß: Im Siebentischwald braucht man nicht zu suchen. Aber um Augsburg herum gibt es sehr viele Pilze in den Wäldern. Sie können überall in der Westlichen Wäldern suchen, in Welden, in Schwabmünchen, Derching und so weiter. Der Boden sollte moosig sein, nicht voll von Seegras.
Wie beurteilen Sie die diesjährige Pilzsaison?
Groß: Es gibt früher und mehr Pilze als im letzten Jahr. Beispielsweise sehr viele Steinpilze und Täublinge. Das liegt am vielen Regen. Aber Wärme braucht es dafür auch.
Worauf sollte man achten, wenn man in die Pilze geht?
Groß: Abgesehen vom Frühaufstehen und dem scharfen Messer? Ich finde es sehr wichtig, dass man den Pilz mitsamt seinem ganzen Stiel erntet. Nur so kann man den Pilz sicher bestimmen. Viele Leute schneiden ihn leider ab und lassen sein wichtiges Unterscheidungsmerkmal in der Erde stecken. Wenn man zu einer Pilzberatung geht, sollte man unbedingt den ganzen Pilz mitbringen.
Was raten Sie Anfängern?
Groß: Jemand, der sich nicht gut auskennt, sollte auf keinen Fall alleine Pilze sammeln. Dann ist es klar, dass er leicht mal einen giftigen Knollenblätterpilz mit einem Champignon verwechselt. Wichtig ist, dass man vorher einen Pilzlehrgang besucht oder mit einem erfahrenen Pilzsammler zusammen geht.
Welche Pilze sollte ein Anfänger sammeln?
Groß: Lieber weniger Sorten. Nur die paar, die er wirklich gut kennt. Nicht, dass er einen Graukopf erwischt. Der ist tödlich. Das tritt aber erst acht bis zehn Tage nach dem Verzehr auf.
Wie hilfreich sind Bücher?
Groß: Gute Pilzbücher sind sehr wichtig. Aber sie sollten immer aktuell sein. Viele Pilze, die vor ein paar Jahren empfohlen wurden, sind heute mit Vorsicht zu genießen.
Wie sieht es mit Radioaktivität aus?
Groß: Es gibt immer noch belastete Pilze, auch wenn das Reaktorunglück von Tschernobyl lange zurückliegt. Maronenröhrlinge, auch Braunkappen genannt, sind beispielsweise stärker belastet. Die esse auch ich eher selten. "Seite 5
Pilzlehrgänge Der Verein bietet am 10. und am 24. September Pilzlehrgänge an. Außerdem gibt es aktuell zur Pilzsaison immer montags von 16-17.30 Uhr eine Pilzberatung in der Viktualienhalle des Augsburger Stadtmarktes. Am 18. September organisiert der Pilzverein eine Herbstwanderung im Eurasburger Forst. Informationen unter www.pilze-augsburg.de
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