400 Jahre alter Grenzstein verstaubt im Keller
Über 20 Jahre lang verstaubte ein seltenes Kulturdenkmal im Keller des Augsburger Vermessungsamts, bis man es vor dem Umzug entdeckte: 1984 wurde nach einem Manöver der Bundeswehr von einem Messtrupp des Vermessungsamts Augsburg ein fünf Zentner schwerer und 125 Zentimeter hoher Grenzstein entdeckt, der mit der Jahreszahl 1609 datiert war und in den vier Wappen eingemeißelt waren. Von Angela David
Von Angela David
Wollbach/Augsburg. Über 20 Jahre lang verstaubte ein seltenes Kulturdenkmal im Keller des Augsburger Vermessungsamts, bis man es vor dem Umzug entdeckte: 1984 wurde nach einem Manöver der Bundeswehr von einem Messtrupp des Vermessungsamts Augsburg ein fünf Zentner schwerer und 125 Zentimeter hoher Grenzstein entdeckt, der mit der Jahreszahl 1609 datiert war und in den vier Wappen eingemeißelt waren.
Um ihn vor Verlust oder Zerstörung zu bewahren, hievte man das Unikat mit vereinten Kräften in den VW-Käfer des Messtrupps. Schließlich landete der Stein im Keller des Vermessungsamts in der Holbeinstraße in Augsburg. Dort lagerte er zwei Jahrzehnte und drohte in Vergessenheit zu geraten. Erst im Rahmen des Umzugs in den Fronhof 12 vor drei Jahren rückte er wieder ins Blickfeld.
"Ich hatte ausgerechnet gerade mein Buch über Wappen fertiggestellt, da erfuhr ich von dem seltenen Grenzstein", erzählt Kreisheimatpfleger Prof. Walter Pötzl. Vermessungsamtsleiter Karlhans Feyrer hatte ihn verständigt, um Näheres über den Grenzstein zu erfahren.
"Absolute Rarität"
"Wir wussten ja nicht, was die Wappen bedeuten", so Feyrer. Aber Pötzl wusste es: Neben dem Wappen der Fugger sind deutlich die Wappen des Augsburger Bischofs Heinrich von Knöringen, der Augsburger Patrizierfamilie Baumgartner sowie dem süddeutschen Adelsgeschlechts von Freyberg erkennbar. "Ein auf allen vier Seiten mit unterschiedlichen Wappen versehener historischer Grenzstein ist eine absolute Rarität", schwärmt Feyrer. Selten ist laut Pötzl vor allem die Datierung, denn bei den meisten Grenzsteinen wisse man nicht, von wann sie stammen.
Auch der Standort ist nicht mehr nachvollziehbar, heute ist das Gebiet bei Wollbach Staatswald.
Für Vermessungsamtschef Feyrer ist dies ein idealer Aufstellungsort, da damit eine direkte Verbindung zur Geschichte des Amtsgebäude hergestellt wird, das bis zum Jahr 2005 die Forstdirektion Oberbayern/Schwaben beherbergte. Aus dieser Zeit stammt auch der stattlichen Hirschkopf aus Bronze, der über dem Eingang des jetzigen Gebäudes thront und ein beliebtes Fotomotiv darstellt. "Der Stein dient gleichermaßen als Symbol für die Vermessungstechnik und die Forstwirtschaft", meint Feyrer.
Die Diskussion ist geschlossen.