Sie war nicht nur als Künstlerin eine Gersthofer Persönlichkeit
Gertrud Öttl ist die Erfinderin des Kol-La-Männchens im Gersthofer Fasching und hat sich viele Jahre für andere Menschen eingesetzt. Nun ist die Künstlerin gestorben.
Ohne sie gäbe es das Kol-La-Männchen – das quirlige Maskottchen der Gersthofer Faschingssitzungen nicht. Und auch sonst hat Gertrud Öttl Jahrzehnte lang zum Leben der Stadt beigetragen. Nun ist die Grafikerin und Malerin wenige Wochen vor ihrem 92 Geburtstag gestorben.
Gertrud Öttl, geboren im Juni 1932, stammte aus Clausthal-Zellerfeld im Harz, einer Stadt im niedersächsischen Landkreis Goslar. „Mein Vater war Chemiker, und wir zogen nach Leuna, als ich vier Jahre alt war“, erzählte sie anlässlich ihres 90. Geburtstags vor zwei Jahren im Gespräch mit unserer Redaktion. Nach dem Krieg floh ihr Vater, der in der Leitung einer Firma für synthetische Treibstoffe arbeitete, vor den Russen.
„In Bayreuth fanden wir bei den Großeltern Unterschlupf.“ In der Festspielstadt ergab es sich gleichsam von selbst, dass sie mit der Musik von Richard Wagner aufwuchs. Als der Vater schließlich zu den damaligen Farbwerken Hoechst nach Gersthofen wechselte, kam sie ebenfalls an den Lech. Sie entschloss sich, in München auf der Modeschule zu studieren.
Nicht nur den Gersthofer Kulturkreis geleitet
Im Zug nach München begegnete sie ihrem späteren Mann, dem Architekten Hermann Öttl. 1957 haben die beiden geheiratet. Im Lauf der Zeit bekam das junge Paar zwei Söhne und zwei Töchter. Zunächst arbeitete sie noch in Augsburg mit Kurt Glaser: „Dieser hat angefangen, Karikaturen in die Werbung zu bringen, und ich habe seine Skizzen dann umgesetzt.“ Doch nach dem zweiten Kind sei dies nicht mehr gegangen.
So kam sie schließlich zum Malen, blieb dabei aber stets beim Figürlichen. Ihr Mann Hermann Öttl wurde ein renommierter Architekt, der unter anderem in Gersthofen den Bau der Pfarrkirche Maria, Königin des Friedens sowie die Renovierung des denkmalgeschützten Gasthofs Strasser verantwortete. "Mich hat die Mode immer interessiert als Geschichte, denn in der Kleidung zeigt sich die Entwicklung der Freiheit“, sagte sie.
Vielfältige Einsätze für Gersthofer Vereine und Organisationen
Große Wertschätzung bei den Gersthoferinnen und Gersthofern errang sich Gertrud Öttl durch vielfältige Einsätze für Vereine und Organisationen. Unter anderem ist sie Mitbegründerin und war lange Vorsitzende des Gersthofer Kulturkreises und auch in der Jury des Gersthofer Kunstpreises. Jahrelang malte sie gemeinsam mit Seniorinnen. Einen dauerhaften Platz in der Gersthofer Geschichte erwarb sie sich durch ihren Einsatz für die Gersthofer Kol-La-Faschingssitzungen. Sie war verantwortlich für das Kol-La-Männchen, das Maskottchen der Faschingssitzungen seit mehr als 50 Jahren. Viele Jahre gestaltete die Künstlerin auch jeweils den Kol-La-Faschingsorden.
Der Trauergottesdienst für Gertrud Öttl findet am Freitag, 17. Mai, um 9 Uhr in der Pfarrkirche Maria Königin des Friedens in Gersthofen statt. Die Beisetzung ist im engsten Familienkreis.
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