Nach "The Biggest Loser": Nimmt Tobias Fleischmann zu schnell ab?
Der Gersthofer Tobias Fleischmann hat nach "The Biggest Loser" 50 Kilogramm abgenommen. Der Ernährungsberaterin Andrea Lams geht das zu schnell. Sie kritisiert die Show scharf.
50 Kilo in acht Monaten abzunehmen hat „Biggest Loser“-Kandidat Tobias Fleischmann geschafft. Doch ist das auch gesund? Wir fragten Ernährungsberaterin Andrea Lams aus Bobingen.
Frau Lams, Sie sind Fachfrau für Ernährung und Gewichtsmanagement (IHK) und leiten eine „Weight-Watchers-Gruppe. Bewundern Sie Tobias Fleischmann für seine Abnehmerfolge?
Lams: Verstehen Sie mich nicht falsch – ich finde das klasse, was er geschafft hat. Aber mir stehen da die Haare zu Berge.
Wieso das? Nimmt er zu schnell ab?
Lams: Ja. Wir peilen etwa ein Kilogramm pro Woche an. Natürlich kann man schneller abnehmen, aber das ist nicht gesund. Sie können sich ihren Tagesverbrauch errechnen. Wenn sie diesen Wert leicht unterschreiten, nehmen sie ab. Wenn sie zu viel wollen, wird das ungesund.
Tobias Fleischmann lebt also weiterhin ungesund?
Lams: Er sagt zum Beispiel, dass er nicht frühstückt. Dabei ist das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages. Es ist bewiesen, dass Menschen, die nicht frühstücken, dafür über den Tag verteilt sogar noch mehr essen. Außerdem isst er für sein Gewicht zu wenig Kalorien.
Ist das denn nicht gerade der Sinn einer Diät, weniger zu essen?
Lams: Es geht nicht darum, eine Diät zu machen, sondern darum, seine Essgewohnheiten umzustellen. Ausschlag gebend ist die Energiebilanz. Wenn Sie ihrem Körper weniger Energie zuführen, als er verbraucht, nehmen Sie ab. Eine Diät wirkt nur kurzfristig, nur eine Ernährungsumstellung führt dauerhaft zum Wunschgewicht. Was die in der Show veranstalten ist eine Crash-Diät. Die ist spektakulär, aber nicht alltagstauglich. Das provoziert nur den Jo-Jo-Effekt.
Er sollte also mehr Kalorien essen?
Lams: Zum Glück hat er einen Berater und geht ja schon langsam mit den Kalorien rauf. Aber auch die 1500 Kalorien, die er jetzt am Tag zu sich nimmt, sind für sein Gewicht von 150 Kilogramm viel zu wenig. Damit ist der Körper nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt. In der Show hat er ja wohl nur 600 bis 700 Kalorien zu sich genommen. Das reicht nicht mal für zwei Portionen Kalzium. Von den anderen Nährstoffen ganz zu schweigen. Das ist ganz einfach krank. Kalziummangel etwa kann zu Knochen- oder Zahnproblemen führen. Wer so abnehmen will, der wird erst einmal ausgehungert. Die Gefahr ist auch, dass man auf diese Art und Weise nach vier Wochen sagt: Ich kann nicht mehr. Wenigstens ist er aus dieser Show raus.
Was macht die Show denn so schrecklich in ihren Augen?
Lams: Dass man als Zuschauer nicht oder kaum sieht, was die Kandidaten essen und dass es keinen Lerneffekt gibt, stört mich. Man lernt nichts über gesunde Ernährung. Noch schlimmer ist der Sport, den die machen müssen. Als Zuschauer lernt man: Ich muss mich schinden, um abzunehmen. Das Gegenteil ist richtig.
Und als Teilnehmer?
Lams: Da bekommt man schnell Probleme. Mich wundert, dass da noch keiner einen Herzstillstand hatte. Bisher hatten die wirklich Glück. Dieses ganze Krafttraining geht auf die Gelenke, die Wirbelsäule. Ich verstehe nicht, dass die so etwas mit den Leuten machen.
Nach der Show macht Tobias Fleischmann mehr Konditionssport, will beim Silvesterlauf in Gersthofen teilnehmen.
Lams: Das macht es nicht viel besser. Gehen ist ja in Ordnung. Aber joggen ist auch nicht toll für die Gelenke, die Sehnen, die Knie. Bei 150 Kilo Gerwicht sind gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen und Gehen angesagt. Kaufen Sie sich einen Schrittzähler und gehen Sie täglich 15000 Schritte.
Hatten Sie in ihren Gruppen ähnliche Fälle wie Herrn Fleischmann?
Lams: Ich erinnere mich an eine Dame, die 130 Kilogramm wog. Die hat 40 Kilogramm abgenommen. Längst nicht so schnell wie die Kandidaten bei „Biggest Loser“ – dafür aber ohne Jo-Jo-Effekt.
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