In Augsburg soll auf mehreren Hauptstraßen künftig Tempo 30 gelten
Einige Straßen in Augsburg sollen bald ein 30er-Temoplimit bekommen. Womöglich ist das nur ein erster Schritt. Auf diesen Strecken müssen Autofahrer bald langsamer fahren.
Die Stadt will bis zum Sommer einige Hauptstraßen in Augsburg mit einem Tempo-30-Limit versehen. Konkret geht es um die Pferseer Straße, die Wertachstraße, den Oberen Graben und die Bgm.-Aurnhammer-Straße. Grundlage für den Schritt ist die Überschreitung der Lärmwerte in diesen Straßen. Grundsätzlich, so Baureferent Gerd Merkle (CSU), würde man gerne auch in einer Reihe weiterer größerer Straßen die Geschwindigkeit drosseln.
Man arbeite gemeinsam mit neun weiteren deutschen Städten an einem Positionspapier, das es Kommunen erlauben soll, von der in der Straßenverkehrsordnung festgeschriebenen 50er-Regelgeschwindigkeit einfacher Ausnahmen zu machen. Aktuell sei dies an bestimmte Vorgaben gebunden, etwa die Frage, ob es sich um einen Unfallschwerpunkt handelt. Das, so Merkle, bedeute im Umkehrschluss aber, dass man an manchen gefährlich scheinenden Stellen erst warten müsse, bis etwas passiert. Stadtplanerische Überlegungen, etwa dass man Geschäftsstraßen so für Passanten attraktiver machen könne, fielen bisher völlig hinten runter.
Um dennoch handeln zu können, setzt die Stadt in einem ersten Schritt auf die Hintertür mit den Lärmgrenzwerten. Die Pferseer Straße, in der Tempo 30 schon lange eine Forderung von Radfahrern ist, soll nun mit dem Tempolimit versehen werden, nachdem die Pferseer Unterführung schon vergangenes Jahr eine entsprechende Begrenzung bekam. Mit der Neuregelung gebe es nun vom Unterführungsbeginn bis zum Pferseer Schlössle Tempo 30.
Bis August soll das Tempolimit an Augsburger Straßen eingeführt sein
Auch in der Wertachstraße zwischen Arbeitsagentur und Wertachbrücke (dort läuft aktuell ein Umbau mit besseren Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und neuen Gehwegen) wird die Geschwindigkeit gedrosselt. In der Innenstadt soll der Obere Graben zwischen Jakoberstraße und Vogeltor zum Lärmschutz der Anwohner ein Tempolimit bekommen. Und auch die Bgm.-Aurnhammer-Straße in Göggingen, deren Sanierung als Einkaufsstraße und Stadtteilzentrum zuletzt aus Geldgründen verschoben werden musste, soll sofort Tempo-30-Schilder bekommen. „Wir warten nicht, bis die Straße umgebaut wird“, so Merkle. Stehen sollen die Schilder bis zum August. Mitunter werde es recht schnell gehen, teils werde man Ampeln umprogrammieren müssen, was länger dauert.
Im Bauausschuss des Stadtrats, wo Merkle die Pläne der Verwaltung am Donnerstag vorstellte, gab es deutliche Zustimmung. CSU-Fraktionschef Leo Dietz sprach von einem „großen Wurf“. Speziell in der Bgm.-Aurnhammer-Straße habe es immer geheißen, dass eine Temporeduzierung wegen ihres Status als Bundesstraße schwierig sei. „Wenn man es auf diese Weise schafft, dann ist das auch gut.“ Grünen-Stadtrat Deniz Anan sagte, mit den vier neuen Tempolimits tue man etwas für die Umwelt, aber auch etwas für die Gesundheit der Anwohner und die soziale Gerechtigkeit. „An Hauptstraßen wohnen nicht unbedingt die, die viel Geld haben“, so Anan. Er erinnerte daran, dass das Thema Tempo 30 in Straßen, wo es möglich ist, im Koalitionsvertrag steht. Auch von der Sozialfraktion und der Bürgerlichen Mitte kam Zustimmung.
Gegen Tempo 30 auf Augsburger Straßen gibt es auch Kritik
Widerspruch kam von AfD-Stadtrat Markus Striedl. Es gebe durchaus noch andere Möglichkeiten, um Lärmgrenzwerte in Hauptstraßen einzuhalten, etwa andere Ampelschaltungen oder einen lärmschluckenden Straßenbelag. Die Bgm.-Aurnhammer-Straße sei eine Durchgangsstraße und kein Wohngebiet. „Die Gögginger wollen Tempo 30 haben, regen sich aber in Inningen darüber auf. Das gilt auch umgekehrt. Verkehr ist immer nur da schlecht, wo man selbst wohnt“, so Striedl. Außer bei Wohngebietsstraßen solle es bei Tempo 50 bleiben.
In Augsburg werden Forderung nach weiteren Tempolimits laut
In der Sitzung gab es sogleich noch die Forderung nach weiteren Tempo-30-Regelungen, etwa in der Inninger Straße (Stadträtin Margarete Heinrich) oder in der Friedberger Straße im Hochzoller Zentrum (Sozialfraktions-Stadtrat Gregor Lang). Bereits heute ist ein Großteil der Straßen in Augsburg mit einem 30er-Tempolimit belegt. Straßen in Wohngebieten liegen, außer sie haben Erschließungsfunktion, inzwischen so gut wie immer in Tempo-30-Zonen. In Neubaugebieten setzt die Stadt sogar verstärkt auf verkehrsberuhigte Straßen mit Schrittgeschwindigkeit. Laut Merkle würde sich nur ganz vereinzelt etwas ändern, wenn Tempo 50 nicht mehr die bindende Geschwindigkeit in der Straßenverkehrsordnung wäre. „Der größte Effekt wäre, dass wir eine ganze Reihe von Schildern abbauen könnten.“
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Die Diskussion ist geschlossen.
>> In Neubaugebieten setzt die Stadt sogar verstärkt auf verkehrsberuhigte Straßen mit Schrittgeschwindigkeit. <<
Einer der ganz sicheren Methoden die Vorteile beim Auto zu lassen und Fahrradverkehr unattraktiv zu machen; immer wieder fassungslose Blicke von den Fahrern der 5.000 Euro Lastenradpanzer, wenn sie von einem Ordnungsdienst gebremst werden.
Der ÖPNV verliert in Augsburg sowieso massiv an Bedeutung; immer teurer und immer langsamer lassen sich die Menschen nicht gefallen. Es fehlt jedes Konzept für wettbewerbsfähigen ÖPNV; ich empfehle eine Fahrt aus dem Gebiet der ehemaligen Sheridan Kaserne mit der Linie 42 oder aus Göggingen Süd-Ost mit der Linie 36 in Richtung Innenstadt oder Industriegebiet Lechhausen. Das könnte der Stadtrat mal gemeinsam machen - dann würden sie verstehen, warum Menschen Auto fahren und die Mobilitätsdrehscheibe unter dem HBF wenig bringen wird.
>> Grünen-Stadtrat Deniz Anan sagte, mit den vier neuen Tempolimits tue man etwas für die Umwelt, aber auch etwas für die Gesundheit der Anwohner und die soziale Gerechtigkeit. <<
Na wenn das so ist macht nur zu - wird spannend mit den Städten nach Corona...
>> In Neubaugebieten setzt die Stadt sogar verstärkt auf verkehrsberuhigte Straßen mit Schrittgeschwindigkeit. <<
Ja genau, das ist voll die geile Idee, Fahrradfahren attraktiver zu machen. Die checken es nicht, dass auch Fahrradfahrer in verkehrsberuhigten Bereichen nur max. 7 km/h fahren dürfen. Das macht in ströhmenden Regen und völlig leerer Straße natürlich viel Freude, aber auch bei Sonnenschein und wenig frequentiertem Bereich.
Allerdings: Seit wann halten sich Fahrradfahrer an irgendwelche Regeln. : . )
Das ist auch das Problem bei der Nord-Süd Verbindung durch die Parks der ehemaligen Kasernengebiete im Augsburger Westen. Es gibt da zwischen Radweg an der Wertach entlang und landwirtschaftlichen Wegen zwischen Stadtbergen und Steppach keinerlei Radwege im Nord-Süd Verlauf! Mittendrin die eigentlich tollen neu angelegten Wege durch die Kasernen - leider Fußwege mit Fahrrad frei Schild (= offiziell Schrittgeschwindigkeit).
Und diese "Fahrradaktivisten" verhandeln irgendwas mit Radparkplätzen am Zoo...
@ Anton
Ist doch ganz einfach:
Wenn der ÖPNV Sch.... und überteuert, die anderen Fahrgäste zum Teil das tägliche Zusammenleben auf seltsame Art und Weise aushandeln, dann macht man nicht den ÖPNV attraktiver sondern nimmt Alternativen weg, so dass der Mist alternativlos ist. Das nennt sich dann Grüne Politik.
Autos sind laut und stinken, deshalb müssen sie aus der Stadt weg. Jetzt sind Elektro Autos aber nicht mehr so laut und stinken überhaupt nicht.
Egal! Autos müssen weg, weil man sonst Populismus gerade nicht ausüben kann. Dann sind sie halt zu leise zu sauber und wegen ihnen ist es unübersichtlich.
Vom Grundsatz her ok - nicht warten bis was passiert ist, sondern handeln wenn man davon überzeugt ist.
Und der Individualverkehr muss grundsätzlich verringert, deutlich verringert werden. Es muss vielmehr Platz für ÖPNV und Fahrräder geschaffen werden.
Die Geschwindigkeit wird nicht wegen der Sicherheit sondern wegen dem Lärm verringert. Die Leute wollen immer "in der Stadt" wohnen, aber die Nachteile will keiner aushalten.
@ Erwin
Bitte begründen Sie Ihre unsinnige These, dass der Individualverkehr dringend verringert werden muss?! Wieso ist es besser, mit vielen Menschen, die Krankheitserreger und Gerüche verteilen, im ÖPNV zu sitzen?
Freilich hat der Hartz 4ler Zeit für die Bimmel Bahn. Berufstätige aber nicht!
Hartz IV wächst nicht auf dem Baum, sondern wird aus den Berufstätigen herausgepresst.
Nützt alles nichts wenn nicht kontrolliert wird!
Der "normale" Autofahrer fährt innerorts doch zwischen 60 und 70 km/h. Wenn Tempo 30 kommt, dann fahren halt die meisten so schnell, wie es innerorts vorgesehen ist, also zwischen 40 und 50 km/h. Passt doch.
>> Der "normale" Autofahrer fährt innerorts doch zwischen 60 und 70 km/h. <<
Auf autobahnähnlichen Straßen mit baulich getrennten Radwegen ergibt sich das vielfach; in der Wertachstraße gibt es diesen Tempobereich sicher nicht.
Schwachsinn Elektroautos machen doch viel weniger Lärm. Jetzt überholen die Radler dann die Autos. Hoffentlich halten sie dann wenigstens den mindestabstand von 1.5 Metern ein
Was für ein Unsinn. Der große Wurf? Noch schnell vor der Bundestagswahl irgendeinen Käse durchdrücken. Reiner Populismus, um bei den Grünen Wählern zu fischen.
Tempo 30 kann man, wenn denn unbedingt gewollt, in den Nebenstraßen einführen. Da wäre es sinnvoll aber nicht auf den Hauptverkehrsadern.
Und was viele vergessen, jetzt wo die emissionsfreien lautlosen Elektro Autos kommen, ist das unnötige Geplapper von Autos aus der Stadt dann auch nur noch unbegründeter Unsinn.
"Und was viele vergessen, jetzt wo die emissionsfreien lautlosen Elektro Autos kommen, ist das unnötige Geplapper von Autos aus der Stadt dann auch nur noch unbegründeter Unsinn. "
Zu einem sind lautlose Autos für andere Verkehrsteilnehmer gefährlicher, weil lautlos. Zum anderen sind ab 35 bis 50 kmh die Rollgeräusche so laut wie die Motorengeräusche bzw. der Auspuff. Zumindest bei den meisten Autos, solange diese nicht künstlich lauter gemacht werden.
https://www.umwelt.nrw.de/umwelt/umwelt-und-gesundheit/laerm/strassen-und-schienenverkehrslaerm/leise-fahren
Zum anderen. Die Innenstädte ersticken am motorisierten Individualverkehr mit dem PKW. Von den Parkplätzen ganz abgesehen. Sehe da ehrlich keinen Untershcied zwischen Verrenner und Elektrisch.
Auf Hauptverkehrsstraßen die Geschwindigkeit auf 30 kmh drosseln, sehe ich eher kritisch. In Wohngebieten eigentlcih bereits ein Muss. Abgesehen, dass aufgrund der dortigen Parksituation und Übersichtlichkeit quasi auch schon maximal 30 kmh gegeben ist. Auch ohne Schild. Leider brauchen viele Zeitgenossen ein Schild, um dann auch wirklich ihre Geschwindigkeit entsprechend zu reduzieren.