Flüchtlinge in Augsburg: Sechs Kinder, keine Wohnung
Die Iedis flohen aus Syrien. Eine Tochter ist behindert, die andere versucht, die Familie in der Unterkunft Ottostraße zu managen.
Um keine andere Asylunterkunft gab es so viel Ärger wie um die in der Ottostraße. Anwohner erfuhren 2013 von Bauarbeitern bzw. aus unserer Zeitung, dass in dem alten Gewerbebau 200 Flüchtlinge einziehen sollten. Sie liefen Sturm, es gab hitzige Diskussionsabende mit Stadt und Regierung, weil die Menschen sich hintergangen fühlten. Die Bewohnerzahl in dem Gebäude, das das Lechhauser Unternehmen Construct Lion gekauft, renoviert und an die Regierung vermietet hatte, wurde gesenkt. Aktuell leben dort 156 Menschen, darunter viele Familien. Viele sind ehemalige Mitarbeiter der Bundeswehr in Afghanistan, die dort nun um ihr Leben fürchten müssen. Einer davon ist Professor. Früher waren es syrische Kriegsflüchtline; die meisten von ihnen haben inzwischen eine Wohnung gefunden. Nicht so die Familie Iedi. Sie hat sechs Kinder zwischen drei und 17 Jahren. Ein Mädchen ist schwer geistig behindert.
Ein Jahr und zwei Monate sind sie schon in Deutschland, vorher lebten sie drei Jahre in der libanesischen Hauptstadt Beirut, wo der Vater die Familie als Gemüseverkäufer durchbrachte. In Deutschland aber tun sie sich schwer. Essam Iedi, ursprünglich Autohändler, besucht zwar einen Deutschkurs, sagt aber: „Es geht nicht mehr in meinen Kopf.“ Später erzählen Bekannte, er sei traumatisiert, habe viele Angehörige im Krieg verloren. Das Haus der Iedis wurde zerbombt. Familien-Managerin ist die älteste Tochter Siba. Die 17-Jährige hat schnell gut Deutsch gelernt, einen Sprachtest absolviert, besucht nun eine Klasse der Eckert-Schulen, die eigentlich verkrachten Existenzen vorbehalten ist. Und träumt davon Krankenschwester zu werden – was man der jungen Frau jederzeit zutraut. Wäre sie in Deutschland aufgewachsen, würde sie wohl Medizin studieren. So aber zahlt das Jobcenter den nächsten Deutschkurs nicht, sie hat also keine Chance, ihren Quali zu machen. Die Berufsschul-Übergangsklassen für Migranten sind überfüllt.
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