Alte Technik zum Anfassen
Gögginger Geschichtskreis spendet Werkstatt der Hochschule eine Druckmaschine
Der Siegeszug des Computers in den vergangenen Jahrzehnten erleichterte den Menschen nicht nur die Arbeit, er ermöglichte auch eine scheinbar unbegrenzte Zahl an Gestaltungsmöglichkeiten. Die Entwicklung ging zulasten des Handwerks, das über Hunderte Jahre Techniken entwickelt hat.
Nun besinnt sich die Hochschule Augsburg wieder auf die alten Traditionen und baut derzeit eine Werkstatt im Erdgeschoss des L-Baus auf. „Es ist ein Stück weit Kulturpflege. Bis vor zehn Jahren war der Bereich des Handsatzes völlig tot und die Werkstätten verschwanden aus den Hochschulen. Das Bewusstsein kehrt zurück“, hat Typografie-Professor Michael Wörgötter von der Fakultät für Gestaltung festgestellt. Es gibt nun in Augsburg auch wieder einen Werkstattmeister.
In der analogen Technik sieht er eine Bereicherung für seine Studenten. Schließlich könnten diese ihre Produkte „anfassen und begreifen“. Sätze aus Blei, Aluminium und Holz sowie erhaltene Schmuckelemente bieten die Möglichkeit für vielfältige Experimente. „Die Holzschriften haben wir aus Dresden bekommen. So etwas findet man heute nur noch ganz selten. Es ist ein kleiner Schatz.“ Meist stammt das Ausgangsmaterial vom Birnen- oder Kirschbaum. Zudem kommen die Studenten mit anspruchsvollen Techniken in Kontakt. Schließlich dauerte die Berufsausbildung des Setzers fünf Jahre.
Unerwartete Unterstützung bei der Wiedereinrichtung der Werkstatt bekam die Hochschule vom Geschichtskreis Göggingen. Dieser vermittelte eine Druckmaschine von Asbern aus dem Jahr 1955. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen, das bis 1971 in Göggingen ansässig war. Die Maschine ermöglicht unter anderem Lithografien und Buchdrucke.
Das Geschenk war jedoch mit mehreren Herausforderungen verbunden. So stand das 600 Kilogramm schwere Gerät in einer Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt im baden-württembergischem Geislingen. „Der Transport mit einer Spedition hätte 2000 Euro gekostet. Das können wir uns nicht leisten“, so Wörgötter. Also schrieb er Studenten an und fuhr mit dem hochschuleigenen Transporter und Hubwagen und vier Studenten zur Abholung. Das Einladen dauerte fast drei Stunden, auch weil dabei acht Treppenstufen überwunden werden mussten. „Wir haben uns zentimeterweise vorgearbeitet.“
Nach dem Transport tauchte ein weiteres Problem mit der seit 20 Jahren nicht mehr benutzten Druckmaschine auf. „Wir brauchten jemanden der uns beim Einstellen der Walzen hilft. Das ist eine diffizile Angelegenheit“, so Werkstattmeister Manfred Heinrich. Hilfe kam auch in diesem Fall vom Gögginger Geschichtskreis. Dessen Vorsitzende Helga Eberle fand über Kontakte einen früheren Mitarbeiter von Asbern, der noch wusste, wie die Walzen einzustellen sind.
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