Vom Opa missbraucht: Zwei Frauen erzählen, wie sie noch heute leiden
Plus Zwei Frauen erzählen, wie sich der Stief-Opa nicht nur an ihnen vergangen hat. Jedes Opfer schwieg aus Scham. Jahre später bringt ein Vorfall eine Lawine ins Rollen.
Jahrelang haben Jutta W.* und Martina K.* geschwiegen, wie ihre anderen Cousinen und ein Cousin letztendlich auch. Die Scham war zu groß über das, was der „liebe Opa“ ihnen als Kinder angetan hatte. Der „liebe Opa“, so wurde er in der Familie genannt, ist der Stief-Großvater der beiden nun erwachsenen Frauen und der anderen Opfer. Im Februar dieses Jahres wurde der 75-Jährige am Amtsgericht Augsburg wegen sexuellen Missbrauchs und sexueller Belästigung in mehreren Fällen zu knapp drei Jahren Haft verurteilt. Manche Taten waren schon verjährt. Es ist einer von vielen Missbrauchsfällen innerhalb der eigenen Familie. Längst nicht alle kommen ans Tageslicht. Weil oft der Schein der heilen Familie aufrecht erhalten wird. Oder weil sich die Opfer schämen und schweigen. Beinahe wäre auch dieser Fall verborgen geblieben.
Der Opa war beliebt in der ganzen Familie
„Ich dachte damals nicht, dass er das bei meinen Cousinen auch macht“, sagt die 30-jährige Jutta W. heute – viele Jahre später. Jahrelang habe sie als Kind geschwiegen, die Pein ertragen. Weil der Täter doch eigentlich der nette Opa war, beliebt in der ganzen Familie. Weil sie die Oma liebte und ihr mit der Wahrheit über den Opa nicht wehtun wollte. Weil sie Angst hatte, dass man ihr nicht glauben würde. Weil Opa befahl, zu schweigen. Geschämt habe sie sich über das, was der Opa mit ihr gemacht habe. Jutta W. schaffte es auch nicht, ihren Eltern von dem Missbrauch zu erzählen. Von Handgriffen in den Intimbereich etwa, die doch nicht sein dürfen. Dass sich der Opa auch an anderen Kindern vergehen könnte, sei ihr nicht in den Sinn gekommen. Die schlanke und gepflegt aussehende Frau sieht auf den Boden.
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Die Diskussion ist geschlossen.
In der Tat ist das Urteil völlig unverständlich. Vor allem, wenn man es dem Urteil gegen den früheren Kinderarzt Harry S. gegenüberstellt, dem man schließlich auch noch eine Sicherungsverwahrung aufbürdete.
Mag sein, für das Urteil gegen S. wog besonders schwer, dass er seine Vertrauensstellung als Arzt missbrauchte und die Kinder betäubte. Dabei sollte allerdings berücksichtigt werden, dass die meisten dieser betäubten Kinder vom Missbrauch nichts mitbekamen - bis sie von den Ermittlern mit den Taten konfrontiert wurden. Im Fall des Opas wurden die Kinder bereits während ihrer Kindheit schwer traumatisiert, was sich nachhaltig auf ihr Leben auswirkte. Für mich wirkt deshalb der Fall des 'lieben Opa' noch schwerer und er ist Rückfalltäter. Man kann über das Urteil nur den Kopf schütteln.
Mutig von den Opfern, sich nun den Umständen zu stellen, die sie haben schweigen lassen. Man kann es gut nachvollziehen. Es hätte ihnen vermutlich eh keiner geglaubt, hätte nicht glauben wollen oder noch schlimmer: man hat gewusst, dass es so ist, aber man deckte den Täter.