Schnitzel und Co. werden teurer: Die alte Speisekarte hat ausgedient
Gäste zahlen für Speisen im Lokal mehr, mancher Wirt brütet noch über künftige Preise: So reagieren Gastronomen in Augsburg auf die erhöhte Mehrwertsteuer.
Über Nacht ist das Wiener Schnitzel um drei Euro teurer, eine Pizza kostet beispielsweise 1,10 Euro mehr. Wer im neuen Jahr in seinem Lieblingslokal oder anderen Restaurants in Augsburg zum Essen geht, darf sich nicht wundern. Die Gastronomie hat die Preise für Speisen erhöht. Jeder Wirt macht seine eigene Rechnung auf. Glücklich sind weder Gastronomen noch Gäste. Sie spüren die Folgen der erhöhten Mehrwertsteuer. Verzehrte Speisen im Lokal werden nicht mehr mit sieben Prozent veranschlagt, sondern nach dem alten Satz von 19 Prozent. Mancher Gastronom brütet noch über künftige Preise. Eine Restaurantkette gibt Gästen ein paar Tage Schonfrist, sie erhöht erst Mitte Januar. Wir geben einen Überblick.
Die Speisekarte wird auf Tablets in Hotelzimmern ausgetauscht
Seit dem Neujahrstag gelten in beiden Restaurants (Sartory, Maximilian's) und der Hotelbar des Maximilian's zum Teil geänderte Preise. Hoteldirektor Theodor Gandenheimer sagt, dass man zu Anpassungen gezwungen sei. Sie seien zudem mit Aufwand verbunden: "Die neue Speisekarte muss auf unserer Website, in unserem Hotelshop und in den Kassen angepasst und hinterlegt werden." Aushänge und Karten hätten neu gedruckt werden müssen. Auch auf den Tablets in den Zimmern mussten Karten aktualisiert werden. Getränkepreise sind gleich geblieben.
Gandenheimer nennt ein Beispiel für die Preiserhöhung. Das Wiener Schnitzel vom Kalbsrücken mit Petersilienkartoffeln, Gurken-Schmand Salat und kaltgerührten Preiselbeeren kostete im Restaurant "Maximilian's" bis 31. Dezember exakt 30 Euro. Nun sind es 33 Euro. Aufschläge seien sorgfältig kalkuliert, so der Hoteldirektor: "Wir haben Aspekte wie Qualität der Zutaten, Dienstleistungen und Betriebskosten berücksichtigt."
Hoteldirektor: "Es ist verständlich, dass eine Erhöhung erstmal frustrierend ist"
Gandenheimer hofft, dass Gäste Verständnis zeigen. Er sagt aber auch: "Es ist absolut verständlich, dass eine Erhöhung der Preise erstmal frustrierend ist." Allerdings sei man zuversichtlich, "dass unsere Gäste die Qualität und den Wert, den wir bieten, zu schätzen wissen". Man habe darauf geachtet, die Preisanpassungen angemessen zu gestalten: "Wir möchten sicherstellen, dass wir die Erwartungen unserer Gäste nicht nur erreichen, sondern übertreffen."
Das Restaurant Block House am Ulrichsplatz wird noch einige Tage im neuen Jahr bei alten Preisen bleiben. Die Erhöhung ist ab Samstag, 13. Januar, vorgesehen. Es handelt sich um eine bundesweit einheitliche Regelung bei der Steakhaus-Kette. Firmensprecherin Christina Schreiner sagt auf Anfrage: "Im Januar ist eine Preisanpassung in allen Restaurants um sieben Prozent geplant." Man gebe die Erhöhung nur anteilig weiter. Jeder Gast solle sich weiterhin einen Besuch in Block House Restaurants leisten können, so Christina Schreiner.
Für das Lokal in Augsburg bedeutet die Preiserhöhung: Das "Mrs. Rumpsteak" kostet aktuell 23,90 Euro. Ab 13. Januar liegt der Preis bei 25,40 Euro. Es sei schwierig, das Verhalten von Gästen aufgrund der erhöhten Mehrwertsteuer vorherzusagen, sagt Christina Schreiner: "Es ist sowohl mit einem Gästerückgang als auch mit einem Ausweichen auf preiswertere Speisen zu rechnen."
Kosten in der Gastronomie: Der Mindestlohn steigt zum 1. Januar 2024
An Preiserhöhungen kam das Unternehmen "Bob's" ebenfalls nicht vorbei. Es betreibt im mehrere Lokale, dazu gehört die Ausflugsgaststätte Floßlände in Lechhausen. Geschäftsführer Christian Ress verweist auf mehrere Aspekte, die neben der Mehrwertsteuererhöhung die Gastronomie treffen. Lieferanten hätten aufgrund der Verdopplung der Mautgebühren seit November nochmals die Preise anheben müssen. Wegen des steigenden Mindestlohns seit 1. Januar 2024 stiegen ferner die Personalkosten signifikant. Ress erläutert: "Auch das kann so nicht kalkulatorisch einfach aufgefangen werden."
Die Mehrwertsteuer von sieben Prozent habe die Gastronomie entlastet, so Ress: "Leider müssen wir wieder einen Teil der Kosten, den wir durch die reduzierte Mehrwertsteuer abfangen konnten, an Gäste weitergeben." Der Geschäftsführer nennt ein Beispiel: "Die Pizza, die bislang 9,90 Euro gekostet hat, gibt es jetzt für elf Euro." Dem Team von Bob's bleibe die Hoffnung, "dass uns die Gäste weiterhin treu bleiben und in unseren Gastronomien tolle Erlebnisse haben", so Ress. Die Branche habe es schwer. Seit der Corona-Pandemie habe sie mit verschiedenen Widrigkeiten zu kämpfen. Fachpersonal sei abgewandert, Energiekosten hätten sich verdoppelt. Ausgaben für Waren seien inflationsbedingt gestiegen. Dennoch werde man weiterkämpfen, betont der Geschäftsführer: "Wir haben Bock auf die Gastronomie."
Restaurant in Augsburg: Ein griechischer Wirt hat sich noch nicht entschieden
Der griechische Gastronom Nikos Mparkas, der in der Altstadt das Lokal "Werkstatt" betreibt, befindet sich zum Jahreswechsel im Urlaub. Am Mittwoch, 10. Januar, öffnet das Lokal wieder. Noch weiß der Wirt nicht, welche Preise er künftig von seinen Gästen verlangt. "Darüber mache ich mir jetzt Gedanken", sagt er. Gäste schätzen im Lokal besonders kleine Vorspeisen. Tapas kosten pro Schälchen zwei Euro. Mparkas lässt offen, ob es dabei bleibt.
Die Diskussion ist geschlossen.
Ich geh' ohnehin schon seit Jahren nicht mehr auswärts Essen. Die Preise waren vorher schon abgehoben und wer 30,- für ein Schnitzel zahlt, der zahlt auch 33 Euro. Für Familien ist das eh' Utopie geworden. Nur schade, dass hier mal wieder nur die halben Fakten auf den Tisch kommen: das ist doch keine Erhöhung, sondern nur eine Rückkehr zum alten Stand.
Wenn die Wirte jetzt die Preise erhöhen ist das von mir aus OK. Aber dann sollte auch die Leistung im Lokal passen! Ansonsten wird durch die natürliche Auslese einigen die Pleite drohen und das wirkt sich positiv auf den Fachkräftemangel aus. Der Markt regelt das schon!
Ich gönne doch jedem Gastronomen die Preiserhöhungen wegen der - von Anfang an bekannten - Rücknahme der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer. So er seine Preise bei eben dieser Absenkung nach unten angepasst hatte.
Der Anstieg der Nebenkosten wird doch sowieso kontinuierlich über die Preise weitergegeben.
Und: das Gejammer wegen fehlenden Personals kann ich nicht mehr hören. Würde die Gastronomie und andere Branchen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht so schlecht bezahlen, hätten sie auch Personal. Und für guten Service wären die Kunden durchaus bereit, tiefer in die Tasche zu greifen.
Man könnte ihnen schon mehr bezahlen dann kostet halt das Schnitzel gleich nochmal soviel weil sonst den Wirten auch einfach nichts mehr bleibt. Aber mach ein Lokal auf und bezahl mal deine Mitarbeiter über den Tarif hinaus, verlang aber das gleiche wie alle anderen Gaststätten und schon siehst du wie weit du kommst bzw wie lang dein laden durchhalten würde! Immer dieses gerede. Klar ist es in teilen der Jobs zu wenig aber Grade in der Gastro kannst du nicht doppelte Gehälter zahlen weil da einfach null hängen bleibt. Und ich hab schon mit jemand zusammen mehrere Wochen ein Lokal übernommen als der Besitzer krank wurde! Ich kenn die Zahlen!!
In der Pflege ist das z.b anders da bekommen die Firmen genug von der Stadt für die Bewohner und von den Bewohnern Selbst. Da geht ein Großteil an Manager usw da könnte man mehr zahlen aber nicht einfach so in der Gastro und auch du wärst wohl nicht bereit für ein Schnitzel 40€ zu bezahlen um die Kosten für Mitarbeiter, miete, Strom und Gewinn für den Wirt zu bezahlen!!
Man kann es schon nicht mehr hören, dieses ewige Gejammere der Gastronomie. Argumente wie Erhöhung des Mindestlohn hat die Nachfrage zur Folge: "wie wurde denn das Personal in den zurückliegenden Jahren bezahlt?" da hat man bestimmt nicht nach einem Mindestlohn gefragt. Warum ist wohl soviel Personal abgewandert - haben die alle zu viel verdient bei diesen Arbeitszeiten? Mittlerweile ist auch die Inflationsrate gesunken, wurde das evtl. eingepreist? Die Mehrwertsteuererhöhung ist keine Erhöhung, sondern die Rücknahme von staatlichen Fördermitteln, welche auch andere Unternehmen betrifft und ggfs. zurückzuzahlen sind. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass die Gastronomie die Preise zurückliegend etwa um 7 Prozent gesenkt hätte. Und wenn man sich einen Ausflug in die Gastronomie gönnt, dann ist ohne vorherige Reservierung kein Platz zu bekommen und die Lokale sind dementsprechend voll. Etwas mehr Demut und Aufrichtigkeit in der Sache wären hier ganz sicher angebracht, denn den Endverbraucher (Gast) fragt auch niemand, wie er die aktuelle wirtschaftliche und finanzielle Situation für sich schultern soll.
Es geht nicht nur um die Mehrwertsteuer. Es sind ua gestiegen:
Lohnkosten
Teilweise Pacht
Energie
Rohstoffe.
Die Mehrwert Steuer ist nur der letzte Tropfen.
Ein Schnitzel verursacht nicht nur Kosten in Höhe von Fleisch, Ei, Mehl, Semmel Brösel und Gewürzen.
"Wegen des steigenden Mindestlohns seit 1. Januar 2024 stiegen ferner die Personalkosten signifikant. Ress erläutert: "Auch das kann so nicht kalkulatorisch einfach aufgefangen werden."
Eine Anhebung von brutto 12,00 Euro auf brutto 12,41 Euro hat solche Folgen? Anders gewendet: Es muss eine signifikante Anzahl an Mindestlohnempfänger bei Bobs beschäftigt sein, damit die Personalkosten überhaupt signifikant steigen können.
Da verwundert es dann auch nicht, dass Fachpersonal in andere Bereiche abwandert. If you pay peanuts you get monkeys.
Mir tun die Gastronomen leid, wie im Artikel Herr Gandenheimer, für die immensen Kosten die die Änderung der Speisekarten - gedruckt und digital - mit sich bringt.
Vermutlich haben sie genau deswegen einst als die Mehrwertsteuer gesenkt wurde darauf verzichtet, die Preise zu senken und die immensen Änderungskosten für die Speisekarten auf sich zu nehmen.
Dieser Edelhotelier ist sich nicht zu blöd zu suggerieren, dass Preisänderungen zu Preistreibern werden.
...nur zur Richtigstellung in der Wort- und Titelwahl:
Die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wurde nicht erhöht sondern eine vorübergehende Reduzierung wurde wieder zurückgenommen. Das war de facto eine staatliche Förderung die alle Steuerzahler durch entsprechende Mindereinnahmen finanziert haben, selbst diejenigen die nie oder nur selten in die Gastronomie gehen.
Wenn man den Artikel über die Schlagzeile hinaus liest dann stellt man fest das z.B. auch die ziemlich gestiegenen Lohnkosten in der Gastronomie selbst als auch bei den Lieferanten der Vorprodukte, Unterhalts- und Mietkosten der zumeist gepachteten Immobilien uvm. zu den nun zu erhöhenden Preisen führen.
Es ist einfach zu einseitig die vielfältigen Probleme der Gastronomie auf die Rücknahme einer von Anfang an befristeten staatlichen Förderung zu reduzieren.
Danke für die Richtigstellung. Diese Erklärung erwartet man eigentlich vom Verfasser des Artikels.
Völlig richtig. Das ist aus dem Artikel leider nur schwer herauszulesen.
sie haben recht ! aber wenn die wirte ihre Steuer Minderung an ihre Gäste ,ist es ja damals billiger geworden und somit gleicht es sich ja aus wenn es jetzt ein bisschen wieder teurer wird