Elektra: Selbstverwirklichung durch Serienmord
Straussens "Elektra" gehört zum Erregendsten der Musikgeschichte. In Augsburg präsentiert sich die Oper fulminant - und mit Erklärungsbedarf.
Zusammen mit Strawinskys "Sacre" (1913) und Ravels "Bolero" (1928) gehört Straussens Oper "Elektra" zum Erregendsten und Hitzigsten der Musikgeschichte. Vertretbar ist die Meinung, dass das eruptive Stück gar keiner Inszenierung bedürfe. Die Partitur wühle schon als Hörstück genug auf.
Liest man aber Hugo von Hofmannsthals Libretto neu, dann schreien die darin entworfenen Psychogramme geradezu nach blutvoller Darstellung. Elektra: eine von Hass und Rachedurst regelrecht Besessene. Klytämnestra: eine von Albdruck Befallene. Chrysothemis: eine an Hospitalismus und Verdrängung Leidende. Aegisth: ein von Verfolgungswahn Gebeutelter.
Eine politisch inkorrekte Oper mit Psychopathen
Wir haben es in einer politisch völlig inkorrekten Oper mit Psychopathen zu tun, die angegriffen sind und angreifen. Deren Blicke Dolche sind, die selbst aber keinem Blick standhalten. Das sieht wohl auch der Regisseur Lorenzo Fioroni so, der nun am Theater Augsburg eine starke, ja fulminante "Elektra" erarbeitete, die voller gedanklicher und bühnentechnischer Investitionen steckt, allerdings in eine Schlussszene mündet, die ein wenig unübersichtlich, überfrachtet und damit erklärungsbedürftig bleibt. Dazu später mehr.
Der erste Eindruck: Licht! Kein antikes, fackelflackerndes Dunkel wie in soundso viel Elektren landauf, landab. Wir befinden uns in einem Zwischenreich. Halb 70er-Jahre-Kommune (mit Parolen, Batik, Sitar, Bodenmatratzen), halb Psychiatrie mit Aufseherin und Verhaltensauffälligkeiten aller Couleur. Die Türen sind aus den Angeln gehoben; alles ist offen. Privates, gar Intimes gibt’s nicht. Alle wissen alles. Jeder belauert jeden.
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