Diese Frau will das Augsburger Weltkulturerbe mit Leben füllen
Alexandra Lotz ist nun Leiterin des Unesco-Welterbe-Büros in Augsburg. Sie hat viel vor. Die Gesellschaft soll noch mehr zum Thema Wasser angesprochen werden.
Augsburg habe sie in den vergangenen Wochen als "total charmante" Stadt kennengelernt, sagt Alexandra Lotz. Wenn sie von ihrem neuen Wohnort, dem Textilviertel, ins Büro radelt, passiert sie neben der Fuggerei auch einige Kanäle. Das Thema Wasser ist in Augsburg überall präsent und wird nicht ohne Grund nun auch zu ihrem täglichen Begleiter. Sie ist die neue Leiterin des Augsburger Unesco-Welterbe-Büros und war in den vergangenen Jahren schon bei verschiedenen Welterbestätten in In- und Ausland tätig. In Augsburg wird sie die Arbeit des Büros nach außen vertreten, Ansprechpartnerin sein, Kooperationen schließen und das Netzwerk ausweiten, das Augsburger Welterbe weiterentwickeln und vor allem eins: "Das Welterbe mit Leben füllen."
Vor über einem Jahr ging der ehemalige Leiter des Welterbe-Büros, Ulrich Müllegger, in den Ruhestand. Seither war der Posten vakant. Dass dadurch aber kein Stillstand herrschte, betonten Augsburgs Welterbe-Referent Jürgen Enninger und Welterbe-Koordinatorin Antonia Hager bei der Vorstellung der neuen Chefin bei einem Rückblick. Das Welterbe Info-Zentrum am Rathausplatz werde inzwischen gut angenommen, so Enninger. Die Eröffnung des Zentrums fand zwei Jahre nach der Verleihung des Unesco-Titels statt – wegen der Corona-Pandemie aber nur virtuell. Aufgrund der anfänglichen Corona-Beschränkungen sei der Besucherzuspruch zunächst "zögerlich" gewesen. Inzwischen zähle das Info-Zentrum seit einem Jahr durchschnittliche Besucherzahlen von rund 1700 Personen im Monat, so Enninger, darunter viele Gruppen und Schulklassen. Und auch sonst hätten sich viele Projekte konkretisiert.
Unesco-Weltkulturerbe: Neue Leiterin in Augsburg will Projekte vorantreiben
Mit dem Titel des Unesco-Welterbes hat sich die Stadt dazu verpflichtet, das Welterbe "Augsburger Wassermanagement-System" der Allgemeinheit zu vermitteln. Ein Info-System zu den 22 Welterbeobjekten ist schon lange in Planung und in Arbeit, aber noch nicht realisiert. Dazu gebe es "letzte Korrekturschleifen und Absprachen", sagte Antonia Hager. Die Einweihung ist für Juli geplant. Ein Welterbeführer zum Augsburger Welterbe soll kommendes Jahr erscheinen. Die Entwicklung eines digitalen Lernprojekts zum Thema Wasser allgemein und Wasser in Augsburg für Schülerinnen und Schüler soll als Beispiel weltweit 1154 Welterbestätten dienen, wie der Unesco-Bildungsauftrag zeitgemäß umgesetzt werden kann. Daneben entsteht unter anderem derzeit in Zusammenarbeit mit den Welterbestädten Hamburg und Regensburg eine Publikation zum Thema "Kulturerbe und Klimazukunft".
Mit den anderen sechs deutschen Welterbestätten der Industriekultur arbeitet das Augsburger Welterbe-Büro an der Einrichtung einer Bundesstiftung für Industriekultur. Welterbe-Referent Jürgen Enninger hob auch die Kooperation mit dem "Water & Sound Festival" hervor, das in diesem Jahr wieder Ende Juli (27. bis 30. Juli) und Anfang August (5. und 6. August) stattfinden wird. Neben musikalischen Beiträgen setze sich dabei auch ein inhaltliches Programm mit dem Thema Wasser auseinander.
Die Stadt ist weltweit für ihr Wassermanagement bekannt
Alexandra Lotz zeigte sich sehr erfreut über die bisher geleistete Arbeit des Welterbe-Büros, die Vielzahl der Projekte und die vorhandene Infrastruktur. Das alles sei "super aufgestellt" und keine Selbstverständlichkeit für eine solche "junge Welterbestätte", stellte Lotz fest. Die gebürtige Wiesbadenerin wird in Augsburg ein Team von zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern leiten. Sie will sich zunächst einarbeiten und die Partner des Augsburger Welterbes kennenlernen. Sie habe viele Ideen, wolle aber erst ihre Realisierbarkeit überprüfen, bevor sie konkrete Angaben dazu machen will.
Eine Idee gibt sie dann aber doch preis: Sie könne sich einen Welterbelauf vorstellen, der möglichst viele der 22 Objekte miteinander verbindet. "Damit man auch ein Gefühl dafür bekommt, wie groß der Radius überhaupt ist." Das Augsburger Welterbe sei komplexer als ein einzelnes Monument. Hier gelte es, Zusammenhänge darzustellen, sodass das Welterbe als Ganzes besser verstanden werden könne. Sie glaube daran, dass das Welterbe vereint und die Stadtgesellschaft in all ihren Facetten angesprochen werden könne.
Alexandra Lotz studierte Innenarchitektur, Denkmalpflege und Welterbe-Management. "Ich bin Baujahr 1975 – also dasselbe Jahr wie das Europäische Denkmalschutzjahr 1975", verrät sie. Während ihres Studiums und im Anschluss arbeitete sie bei zahlreichen Welterbestätten. Sie begleitete beispielsweise die Bewerbung des Nationalgestüts Kladruby nad Labem in Tschechien, das genauso wie Augsburg 2019 den Unesco-Welterbetitel erhielt. Zuletzt arbeitete sie als Welterbe-Referentin am Landesamt für Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt. "Dort gibt es fünf Stück – unter anderem das Gartenreich Dessau-Wörlitz. Das hat mir einen guten Einblick in eine große Kulturlandschaft gegeben", sagt sie. Das Augsburger Wassermanagement sei eine Kulturlandschaft in der Stadt. Das System gelte es zu vermitteln, aber auch zu schützen.
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