Bahn bittet alle Radfahrer zur Kasse
Bisher war auf einigen Streckenabschnitten der Bahn im Allgäu das Mitnehmen von Fahrräder umsonst. Damit soll jetzt Schluss sein. Früher zahlten die Kommunen, ab April werden die Bürger zur Kasse gebeten. Von Johannes Graf
Von Johannes Graf
Augsburg. An sonnigen Wochenenden strömen die Fahrradfahrer zu ihren Ausflugszielen. Weil die oft weiter weg sind, fährt man da auch gern mit der Bahn hin. Das kostet den Bürger seit diesem Jahr in fast ganz Bayern Geld.
Einige Streckenabschnitte, unter ihnen auch welche im Ost- und Oberallgäu, bildeten da bis jetzt eine Ausnahme. Damit ist jetzt Schluss. Im Frühjahr laufen Verträge aus, die die kostenlose Fahrradmitnahme im Zug regeln.
Viele Kommunen bezahlten der Bahn freiwillig - als Service für den Bürger - die Kosten für das Fahrrad. Bei den letzten Verhandlungen forderte die Bahn allerdings teilweise das Zwanzigfache des bis dahin relativ geringen Betrags. Der Landkreis Ostallgäu sollte beispielsweise 100.000 statt der bisherigen 6000 Euro pro Jahr bezahlen. Ergebnis: Auch im Allgäu kostet das Radl im Zug ab April 2009 Geld. Früher zahlte die Kommune, jetzt der Bürger.
"Die Art und Weise, wie die Bahn das geregelt hat, ist nicht in Ordnung", sagt Winfried Karg vom Pro Bahn Fahrgastverband Schwaben. Allerdings kann er die Maßnahme verstehen. Immer wieder käme es im Spannungsfeld Zugwaggon zu Streitereien zwischen Fahrgästen mit und ohne Fahrrad. Gerade im Berufsverkehr und an den Wochenenden, wenn massenweise Menschen in die Regionalzüge drängten, seien Räder im Zug "verheerend". "Das ist klar. Bevor ein Verbot kommt, ist es eleganter, das über den Preis zu regeln", sagt Karg.
Franz Lindemair, Sprecher der Bahn in Bayern, räumt ein, dass der Preis eine Möglichkeit sei, den Massenandrang der Fahrradfahrer zu entzerren. Die vielen Fahrräder nehmen Platz weg, versperren Gänge und Türen und verursachen längere Haltezeiten wegen des Aus- und Einladens der Räder. Der eingeführte Preis hatte jedoch auch einen anderen, wesentlich rationaleren Grund. "Wir haben im letzten Jahr einmal vorgerechnet, welche Kosten die Beförderung verursacht", erklärt Lindemair. Die meisten Verträge mit den Kommunen seien zehn bis zwölf Jahre alt gewesen, nie angepasst worden und deshalb nicht wirtschaftlich, hatte die Bahn schon vor einiger Zeit verkündet.
Wirklich verlieren will man die Fahrradkunden nicht, schließlich zahlen sie nicht nur für ihr Rad, sondern in erster Linie für sich selbst. Das Unternehmen setzt von Ende April bis Anfang Oktober an den Wochenenden und Feiertagen spezielle Fahrradzüge ein.
An sonnigen Wochenenden sind diese Radlerzüge in bestimmte Ausflugsgegenden wie dem Altmühlthal allerdings überfüllt. Radfahrer blicken ratlos ihrem Zug hinterher: Wegen Überfüllung geschlossen. Mehr von diesen Fahrradzügen fordert deshalb Karg. Lindemair sieht darin jedoch ein Problem. "Die Züge sind an regnerischen Tagen fast leer", sagt er. Die Bahn will nicht draufzahlen, darunter leidet der Service.
Das Allgäu kämpft um seine Radtouristen. Deshalb wird jetzt kräftig verhandelt. "Wir können noch nicht sehen, wie es in Zukunft aussehen wird", sagt Lindemair. Er verweist auf die laufenden Verhandlungen, in denen man eine für alle tragbare Lösung finden wolle. Eins ist sicher: Kostenlos ist diese Lösung für den Fahrradfahrer im Zug nicht mehr.
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