Kirche verbietet Auftritt der Domspatzen
Die Kirche hat den Regensburger Domspatzen den Auftritt bei einer Geburtstagsfeier verboten. Hintergrund ist eine Spendenaktion, die die Jubilarin ins Leben gerufen hat. Von Till Hofmann
Von Till Hofmann, Regensburg
Ihre Stimme hört sich mitgenommen an, als Maria Eichhorn gestern am Telefon über das berichtet, was ihr widerfahren ist.
Die Regensburger CSU-Bundestagsabgeordnete ist "sehr enttäuscht und sehr, sehr traurig" über die katholische Kirche. Denn die Kirchenleitung hatte kurzerhand untersagt, dass die Regensburger Domspatzen bei den offiziellen Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag der Familienpolitikerin in gut zwei Wochen auftreten dürfen.
In einigen Einladungen wurde anstelle von Präsenten um Spenden für "Donum Vitae" gebeten. Die Laienorganisation hat die Schwangerenkonfliktberatung übernommen, seit die Katholische Kirche auf Geheiß Roms vor Jahren diese Tätigkeit aufgeben musste. Die Kirche steht Donum Vitae und deren Repräsentanten distanziert gegenüber.
Seit Sonntag weiß Eichhorn, dass der weltberühmte Knabenchor ihr zum runden Geburtstag nicht vorsingen darf. Die Planungen für die Feier am 21. September in der Musikakademie Alteglofsheim mit etwa 100 Gästen waren zu diesem Zeitpunkt schon weit gediehen. Die Drogenbeauftragte der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag traf die Nachricht - in Form eines Briefes von Domkapellmeister Roland Büchner - wie ein Tiefschlag. Der berief sich auf Anweisungen der Kirchenleitung und sah sich zum Ständchen mit den Domspatzen nicht mehr in der Lage.
Eichhorn, die am 11. September 60 Jahre alt wird, feiert öffentlich zehn Tage später. Die eingeladenen Gäste bittet sie um Spenden für "Mütter in Not". Der Verein hilft Alleinerziehenden in Stadt und Kreis Regensburg, beispielsweise bei der Wohnungssuche und unterstützt sie auch materiell. Die Gäste einer privaten Feier lassen die Jubilarin zwei Tage vorher (19. September) in einem Hotel hochleben. Auf den Einladungskarten dieses Festes wurde um Spenden für Donum Vitae gebeten, deren stellvertretende Landesvorsitzende die nach eigenen Worten "überzeugte Katholikin" ist.
Der "Fehler", der zum Eklat führte: Eichhorns Ehemann ließ für die offizielle Feier nach Darstellung der Politikerin noch einige Einladungen nachdrucken, weil sie nicht ausreichten - versehentlich mit dem für die Privatfeier vorgesehenen Spendenadressaten Donum Vitae. Eine dieser Karten landete bei der Regensburger Kirchenführung.
Einen Rückzug vom Rückzug des berühmten Chores kam - auch nach Gesprächen - für die Bistumsleitung um Bischof Gerhard Ludwig Müller nicht in Frage.
Maria Eichhorn will sich weiter für Donum Vitae einsetzen und auch für die Kulturstiftung der Regensburger Domspatzen, deren Vorsitzende die CSU-Bundestagsabgeordnete seit elf Jahren ist. In diesem Zeitraum seien für den Chor rund 400.000 Euro gesammelt worden.
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