Kenias Ministerpräsident schwärmt für Gerd Müller
Er schwärmt noch immer für Gerd Müller, den ehemaligen "Bomber der Nation". Weil er in Magdeburg in der damaligen DDR Maschinenbau studiert hat, spricht er perfekt Deutsch. Und wenn sein Sehvermögen nachlässt, dann kommt er nach Vöhringen (Landkreis Neu-Ulm). Die Rede ist von Raila Odinga, dem kenianischen Ministerpräsidenten. Von Bernhard Junginger
Von Bernhard Junginger
Vöhringen - Er schwärmt noch immer für Gerd Müller, den ehemaligen "Bomber der Nation". Weil er in Magdeburg in der damaligen DDR Maschinenbau studiert hat, spricht er perfekt Deutsch. Und wenn sein Sehvermögen nachlässt, dann kommt er nach Vöhringen (Landkreis Neu-Ulm). Die Rede ist von Raila Odinga, dem kenianischen Ministerpräsidenten.
Dr. Harald Gäckle, der mit einem Partner die Vöhringer Augentagesklinik betreibt, bestätigt Informationen unserer Zeitung, wonach sich der Staatsmann bis gestern bei ihm in Behandlung befand. Er habe den Politiker bereits im April wegen eines grauen Stars behandelt und nun einen "kleineren Eingriff an Tränenkanälen und Augenlidern" vorgenommen.
Unter strenger Geheimhaltung war Odinga am vergangenen Donnerstag in Deutschland eingetroffen. Inzwischen befinde er sich wieder auf dem Weg in die Heimat, sagt sein Arzt.
In Kenia zählt der 63-jährige Odinga, der Führer der ODM-Partei, zu den beliebtesten Politikern. Im vergangenen Dezember war er als Oppositionskandidat bei den Präsidentschaftswahlen nur knapp Amtsinhaber Mwai Kibaki unterlegen. Internationale Beobachter sprachen von Wahlbetrug. Daraufhin kam es in dem ostafrikanischen Land zu blutigen Unruhen zwischen den verfeindeten Lagern. Auch Stammeskonflikte spielten dabei eine Rolle. Den Frieden brachte schließlich eine unter Vermittlung der Vereinten Nationen ausgehandelte Teilung der Macht. Kibaki blieb Präsident, Odinga wurde im April Ministerpräsident, eine Position, die mit dem deutschen Bundeskanzler vergleichbar ist.
Der Kontakt zu der deutschen Augenklinik kam über einen kenianischen Kollegen von Augenarzt Harald Gäckle zustande. Denn der 40-jährige Ulmer hatte vier Jahre lang an der Universität der kenianischen Hauptstadt Nairobi Mediziner ausgebildet. Gäckle ist zudem mit einer Kenianerin verheiratet, die wie Odinga dem Stamm der Luo angehört. Seine Urlaube verbringt der Augenarzt regelmäßig in verschiedenen afrikanischen Ländern, um dort kostenlos meist völlig mittellose Patienten zu operieren. Dieses Engagement, sagt Gäckle, habe dazu geführt, dass er auf dem Schwarzen Kontinent "einen gewissen Ruf" genieße.
Odinga sei deshalb nicht der einzige afrikanische Spitzenpolitiker, der sich bei ihm in der Vöhringer Klinik oder in der Praxis in Neu-Ulm behandeln lasse. Kaum einer habe allerdings eine so enge Beziehung zu Deutschland wie Odinga. Zwischen zwei Behandlungsterminen habe dieser mit seiner Frau Ida Schloss Neuschwanstein besichtigt - und sei begeistert gewesen. In einigen Monaten, sagt Gäckle, werde Odinga zur Abschlussuntersuchung kommen: "Wer weiß, vielleicht klappt es dann auch mit dem heiß ersehnten Treffen mit Gerd Müller."
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