Handwerk muss Fachkräfte im Ausland suchen
Dem bayerischen Handwerk geht es bestens. Doch der Fachkräftemangel bereitet Sorgen. Firmen in Schwaben setzen allerdings auf Nachwuchs in der Region.
Dem bayerischen Handwerk geht es bestens. Für das vergangene Jahr verkündet der Präsident des Bayerischen Handwerkstages, Heinrich Traublinger, im Vorfeld der Internationalen Handwerksmesse in München Wachstumszahlen, wie es sie seit dem Boom nach der Wiedervereinigung vor 20 Jahren nicht gegeben hat: 87,2 Milliarden Euro erwirtschafteten Bayerns Handwerksbetriebe 2011 – 7,5 Prozent mehr als 2010. Sorge bereitet den Firmen aber vor allem der Fachkräftemangel. Um ihn zu beheben, will das bayerische Handwerk laut Traublinger seinen Nachwuchs nun stärker im Ausland suchen. Eine Strategie, die von der Handwerkskammer (HWK) für Schwaben nicht mitgetragen wird.
Traublinger hat beim Anwerben neuer Mitarbeiter vor allem die Länder Spanien und Portugal im Blick. „Allerdings brauchen wir dringend ein EU-Förderprogramm für die Nachqualifizierung.“ Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der HWK Schwaben, warnt dagegen: „Auch wenn die Jugendarbeitslosigkeit in den Mittelmeerländern bekanntermaßen hoch ist, so lassen sich diese jungen Menschen nicht mir nichts, dir nichts nach Deutschland verpflanzen.“ Hier seien unter anderem Sprachbarrieren und die Anerkennungsprobleme von Abschlüssen zu berücksichtigen. „Als Handwerkskammer für Schwaben setzen wir darauf, dass wir die jungen Menschen, die hier sind, fit machen.“ Dafür biete das Handwerk ausgezeichnete berufliche Perspektiven. „Hier ist noch Potenzial in großem Umfang vorhanden. Diese Reserven müssen wir heben“, betont Wagner und verweist auch auf die Talente unter den Migranten, die in der Region leben.
Einig ist sich Wagner mit Traublinger in der Einschätzung, dass das Handwerk dringend gut ausgebildete Fachkräfte braucht. In den circa 27000 schwäbischen Handwerksfirmen arbeiten rund 128000 Beschäftigte. 2011 wurden drei Prozent mehr Lehrverträge abgeschlossen als 2010. Zuletzt gaben neun Prozent der schwäbischen Handwerksbetriebe an, neue Mitarbeiter zu suchen. Die gute Auftragslage wirkt sich auch bayernweit positiv auf die Arbeitsplätze aus: Knapp 810000 Menschen sind im bayerischen Handwerk beschäftigt. „Es könnten deutlich mehr sein, wenn der Fachkräftemangel gelöst würde“, sagt Verbandschef Traublinger.
Erneuerbare Energien bieten gewaltiges Wachstumspotenzial
Nachholbedarf sieht das Handwerk bei den politischen Rahmenbedingungen der Energiewende. Hier sei vor allem eine schnelle Einigung auf steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für energetische Sanierungen nötig: „Unsere Befürchtung ist, dass der Energiewende sonst die Luft ausgeht, bevor der Ballon überhaupt aufgepumpt ist“, warnt Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Energieeffizienz und erneuerbare Energien hätten gerade für das Handwerk gewaltiges Wachstumspotenzial.
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