Viele Eltern werden nun aufatmen. Die Verantwortung lastet nun umso mehr auf den Erziehern. Trotzdem dürfen sie am Ende nicht die Dummen sein.
Diese Entscheidung war überfällig: Kinder mit Schnupfen müssen – vorausgesetzt, die Infektionszahlen bleiben niedrig – ab 1. September nicht mehr grundsätzlich von der Kita nach Hause geschickt werden. Das entlastet vor allem jene Eltern, die ihre Kinderbetreuungstage in der Corona-Krise bereits ausgeschöpft haben. Und es entlastet Kinderärzte, die zum Teil mit dem „Gesundschreiben“ der kleinen „Schniefnasen“ nicht mehr hinterher kamen.
Auf den Erzieherinnen in den Kitas lastet ab September mehr Verantwortung
Auf den Erziehern freilich wird mit dem Beschluss des Kabinetts dann eine größere Verantwortung lasten. Bisher konnten sie sich darauf berufen, die Kinder mit Schnupfen nicht in die Kita lassen zu dürfen. Künftig müssen sie gemeinsam mit den Eltern entscheiden, ob das Kind bleiben darf oder nicht.
Ein Leitfaden, der auf Initiative von Sozialministerin Trautner von Kinderärzten erarbeitet wird, soll ihnen dabei helfen, die „Schniefnasen“ von Kindern zu unterscheiden, die schwerwiegendere Krankheitssymptome zeigen.
Ob das in jedem Fall ausreicht, Ärger zu vermeiden, wird sich erst zeigen. Die Regelung setzt auf den guten Willen und die Einsicht aller Beteiligten. Dazu gehören nicht nur Eltern und Erzieher, sondern auch die Gesundheitsämter. Ihre Aufgabe wird es sein, das Gesamtrisiko abzuwägen. Wo es einen lokalen Corona-Hotspot gibt, wird man vorsichtiger sein müssen als dort, wo es keine Neuinfektionen gibt.
Klar muss aber auch sein, dass, wenn sich das Coronavirus doch mal in einer Kita verbreitet, nicht hinterher die Erzieher die Dummen sind. Selbst Ärzte nämlich hätten erst nach einem Corona-Test eine gewisse Sicherheit.
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