Das Rad fährt nicht mehr gratis Zug
Fahrrad im Zug - das ist nicht nur eine touristische Kombination von Verkehrsmitteln, sondern auch eine, die den Reisenden Beweglichkeit am Zielort ermöglicht. In großen Teilen Bayerns ist dies bislang zum Nulltarif möglich. Das aber soll sich in absehbarer Zeit ändern.
Regulär kostet die Fahrrad-Tageskarte 4,50 Euro (im Intercity sechs Euro mit Bahncard bzw. neun Euro ohne, Reservierung erforderlich; im ICE ist Fahrradmitnahme nicht möglich). Doch viele Städte, Landkreise und Verkehrsverbünde haben mit der Bahn Pauschalverträge geschlossen: Die Kommunen zahlen einen jährlichen Fixbetrag, die Bürger dürfen auf dem jeweiligen Gebiet das Rad in den Regionalzügen kostenlos mitnehmen.
Die meisten dieser Verträge seien zehn bis zwölf Jahre alt, nie "angepasst" worden und "wirtschaftlich nicht mehr darstellbar im Verhältnis zur Zahl der beförderten Fahrräder", sagt Antonia von Bassewitz, Geschäftsführerin der DB Regio Augsburg/Schwaben. Auf einigen bei Radlern beliebten Strecken blieben so der Bahn "nur noch ein paar Cent" pro Rad; andererseits führe gerade dort die große Nachfrage zu "Problemen in den Zügen".
Regelmäßig Ärger zwischen Radlern und Zugpersonal
Auch die "fehlende zeitliche Begrenzung" macht der Bahn zu schaffen: Viele Pendler nähmen ihr Rad täglich im Zug mit - oft gerade dann, wenn es im Berufs- und Schülerverkehr besonders voll ist. Diese Züge würde die Bahn gerne ausschließen. Überdies sei die kostenlose Beförderung nicht "durchgängig": Die Kreise Neuburg-Schrobenhausen, Ingolstadt und der Münchner Verkehrsverbund MVV beispielsweise machen nicht mit, was regelmäßig zu Ärger zwischen Radlern und Zugpersonal führe.
Eine flächendeckende Lösung wird es wohl auch künftig nicht geben: Die Bahn sucht nach einem Modell, wo in "touristisch attraktiven Gebieten" die Gratis-Fahrradbeförderung im "Paket" mit speziellen Angeboten oder Touristen-Karten angeboten wird, etwa im Allgäu. "Dort, wo es sich trägt", werde man auch "gerne mit Landkreisen neue Vereinbarungen abschließen" - sprich: zu einem höheren Preis. Allerdings sollen dem Vernehmen nach bereits einige Kreise der Bahn signalisiert haben, dass sie "froh sind, wenn das ausläuft". Damit wird absehbar, dass im Regelfall die Fahrradmitnahme voraussichtlich vom nächsten Jahr an 4,50 Euro kosten wird.
Am Platzangebot für Radler will die Bahn übrigens nichts ändern: Die meisten Züge haben ein festes Fahrradabteil, und spezielle Radlerzüge an den Sommer-Wochenenden werden auch künftig auf den beliebten Strecken ins Allgäu sowie auf der Donautalbahn Ulm-Donauwörth-Ingolstadt-Regensburg eingesetzt, versicherte DB-Regio-Geschäftsführerin von Bassewitz. Dies sei eine Vorgabe des Freistaats. Im Kreis Donau-Ries beispielsweise hatten nach einer Erhebung der Bahn im vorigen Jahr gut 90 000 Reisende ein Rad dabei - also fast 300 pro Tag, den Winter mitgerechnet.
Zu extremen Situationen führt die Nachfrage auf der neuen Schnellstrecke Ingolstadt-Nürnberg. Dort halten Regionalzüge auch in Kinding, ein paar Meter vom Altmühltal-Radwanderweg entfernt. Die dort eingesetzten druckdichten Waggons haben nur 16 Fahrradstellplätze; an schönen Wochenenden mussten wiederholt Dutzende von Radlern draußen bleiben. Und das, obwohl dort schon jetzt 4,50 Euro zu zahlen sind.
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