Tödliche Schießerei: Es ging nicht nur um Eifersucht
Bei einer Schießerei am Plattensee wurde vor 15 Monaten ein Mertinger getötet und eine Langweiderin schwer verletzt. Jetzt hat der Prozess begonnen, der eine komplizierte Geschichte um Mord, Eifersucht und Geld klären muss. Von Markus Schwer
Langweid/Kaposvár. Bei der Schießerei am Plattensee, bei der vor 15 Monaten ein Mertingergetötet und eine Langweiderin schwer verletzt worden waren, hat es sichnicht nur um ein Eifersuchtsdrama gehandelt.
Seit Mittwoch werden die Geschehnisse vor einer Strafkammer des Komitatsgerichts in Kaposvár aufgearbeitet.
Schon der erste Prozesstag brachte zahlreiche Widersprüche zutage. So wurde nach Ansicht von Beobachtern deutlich, dass es sich nicht nur um ein Eifersuchtsdrama gehandelt haben, sondern dass es auch ein Streit um Geld gewesen sein dürfte.
Wie berichtet, hatte die Langweiderin Manuela Z. (Name geändert) in dem ungarischen Ferienparadies nach ihrer Scheidung ein neues Leben anfangen wollen und mit Hans-Georg. B., der aus dem Rheinland stammte, die Ranch betrieben. Auch diese Beziehung zerbrach, die Frau wollte mit ihrem neuen Partner - einem Kroaten aus Mertingen (Kreis Donau-Ries) - noch finanzielle Dinge klären und zwei Pferde abholen. Nach Berichten der deutschen Balaton Zeitung war ein Termin beim Notar vereinbart. Als B. dort nicht erschien, fuhren Manuela Z. und der Kroate zur Ranch.
Was dort genau geschah, versucht das Strafgericht in der Kreisstadt Kaposvár zu klären. Zuerst hatte der in Handschellen unter strengen Sicherheitsmaßnahmen in den Gerichtssaal geführte Hans-Georg B. das Wort. Wie Helmut Hupfauer von der Balaton Zeitung berichtet, wies der von seiner eigenen Verletzung und der U-Haft sichtlich gezeichnete Angeklagte die Schuld von sich: Er sei von seiner "Ex" und dessen neuem Partner "massiv unter Druck" gesetzt und mit dem Tode bedroht worden. Es ging um Geld, um Anteile an der Ranch.
Er habe aus Angst um sein Leben in Notwehr gehandelt. Er sei von dem Kroaten mit einem Messer bedroht worden. Schließlich habe er sich mit einer Nagelpistole gewehrt: Der Kroate aus Mertingen wurde tödlich getroffen, Manuela Z. schwer verletzt worden. Die Langweiderin war daraufhin im Klinikum Augsburg mehrfach operiert worden.
Auch Manuela Z., die als Nebenklägerin auftritt, wurde gestern vor Gericht angehört. Ihre Version hörte sich anders an: Das erwähnte Messer kenne sich gar nicht. Als sie sich mit ihrem neuen Partner ins Auto gesetzt habe und davonfahren wollte, habe sie der Deutsche mit dem Bolzenschussapparat angegriffen. Durch die geschlossene Scheibe sei geschossen worden.
Offen blieben gestern nicht nur Fragen zu den Tatwaffen: Wem gehörte das Messer? Wurden Fingerabdrücke genommen? War der Bolzenschussapparat so manipuliert, dass der Nagel - im Normalfall zum Töten von Tieren eingesetzt - das Gerät ganz verlassen konnte? Da es keine Tatzeugen mehr gibt und auch ungarische Zeugen offenbar bei den Ermittlungen kein Licht ins Dunkel bringen konnten, steht nach Angaben von Prozessbeobachtern nun Aussage gegen Aussage.
Fortgesetzt wird der Prozess nächste Woche. Manuela Z. wird wohl nicht mehr dabei sein. Sie habe kein Geld und niemanden, der auf ihre Tochter aufpassen könne. Hingegen wurden gestern zwei weitere Zeugen aus Deutschland, die sich früher in Balatonöszöd aufhielten, als Zeugen geladen.
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