Einstürzender Kamin kracht auf Auto der Baufirma
Eine missglückte Abrissaktion sollte in Burgau offenbar vertuscht werden. Doch ein Video, das uns ein Leser zur Verfügung stellte, zeigt, wie ein Kamin mit voller Wucht auf die Straße krachte und ein Auto demolierte. Jetzt ermittelt die Polizei.
Von Heike Schreiber
Burgau - Eigentlich sollte es niemand mitbekommen. Still und heimlich sollten offenbar alle Spuren beseitigt, der Vorfall unter den Tisch gekehrt werden. War es doch zu peinlich, was dem Rolladenhersteller Roma in Burgau und einem Bauunternehmen kürzlich passiert ist. Ist doch ein alter Kamin beim Abriss genau auf ein Fahrzeug der Abrissfirma gekracht. Aus dem offensichtlichen Vertuschen wurde aber nichts, da ein Amateurfilmer die Szene aufgenommen und unserer Zeitung zur Verfügung gestellt hat.
Die kurze Sequenz zeigt, wie auf dem Gelände in der Industriestraße, auf dem bis vor kurzem noch das Unternehmen HGM Holztreppen ansässig war, ein alter Kamin dem Erdboden gleichgemacht werden soll. Besser bekannt ist der Betrieb unter dem Namen Schwaben-Türen. Für den Abriss wurde ein Stahlseil um den etwa zehn Meter hohen Turm geschlungen und an einem Lastwagen befestigt, der mittels Zug den Kamin zum Einsturz bringen soll. Zunächst bewegte sich der Turm nicht, dann stürzte er um. Aber nicht wie geplant nach vorne auf das Betriebsgelände, sondern seitlich in Richtung Straße - zielgenau auf das parkende Auto des Bauunternehmers.
Den Auftrag zu dem Abriss gab die Firma Roma, die das Gelände gekauft hat und dort ein Schulungszentrum bauen will. Wie Peter Ahle, Zuständiger für Betriebsmittelbau, auf Anfrage unserer Zeitung erklärte, sei bei dem Abriss alles regelgerecht abgelaufen. Roma habe vorschriftsmäßig den Abriss bei Stadt und Landratsamt angezeigt. Die Feuerwehr habe an besagtem Tag die Straße abgesperrt.
Dass das Video jedoch zeigt, wie im Moment des Abrisses Autos vorbeifahren und sich in unmittelbarer Nähe Passanten aufhalten, davon wollte der Roma-Mitarbeiter nichts wissen. "Es ist niemandem etwas passiert", so Ahle. Was es mit dem Auto auf sich habe, auf den der Turm gestürzt ist? "Der Sachschaden ist im eigenen Haus geblieben", lautete Ahles Kommentar.
Die Feuerwehr weiß von ihrem Einsatz in der Industriestraße in der vergangenen Woche allerdings nichts. "Wir waren definitiv nicht vor Ort", teilte 2. Kommandant Thomas Kiechle mit. Seiner Information nach habe das Abrissunternehmen selbst für die Absperrung gesorgt. Der Verantwortliche der Baufirma war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Die Polizeiinspektion Burgau wurde über den Vorfall nicht informiert. "Es ist nichts aktenkundig geworden", teilte Werner Schedel mit. Erst ein Anrufer habe ihn auf das Video im Internet aufmerksam gemacht. Schedel hält es für gut möglich, "dass etwas unter den Tisch gekehrt und sauber aufgeräumt wurde". Die Polizei werde der Geschichte jetzt nachgehen und prüfen, ob alles mit rechten Dingen zugegangen sei. "Wir sehen uns vor Ort um und schauen, ob eine Straftat vorliegt", kündigte Schedel an.
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