"Ich gehe auf keinen Fall vor 2009 nach Berlin"
Wirtschaftsminister Huber gilt als Favorit im Rennen um den CSU-Vorsitz. Im Interview begründet er, warum er im Fall seiner Wahl bis 2009 in Bayern bleibt.
München Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber gilt als Favorit im Rennen um den CSU-Parteivorsitz. Im Gespräch mit Uli Bachmeier begründet er, warum er im Fall seiner Wahl bis 2009 in Bayern bleiben will. Sein Konkurrent, Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer, hatte gefordert, der neue CSU-Chef müsse sofort nach Berlin.
Nach allem, was man hört, schaut es ganz gut aus für Sie. Sind Sie guten Mutes für Samstag?
Huber: Ich bekomme in der Tat sehr viel Zustimmung aus allen Teilen der Partei und aus allen Regionen Bayerns. Deshalb bin ich auch ganz zuversichtlich. Aber ich werde bis zur letzten Minute um die Zustimmung der Delegierten werben und sie um ein eindeutiges Votum bitten. Eine klare Mehrheit stärkt die CSU in Berlin und auf der internationalen Bühne.
Kaum jemand hat im Frühjahr geglaubt, dass der "Wahlkampf" zwischen Seehofer und Ihnen so friedlich verlaufen könnte. Sind Sie selbst überrascht?
Huber: Mit Wahlkämpfen auf dieser Ebene und auf so lange Zeit hatten wir natürlich keine Erfahrungen in der Partei. Und manche Befürchtungen, dass es zum Beispiel zu Stellvertreterkriegen kommt oder dass man sich vor Ort zerstreitet, waren ja auch berechtigt. Aber die CSU hat sich als professionelle und kluge Partei erwiesen.
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Was war dabei Ihr Kurs?
Huber: Ich habe von Anfang an versucht, ein gutes Beispiel zu geben. Ich habe deutlich gemacht, dass ich das Miteinander will, und ich habe herausgestellt: Für mich ist der Parteitag nicht das Ziel, sondern der Start in die Zukunft, die nur mit einer großen Gemeinschaftsleistung erfolgreich gestaltet werden kann.
So viel Harmonie ist ja fast langweilig, vor allem weil kaum Unterschiede zwischen den Kandidaten Seehofer und Huber deutlich geworden sind.
Huber: Es geht ja auch nicht um einen Richtungsstreit. Die CSU steckt weder politisch in der Sackgasse noch hat sie eine Wende nötig wie einst die SPD in Godesberg.
Wenn Sie schon nichts Negatives über Ihren Konkurrenten sagen, was sagen Sie dann Positives über sich?
Huber: Ich stelle für mich heraus, dass ich die gesamte Bandbreite einer modernen Volkspartei darstelle und dass ich auf allen vier politischen Ebenen Erfahrung habe: in der Kommunal-, Landes-, Bundes- und der Europapolitik. Außerdem habe ich klargemacht, dass ich in den nächsten zwei Jahren in Bayern bin und damit die Partei hier in vier Wahlkämpfe führen kann.
Als bayerischer Wirtschaftsminister, als Finanzminister oder als Fraktionsvorsitzender im Landtag?
Huber: Das wird sich bei der Bildung der neuen Staatsregierung unter Günther Beckstein zeigen. Ich habe im Fall meiner Wahl nur eine Präferenz: Ich werde unter keinen Umständen nach Berlin gehen, weil ich glaube, dass der Parteichef in dieser Zeit bei der Partei sein muss. Nach der Bundestagswahl 2009 bin ich bereit, nach Berlin zu gehen.
Auf Fragen zur Regierungsbildung bekommt man zurzeit noch keine Antworten. Können Sie denn zumindest sagen, wen Sie als Nachfolger oder Nachfolgerin für CSU-Generalsekretär Markus Söder im Auge haben?
Huber: Ich komme, wenn es klappt, erst am 29. September in die Verantwortung. Am 16. Oktober wird die neue Staatsregierung vorgestellt. Die Entscheidung über den Generalsekretär wird erst nach der Regierungsbildung fallen - nach meiner Überlegung in der Vorstandssitzung am 23. Oktober.
Haben Sie eine Präferenz?
Huber: In der CSU gibt es keinerlei Mangel an geeigneten Persönlichkeiten - und zwar beiderlei Geschlechts. Die wichtigsten Auswahlkriterien sind: Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Organisationstalent.
Ihre zweite Gegenkandidatin, die Landrätin Gabriele Pauli, hat mit ihrem "Ehe-auf-Zeit"-Vorschlag für Furore gesorgt. Geben Sie ihr noch eine Chance in der CSU?
Huber: Es ist in der Demokratie bewährte Übung, dass man Mehrheiten braucht. Der Parteitag wird über die Zukunft von Frau Pauli entscheiden. Der Parteitag wird auch das Grundsatzprogramm mit einem klaren Bekenntnis zu Ehe und Familie verabschieden. Davon ist Frau Pauli mit ihrer Einzelmeinung Lichtjahre entfernt.
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