Freinacht: Gute und schlechte Scherze
In den meisten Fällen bewiesen die Scherzbolde in der Freinacht Augenmaß, doch es gab auch einige, die über die Stränge schlugen.
München (dpa/lby) - Ausgehängte Gartentore, in Toilettenpapier eingewickelte Autos und Rasierschaum auf Klingelschildern - in der "Freinacht" zum 1. Mai haben junge Menschen in ganz Bayern nach Polizeiangaben weitgehend Augenmaß bei ihren Scherzen bewahrt.
In etlichen Fällen wurden dennoch die Grenzen zu Straftaten überschritten. So berichteten die Beamten wiederum von erheblichen Sachbeschädigungen sowie gefährlichen Eingriffen in den Straßenverkehr wie der Entfernung von Gullydeckeln. Nach Angaben der Polizei in Kempten wurde in einem Fall auch ein Seil über eine Straße gespannt, in einem anderen Fall legten Unbekannte einen Baum quer über die Fahrbahn.
In solchen Fällen wurden die Vorfälle als Straftaten aufgenommen und entsprechende Ermittlungen eingeleitet. Alleine in Oberbayern wurden die Beamten zu mehr als 200 "Freinacht"-Einsätzen gerufen, im Bereich der Polizeidirektion Kempten mussten die Ordnungshüter mehr als 120 Mal ausrücken, um Jugendliche in ihre Schranken zu weisen. In den Landkreisen Weilheim und Garmisch-Partenkirchen berichtete die Polizei von Hauswänden und Schaufenstern, die mit Eiern beworfen wurden, von verschwundenen Verkehrszeichen, umgeworfenen Bänken und Brunnen, in die Waschmittel geschüttet worden war.
In Landsberg schmissen Unbekannte mit Alco-Pop-Flaschen die Scheibe eines Bushäuschens ein. Ebenfalls in Landsberg wurden zwei Jugendliche gefasst, die mit faustgroßen Steinen einen Neubau bewarfen, damit eine Scheibe sowie den Außenputz beschädigten und mindestens 1500 Euro Schaden anrichteten. In zahlreichen Fällen kam es auch zu Schmierereien mit Spraydosen.
In Augsburg wurden drei Kinder im Alter von 11, 12 und 13 Jahren ermittelt, die an 25 Autos die Antennen abgeschraubt und mitgenommen hatten. Die Buben wurden ihren Eltern übergeben. Ebenfalls in Augsburg zündeten zwei Burschen im Alter von 13 und 14 Jahren Toilettenpapier an, das sie vorher an den Heckscheibenwischern von zwei geparkten Autos angebracht hatten. Beide Jugendlichen waren betrunken und hatten in ihrem Rucksack noch reichlich Bier und Wodka dabei. Sie wurden später von ihren Müttern auf der Polizeiwache abgeholt.
Auch nach Beobachtungen der Kemptener Polizei führt erheblicher Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen in vielen Fällen zu solchen ausartenden Scherzen. So nahmen die Allgäuer Beamten in Durach einem zwölfjährigen Mädchen eine Flasche Wein ab, im Altusried war eine 13-Jährige nach erheblichem Alkoholkonsum nicht mehr ansprechbar und musste in ein Krankenhaus gebracht werden.
In Kempten brach ein betrunkener 17-Jähriger zusammen. Die Polizei beklagte aber auch die bedenkliche Einstellung vieler Eltern zu einem falsch verstandenen Brauchtum. So berichteten die Allgäuer Beamten von einem Buben, der einen Kiosk mit Ketchup beschmiert hatte und dann von der Besitzerin zur Reinigung aufgefordert wurde. Der Vater des Missetäters hat sich den Angaben zufolge aber nicht über seinen Nachwuchs aufgeregt, sondern darüber, dass die Kioskbesitzerin den Brauch der Freinacht nicht verstanden habe.
Im Wittelsbacher Park in Garmisch-Partenkirchen wurden Zaunlatten herausgerissen, die Täter konnten gestellt werden. Zwei Präzisionsschleudern und eine Säge wurden bei ihnen sicher gestellt.
In Freising stellten unbekannte Täter eine drei bis vier Meter hohe Palme und einen riesigen Blumenstock auf die Fahrbahn. Die Unbekannten waren sich nach Polizeiangaben der entstandenen Gefahr offenbar bewusst, denn sie sicherten das gefährliche Hindernis mit Pylonen einer nahe gelegenen Baustelle ab, die dadurch dann allerdings ungesichert war.
Im Vorfeld der Nacht zum 1. Mai hatte Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) eindringlich vor kriminellen Scherzen gewarnt. "Auch in der Freinacht gelten Recht und Gesetz", hatte Merk betont. "Wer in der Freinacht über die Stränge schlägt, wird konsequent verfolgt."
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