Schadensbilanz der Region: Memmingen Top, Augsburg Flop
Im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung gibt es große Unterschiede bei der Einteilung in Regionalklassen. Einige Städte haben eine hohe Schadensbilanz, Memmingen steht dagegen gut da.
Für die Augsburger sieht es düster aus: Auf den ersten Blick sind sie die schlechtesten Autofahrer Deutschlands. Denn der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hat wie berichtet die neue Einteilung der sogenannten Regionalklassen veröffentlicht. Und da erhält Augsburg bei der Kfz-Haftpflichtversicherung mit 128,11 den höchsten Indexwert und die höchste Regionalklasse. Das bedeutet, dass die in Augsburg zugelassenen Autos die höchste Schadensbilanz aufweisen. Und je höher die Klasse, desto mehr müssen Autofahrer für ihre Versicherung zahlen.
Die Memminger dagegen kommen in unserer Region am besten weg. Sie haben sich im Vergleich zum Vorjahr sogar um eine Stufe verbessert. Autofahrer im Donau-Ries haben sich um zwei Klassen verschlechtert, liegen aber in unserer Region immer noch auf dem drittbesten Platz. Mit ihnen in Klasse 5 sind auch die Unterallgäuer eingestuft.
Von Klasse 5 können neben den Augsburgern auch die Ingolstädter, Kaufbeurer und Kemptener nur träumen – sie sind bei der Haftpflicht alle in der höchstmöglichen Regionalklasse 12 eingestuft. Auch die Landeshauptstadt München ist mit einem Indexwert von 122,65 dort eingeordnet.
Teuere Autos verursachen höhere Schadensbilanz
Eindeutige Schlüsse auf das Verhalten der Autofahrer lassen die Zahlen aber nicht zu, sagt Stephan Schweda vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft: „Das heißt jetzt nicht, dass die Augsburger nicht ordentlich Auto fahren können.“ Denn in die Berechnung des Indexwertes, nach dem die Zulassungsbezirke ihre Regionalklasse erhalten, spielen einige Faktoren hinein.
Zunächst ist das die Schadensbilanz eines Bezirks: Wo viele Unfälle passieren, ist der Index demnach höher. Allerdings ist die Bilanz davon abhängig, wie hoch der Schadenswert ist. Werden wenige teure Fahrzeuge beschädigt, kann ein Bezirk einen höheren Indexwert erhalten, als mehrere Unfälle mit günstigen Autos.
Damit die Zahlen vergleichbar sind, wird der Wert mit den in diesem Bezirk zugelassenen Fahrzeugen in Bezug gesetzt. Sonst wäre der Indexwert in Ballungsgebieten grundsätzlich höher, sagt Schweda: „Dort sind ja mehr Autos zugelassen und deshalb passieren dort auch mehr Unfälle.“
Auswirkungen auf den Wert haben damit Unfallschwerpunkte wie langfristige Baustellen. „Auch eine unübersichtliche Kreuzung kann den Wert nach oben treiben“, sagt Schweda. Was nun den ausschlaggebenden Einfluss auf den Indexwert hat, ist laut Schweda je nach Region unterschiedlich: „Da spielt immer vieles zusammen.“
Veränderungen machen sich erst zeitverzögert bemerkbar
Fakt ist: Nicht nur die Regionalklassen sind dafür verantwortlich, wie viel den Einzelnen eine Kfz-Versicherung kostet. Dazu gehören auch persönliche Eigenschaften, beispielsweise das Alter des Fahrers und wie lange er unfallfrei gefahren ist. Zudem ist die Typklasse des Autos entscheidend. Sie sagt aus, welche Schadensbilanz ein bestimmtes Automodell in Deutschland hat.
Bei der Berechnung des Indexwertes für die Regionalklassen werden außerdem die Schadensbilanzen aus den vergangenen fünf Jahren berücksichtigt. Daher machen sich Veränderungen in der Verkehrslage erst zeitverzögert bemerkbar.
Schweda vermutet, dass das nun in Kaufbeuren zu beobachten ist. Die Stadt im Allgäu war jahrelang diejenige mit dem schlechtesten Indexwert. Nun liegt sie immerhin nur auf dem drittschlechtesten Platz. Zusammen mit Unfallforschern habe man dort mit verschiedenen Maßnahmen wie neuen Ampelanlagen und einer verbesserten Verkehrsführung versucht, die Situation zu verbessern, berichtet Schweda. „Die Möglichkeit zu so einer Analyse hat jede Stadt, aber man muss ein bisschen Geld in die Hand nehmen.“
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