Klaus Töpfer: Konsumverhalten und Prioritäten überdenken
Ein Plädoyer für Nachhaltigkeit hat der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer beim Festakt zum 25. Gründungstag der "aktion hoffnung" in Augsburg gehalten.
Es ist eine bemerkenswerte Summe, die die Diözese Augsburg über ihr Hilfsprojekt „aktion hoffnung“ seit der Gründung vor 25 Jahren erwirtschaftet hat. Zehn Millionen Euro flossen während dieser Zeit in Projekte in Sri Lanka, Indien der Ukraine und anderen Staaten.
„Es ist inzwischen die größte katholische Sammelbewegung in Deutschland“, betonte deren Geschäftsführer Gregor Uhl. Dabei seien die heute 3000 ehrenamtlichen Helfer „die Basis und das Fundament“, wie Domkapitular Prälat Bertram Meier beim Festakt im Textil- und Industriemuseum in Augsburg betonte. Diese sorgten für die „Fairwertung“ der Kleidung. Das Projekt wurde bereits zweimal mit der Silberdistel der Augsburger Allgemeinen ausgezeichnet. Diese erhalten Personen und Organisationen aus dem Verbreitungsgebiet unserer Zeitung, die sich durch besonderes ehrenamtliches Engagement hervorgetan haben.
Als Redner für den Festakt konnte die Diözese Klaus Töpfer gewinnen, ehemaliger Bundesumweltminister und früher auch Leiter des Umweltprogramms UNEP der Vereinten Nationen. Meier lobte Töpfer als profiliertesten Umweltpolitiker dieser Tage.
Immer mehr oder Maß halten?
Der 73-jährige verwies zu Beginn seiner Rede darauf, dass ein wichtiger Punkt seines Lebenslaufes nicht erwähnt worden sei. „Ich habe drei Enkel. An ihnen sehe ich am besten, warum Nachhaltigkeit so wichtig ist.“ Töpfer schrieb den Zuhörern ins Stammbuch, sie sollten ihr eigenes Konsumverhalten und ihre Prioritäten überdenken. „Muss es bei allem immer mehr sein oder gilt es nicht Maß zu halten, was auch Teil des kirchlichen Verständnisses ist?“
Die Antwort von Wirtschaftsvertretern und Politikern auf Probleme aller Art laute stets Wachstum. Dies werde allzu oft auf Kosten Dritter umgesetzt. So spüre die Dritte Welt den Klimawandel am stärksten, obwohl beispielsweise Afrika nur 0,4 Tonnen Kohlendioxid pro Kopf verursache. In Europa seien es hingegen zehn Tonnen und in den USA gar 20 Tonnen.
„Wir müssen die Unterschiede aufarbeiten, sonst wird es keine friedliche Zukunft geben. In der Sozialenzyklika von Papst Paul VI steht der kluge Satz ,Entwicklung ist der neue Name für den Frieden'“. Dies gelte nicht nur für die Beziehungen zwischen den armen und reichen Nationen, sondern auch innerhalb der Industriestaaten selber. In denen würden auf der einen Seite 15 Prozent aller Lebensmittel in Originalverpackung weggeworfen und auf der anderen Seite seien Menschen auf Einrichtungen wie die Tafeln angewiesen.
Der „aktion hoffung“ gratulierte er zu dem „wichtigen Zwischenschritt“ des 25-jährigen Jubiläums und lobte, dass hier nicht gefragt werde, was andere tun könnten, sondern selber mit gutem Beispiel vorangegangen werde.
100-Meilen-Diät bestimmt Töpfers Einkäufe
In der anschließenden Diskussion mit Prälat Meier und Dr. Markus Günther, Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen, bekannte Töpfer, dass auch er „nicht frei von Schuld“ sei. Er bemühe sich derzeit aber die begonnene 100-Meilen-Diät einzuhalten. Dabei handelt es sich um ein nordamerikanisches Projekt, dessen Unterstützer ausschließlich Produkte konsumieren, die in einem Umkreis von weniger als 100 Meilen (160 Kilometer) produziert wurden.
Meier verwies darauf, dass die Diözese versuche Heizkosten durch energetische Sanierung zu senken und er selbst, wann immer möglich, mit der Straßen- oder Deutschen Bahn seine Wege zurücklege. „Klimaschutz und -gerechtigkeit muss jeder Theologe beachten, schließlich geht es um die Bewahrung der Schöpfung“, betonte er.
Warum Medien das Thema so selten aufgriffen, wollte Moderatorin Monika Hoegen von Günther wissen. Dem Thema Klimaschutz werde aktuell doch viel Platz eingeräumt, sagte der Chefredakteur. Anders sehe es bei Entwicklungsprojekten aus. „Wahrgenommen werden diese Länder erst wenn es um Krisen oder Kriege geht. Das ist kein böser Wille, sondern hat mit den Interessen unserer Leser zu tun“, erklärte er.
Auszeichnung für Elisabeth Kreuz
Dass sie über den eigenen Tellerrand schauen, bewiesen die Verantwortlichen der „aktion hoffung“ am Ende der Veranstaltung. Sie überreichten Elisabeth Kreuz eine mit 2000 Euro dotierte Auszeichnung. Die Medizinerin gründete 1980 die Indienhilfe Herrsching. Aktuell arbeitet sie mit zwölf lokalen Partnern an insgesamt 30 Projekten.
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