Die Tonlage hat sich geändert am „größten Stammtisch der Welt“. Das alljährliche CSU-Spektakel beim Politischen Aschermittwoch in Passau, das nicht selten wie eine Verlängerung des Faschings wirkte und von derben Sprüchen über vermeintliche Leichtmatrosen und Halmaspieler bei der politischen Konkurrenz lebte, hat sich unter der Regie von Markus Söder und Manfred Weber zu einer deutlich ernsteren politischen Veranstaltung gewandelt.
Es ist kein politisches Hochamt mehr, das unerschütterliche Selbstgewissheit und schenkelklopfende Mir-san-mir-Stimmung zelebriert. Zumindest gestern ging es in Passau vor allem um Selbstvergewisserung in einer grundlegend veränderten politischen Situation.
Ganz Europa beobachtete den Politischen Aschermittwoch
Weber und Söder testeten eine schwierige Doppelstrategie. Sie versuchten, sich nach rechts und links abzugrenzen, sich aber zugleich als weltoffen und cool zu präsentieren. Sie versuchten, ihren neuen Kurs zu erklären und zu begründen, statt einfach nur draufzuhauen. Hardcore-Fans, die mehr Hohn und Spott erwartet hatten, dürften enttäuscht sein. Die Mehrheit der CSU-Mitglieder aber wird den neuen Stil sehr wahrscheinlich als angemessen empfinden.
Außerdem war die CSU dieses Jahr in einer besonderen Ausnahmesituation. Nicht nur Bayern und Deutschland beobachteten den Aschermittwoch. Ganz Europa war dabei. Rund 40 Journalisten aus Brüssel waren gekommen, um den EVP-Spitzenkandidaten für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten zu beobachten. Die Reden wurden simultan ins Englische übersetzt. Da wären die in Bayern so beliebten Dreschflegeleien vermutlich weniger gut angekommen.
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