Frei gewordenes Weideland wird zum Zankapfel
Das Staatliche Versuchsgut Neuhof hat die Tierhaltung aufgegeben. Was passiert jetzt mit 90 Hektar Wiesen? Viele sind alarmiert.
Kaisheim Über Jahre hatte die Staatliche Versuchsstation Neuhof in Kaisheim (Kreis Donau-Ries) Schlagzeilen gemacht, weil Genmaispollen von einem ihrer Äcker den Honig eines Imkers kontaminierten. Jetzt ist das Gut wieder im Gerede. Diesmal geht es um das Grünland – 90 Hektar Wiesen, die zum Teil im Landschaftsschutzgebiet des Naturparks Altmühltal liegen. Als kürzlich 2,2 Hektar davon umgepflügt wurden, waren Naturschützer und Landwirte alarmiert.
Denn seit die Staatsregierung im Frühjahr 2011 aus Kostengründen entschieden hat, die Tierhaltung auf dem Neuhof aufzugeben, hat ein Wettstreit um die begehrten Flächen begonnen.
Zunächst war versucht worden, das Landwirtschaftsministerium umzustimmen. Der Landkreis sorgte sich um das Erscheinungsbild der Landschaft und die biologische Vielfalt, wenn die Mutterkuhherde von den Weiden verschwinden würde. Der Bauernverband befürchtete, dass die wichtige Zucht von genetisch hornlosem Fleckvieh eingestellt wird. Genützt hat es nichts.
Anfrage zum Umbruch von Grünland im Landtag
Zum Politikum wurde aber erst der Grünlandumbruch: Die Grünen-Abgeordnete Christine Kamm nannte das Umackern in einer Landtagsanfrage „wenig vorbildhaft“, gerade weil der Kreis Donau-Ries schon viel Dauergrünland verloren habe, sodass Feldhasen und Wiesenbrüter immer seltener würden. Michael Elsinger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) betont jedoch, dass es sich bei der Fläche um einen mit Kleegras eingesäten früheren Acker handle. Einige befürchten aber, dass noch mehr Grünland unter den Pflug kommen könnte. Die LfL will nämlich ihre pflanzenbaulichen Versuche auf dem Neuhof fortführen und einen Schwerpunkt beim Ökolandbau setzen. Dafür wird Land gebraucht.
Walburga Färber aus dem Nachbarort Fünfstetten, die sich lange für die Beibehaltung der Mutterkuhhaltung auf dem Neuhof eingesetzt hatte, glaubt jedoch, dass die Justizvollzugsanstalt (JVA) Kaisheim hinter dem Umackern steckt. Denn diese wird mit der Abwärme einer Biogasanlage beheizt. Zur Biogaserzeugung wird Ackerland für den Maisanbau benötigt, weshalb die Pachtpreise steigen – auch zum Ärger der Milchbäuerin Walburga Färber.
JVA-Chef Friedhelm Kirchhoff dementiert: Die JVA habe sich zwar um die Anpachtung von 39 Hektar der frei gewordenen Fläche beworben, wolle diese aber ausschließlich als Weiden für ihre Hochlandrinder nutzen. Zehn Gefangene seien derzeit in diesem Betriebszweig beschäftigt. „Wir hoffen, dass es mehr werden können.“ In den Stallungen habe die JVA bereits „Gastrecht“. Die letzten Pinzgauer Rinder des Neuhofs würden dort mitbetreut.
Damit sind schon Fakten geschaffen, obwohl sich neben privaten Interessenten auch eine „Weideallianz“ von Schafhaltern, die von Naturschutzseite favorisiert wird, Hoffnungen auf das Grünland macht.
Die Landesanstalt für Landwirtschaft habe bei der Wahl der Pächter keine freie Hand, erläutert Michael Elsinger von der LfL-Stabsstelle: Staatliche Interessenten – in diesem Fall die JVA – hätten Vorrang. Die Pachtbedingungen handle die „Immobilien Freistaat Bayern“ aus. Die LfL könne aber „Wünsche äußern“ – etwa, dass Grünland auch Grünland bleiben muss.
Zucht wird verlagert, Entlassungen gibt es nicht
Auch sonst will die LfL die Wogen glätten. Entlassungen gebe es nicht. Personalabbau beim Staat sei nur möglich, wenn Mitarbeiter kündigen oder in Ruhestand gehen. Auch die Zucht hornlosen Fleckviehs gehe weiter – in Pfrentsch an der tschechischen Grenze. Der Druck zur Auslagerung kam vom Obersten Rechnungshof, der bemängelt hatte, dass der Freistaat an fünf Standorten Mutterkuhhaltung betreibe.
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