Max Strauß und die Hoffnung auf Freispruch
Dezember 1995: Gegen den Politikersohn Max Strauß wird ein Verfahren wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung eingeleitet. Seit elf Jahren fühlt Strauß sich als ein Gejagter. Anfangs gab er noch den großen Max, verhöhnte Steuerfahnder und Staatsanwälte. Doch dann wurde ihm mit jedem Jahr mehr bewusst: Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, aber sie mahlen - unerbittlich.
Von unseren Redakteuren Holger Sabinsky und Josef Karg, Augsburg
Der prominente Sohn des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß hielt den Druck nicht aus, zog sich zurück, wurde depressiv und über Monate stationär behandelt. Sein Vermögen zerfloss, vorübergehend sollte sogar die Strauß'sche Familiengruft in Rott am Inn vom Fiskus beschlagnahmt werden. Dann zerbrach die Ehe, seine Frau verließ ihn. Ihn, der so gerne in die großen Fußstapfen seines Vaters getreten wäre. Der Tiefpunkt im Fall des "Ikarus aus München" war das erste Urteil des Augsburger Landgerichts. Im Juli 2004 war Strauß junior wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden.
Seitdem hat Max Strauß versucht, wieder Boden unter den Füßen zu finden. Doch das ist schwer, angesichts des offenen Gerichtsverfahrens. Von Montag an wird - erneut in Augsburg - fast ein Jahr lang die Neuauflage des Prozesses verhandelt. Die Chancen auf Freispruch oder zumindest auf ein deutlich milderes Urteil stehen nach Meinung mancher Experten besser. Denn die erste Entscheidung war vom Bundesgerichtshof (BGH) im Oktober vergangenen Jahres aufgehoben und zur Neuverhandlung an eine andere Augsburger Strafkammer zurückverwiesen worden. Die Bundesrichter monierten in ungewohnt scharfer Form zentrale Bestandteile des Urteils. Dazu kam, dass aktuell das Schweizer Justizministerium in einem anderen Verfahren aus dem Schmiergeld-Komplex des Kauferinger Lobbyisten Karlheinz Schreiber darauf hinweist, die deutsche Justiz möge die Schweizer Kontounterlagen von Schreiber nicht als Beweismittel verwenden. Die Strauß-Anwälte lassen längst prüfen, ob das auch für ihren Mandanten gelten könnte.
Tatsache bleibt: In der Neuauflage seines Verfahrens wegen Steuerhinterziehung muss sich der 47-Jährige Politikersohn abermals wegen angeblicher Schmiergelder in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro verantworten. Das Geld soll er von Schreiber für seine Vermittlung bei Fuchs-Spürpanzer- und bei Airbusgeschäften kassiert und nicht versteuert haben.
Die Augsburger Staatsanwaltschaft wird nach der BGH-Entscheidung dieses Mal aber eine andere Strategie verfolgen. Sie will Strauß nun nachweisen, dass er zu Karlheinz Schreiber eine gewerbliche Beziehung hatte. Wäre das so, hätte Strauß für dieses Gewerbe eine Bilanz erstellen und Steuern zahlen müssen. Beides hat er aber nicht getan. Das würde für eine Verurteilung ausreichen. Bei der Augsburger Staatsanwaltschaft gibt man sich zuversichtlich, diesen Nachweis führen zu können - notfalls auch ohne die Schweizer Kontounterlagen.
Optimismus herrscht aber auch auf der Gegenseite. Wegen der speziellen steuerrechtlichen Fragen haben die Strauß-Geschwister Max, Franz Georg und Monika Hohlmeier das Verteidiger-Team neu formiert. Heiko Lesch und Bernd Müssig aus der renommierten Kanzlei "Redeker Sellner Dahs & Widmaier" werden jetzt von dem Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Manfred Krautkrämer aus Ziemetshausen (Kreis Günzburg) unterstützt. Krautkrämer ist in der CSU kein Unbekannter: Er verwaltete die Wahlkampfkasse von Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel und ist CSU-Schatzmeister im Kreis Günzburg. Krautkrämer hat nur ein Ziel für den Prozess: Freispruch für Max Strauß.
Die Neuauflage beginnt praktisch bei Null. Die Erkenntnisse aus dem ersten Prozess dürfen zwar "prozessleitend" eingebracht werden, die Sachverhalte müssen aber neu geprüft werden. Der Vorsitzende Richter der 9. Strafkammer, Manfred Prexl, gilt als extrem gründlicher Jurist. So wird wieder eine prominente Riege von Zeugen aufmarschieren: Sicher kommen der verurteilte Ex-Staatssekretär Ludwig-Holger Pfahls und der schillernde Lobbyist Dieter Holzer. Und zudem höchstwahrscheinlich wieder das bayerische Kabinett um Ministerpräsident Edmund Stoiber.
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