Mutter fürchtete, dass Anja ihr weggenommen wird
Bei Vernehmungen durch die Kriminalpolizei hat die Mutter der siebenjährigen Anna eingeräumt, ihre Tochter seit der Geburt auf ihrem Hof verborgen zu haben. Vernommen wurde auch der 51-jährige Vater des Kindes. Er gab zu, von der Existenz seiner Tochter gewusst zu haben. Das teilte gestern die Staatsanwaltschaft Memmingen in einer Presseerklärung mit.
Ursberg - Von Geburt an hat die Mutter der siebenjährigen Anna ihre Tochter auf ihrem Hof verborgen zu haben. Der 51-jährige Vater des Kindes gab bei den Vernehmungen zu, von der Existenz seiner Tochter gewusst zu haben.
Anja wies Entwicklungsverzögerungen auf, sprach wenig und wies keine Spuren körperlicher Gewaltanwendung auf.
Warum hat die 46-jährige Mutter ihr Kind versteckt? Laut Staatsanwaltschaft kommt als Hintergrund für das Verhalten der Bäuerin mit mittlerer Reife und kaufmännischer Ausbildung eine persönliche Überforderung in Betracht. Bei den Vernehmungen durch die Kripo erklärte die 46-Jährige, dass sie nach dem Tod ihrer Mutter und der Pflegebedürftigkeit ihres Vaters die elterliche Landwirtschaft alleine weitergeführt habe. Ihre dadurch bedingte Arbeitsüberlastung habe zu einer Vernachlässigung von Wohnung und Haushalt geführt.
Als dann 1999 ihr Kind nichtehelich geboren wurde, habe sie befürchtet, dass ihr Anja aufgrund des wenig geordneten Umfeldes von den Behörden entzogen werden würde. Darum habe sie die Anmeldung des Kindes beim Standesamt unterlassen. In der Folgezeit habe sie sich mit ihrer Tochter immer mehr gegenüber der Umwelt abgeschottet.
Sie habe Anja nach ihrer Einschätzung aber nach besten Kräften betreut und erzogen und auch gelegentlich ins Freie geführt. Anja habe sich im Haus weitgehend frei bewegen können.
Der Vater von Anja gab im Polizeiverhör zu, von der Existenz des Mädchens gewusst zu haben, er besuchte es und die Mutter sogar regelmäßig. Es sei ihm nicht gelungen, Anjas Mutter zu einer Änderung der Verhältnisse zu überreden.
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