Fünf Kinder lebten in einer Horrorwohnung
Matratzen und Kleidung waren von Urin durchtränkt, der Boden vermüllt. Nun wurden die Eltern verurteilt
Fünf kleine Kinder haben monatelang ein Martyrium erlebt. Von ihren eigenen Eltern wurden sie immer wieder in ihre Zimmer eingesperrt, durften nicht auf die Toilette gehen und mussten ins Bett machen. Im April dieses Jahres befreite die Polizei die verwahrlosten Jungen und Mädchen aus ihrer Lage. Am Freitag wurden die Eltern vom Augsburger Schöffengericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
In der Wohnung in Schwabmünchen (Landkreis Augsburg) lag überall Katzenkot und Müll, die dreckige Wäsche stapelte sich. Die Matratzen der Kinder waren mit Urin durchtränkt, der Gestank war nach Angaben einer Polizeibeamtin unerträglich. Der einzig halbwegs saubere Ort war ein Platz mit zwei Computern und großen Bildschirmen. Dort verbrachte das Ehepaar die Abendstunden mit Spielen, um sich vom Alltag abzulenken. Der Mann, 37, ist Busfahrer und machte damals nach eigener Aussage viele Überstunden. Seine Frau, 30, erzählte von einer Depression nach der letzten Schwangerschaft. Sie gaben alle Vorwürfe zu – auch, dass sich ihre vierjährige Tochter die Fußsohlen aufschnitt, als sie auf nicht weggeräumte Glasscherben trat.
Nachbarn fielen damals die eingesperrten Kinder auf, als diese Spielzeug aus dem Fenster warfen. Sie riefen die Polizei. Der Nachbar und eine Beamtin kletterten in die Wohnung, traten die verschlossenen Türen auf und entdeckten die vernachlässigten Kinder im Alter von einem bis acht Jahren. Weil es nicht genug Matzraten gab, schlief einer der Buben auf einem von Urin durchnässten alten Sessel. Das älteste Mädchen versuchte sich um seine Geschwister zu kümmern. Richter Dominik Wagner berichtete von einem Vorfall, als sie trockene Nudeln durch das Schlüsselloch des abgesperrten Kinderzimmers schob, um ihre hungrigen Geschwister zu versorgen.
Die Kinder kamen zunächst ins Augsburger Klinikum. Dort stellten die Ärzte fest, dass sie voller Läuse und in ihrer Entwicklung zurückgeblieben waren. Bereits im September 2016 war das Jugendamt aufgrund eines Hinweises zu den Eltern gekommen sagte eine Mitarbeiterin. Damals sei die Wohnung in einem akzeptablen Zustand und noch nicht absehbar gewesen, was später geschehen sollte.
Der 37-jährige Vater gab zu, als Vater versagt zu haben. Er habe nicht gewusst, welchen Schaden er seinen Kindern zufüge. Er und seine Frau wurden unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung und Freiheitsberaubung zu einer Freiheitsstrafe von 20 Monaten auf Bewährung verurteilt. Zudem müssen sie vier Jahre lang monatlich je zehn Sozialstunden leisten, damit sie immer wieder daran erinnert werden, was sie ihren Kindern angetan haben. Die Kinder leben in Pflegefamilien und Heimen. Die Eltern möchten eine Therapie machen und hoffen, zumindest eines ihrer Kinder irgendwann wieder zu bekommen.
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