Strom und Schweine vom Bauernhof
Erneuerbare Energie war das Schwerpunktthema des Zentrallandwirtschaftsfests (ZLF) im Südteil der Münchner Theresienwiese parallel zum Oktoberfest. Mit Hilfe moderner Technik können Landwirte zu "Energiewirten" werden. Der Landwirt Ralf Engel aus Deiningen hat darin schon Erfahrung gesammelt. Er verfügt über eine Biogas- und eine Photovoltaikanlage .
- Erneuerbare Energie ist Schwerpunktthema des Zentrallandwirtschaftsfests (ZLF) vom 18. bis 26. September im Südteil der Münchner Theresienwiese parallel zum Oktoberfest. Die Agrarmesse wirbt unter anderem für Rapsöl als Treibstoff und für Biogas, Biomasse und Sonnenkraft zur Erzeugung von Strom und Wärme. Mit Hilfe moderner Technik können Landwirte zu "Energiewirten" werden. Viele haben in dieser Rolle schon Erfahrung. Ralf Engel ist einer von ihnen. Er verfügt über eine Biogas- und eine Photovoltaikanlage.
Der Hohhof bei Deiningen (Landkreis Donau-Ries) wird demnächst, wenn die letzten Milchkühe aufgegeben sind, nur noch Schweine und Strom zu verkaufen haben. Sonst nichts. Was auf den 80 Hektar Feldern und Wiesen wächst, ist entweder Futter für die Tiere oder "Futter" für den Fermenter der Biogasanlage. Gerste und Weizen landen in den Futtertrögen der etwa 850 Schweine, die Silage aus Gras und Mais spezieller, für die Energiegewinnung gezüchteter Sorten werden zusammen mit der Gülle zu Methangas vergoren.
Herzstück der Biogasanlage ist der 700 Kubikmeter fassende Durchlauf-Fermenter, ein in den Boden versenkter, runder Gärbehälter mit Rührwerk. Bakterien sorgen dafür, dass aus der stinkenden Brühe ein geruchloses brennbares Gas entweicht. Im Maschinenhaus über dem Fermenter dröhnen zwei daraus gespeiste Motoren, die den Generator antreiben. Die Ausbeute ist beachtlich: An zwei Tagen produziert Familie Engel ungefähr so viel Strom, wie in einem normalen Einfamilienhaus jährlich verbraucht wird. 2000 Kilowattstunden werden durchschnittlich pro Tag ins Netz eingespeist, sagt Engel.
Hinzu kommt die Abwärmenutzung im eigenen Haus und im Stall. "Wir brauchen Heizöl erst ab minus 15 Grad", freut sich der Familienvater mit drei Kindern. Seine Biogasanlage zähle zwar zu den "kleineren", doch durch die direkte Anbindung an das Wohnhaus sei sie ökologisch besonders sinnvoll. Viele Anlagen "blasen nämlich die Abwärme zum Teil ungenutzt in die Luft".
Völlig frei von störenden Emissionen ist die Photovoltaik. Auf einem Scheunendach sind mehr als 300 Quadratmeter Module mit einer Nennleistung von 31,6 Kilowattstunden installiert. Im Vergleich zur Biogasanlage ist die Ausbeute von rund 100 Kilowattstunden pro Tag zwar bescheiden. Doch Ralf Engel ist mit seiner Energie-Ernte in beiden Fällen sehr zufrieden. "Meine Erwartungen wurden übertroffen", sagt er. Rund 40 Prozent des Einkommens erziele der Betrieb aus der Energieerzeugung.
Die Erhöhung der Einspeisevergütung durch das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz beschert auch ihm beim Strom aus der vier Jahre alten Biogasanlage eine Tariferhöhung von 60 Prozent. 10,11 Cent plus 6 Cent Bonus bekommt er vergütet. Beim Sonnenstrom dagegen muss er sich mit der bei der Installation vor zwei Jahren gültigen Vergütung von 48,1 Cent zufrieden geben. Der Staat gewährte aber damals noch besonders zinsgünstige Darlehen.
Ein Stück Zukunftssicherung für den schon im Jahr 1200 urkundlich erwähnten Hof sind seine hohen Investitionen (mehr als 200 000 Euro für die Biogas- und rund 150 000 Euro für die Photovoltaik-anlage) auf jeden Fall, ist sich Ralf Engel sicher. Schon als Auszubildender hatte der jetzt 32-Jährige mit einer Biogasanlage geliebäugelt. Auch weil der Gärprozess die Nährstoffe der Gülle für den Ackerbau besser verfügbar mache und die Geruchsemissionen deutlich verringere. Verwirklichen ließ sich dieser Wunsch allerdings erst nach der Umstellung auf Schweinemast. Die Gülle von 30 Kühen und 40 Bullen reiche für einen wirtschaftlichen Biogas-Betrieb nicht aus, habe es damals geheißen. Doch die Entwicklung geht weiter. Auf dem ZLF will sich Engel auf den neuesten Stand bringen.
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