Weilheimer Amtsrichter auf der Anklagebank
München (dpa/lby) - Ein Richter des Amtsgerichts Weilheim muss an diesem Dienstag (27. Juli) beim Landgericht München II auf der Anklagebank Platz nehmen. Der 37-Jährige soll im November 2003 in seinem Dienstzimmer in der Gerichtszweigstelle Schongau durch Abfeuern seiner Pistole einen Anschlag auf sich fingiert haben. Die Anklage lautet auf Vortäuschung einer Straftat und unerlaubtes Führen einer Waffe.
Der Fall gab den Ermittlern Rätsel auf. Am 10. November 2003 hatte der Richter der Polizei mittags telefonisch mitgeteilt, ein Unbekannter habe mehrmals auf ihn geschossen. Er sei unverletzt, habe aber einen Schock erlitten. Umfangreiche Ermittlungen ergaben, dass zur fraglichen Zeit in dem Gerichtsgebäude keine Schüsse abgefeuert wurden.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Richter zu einem nicht genau feststellbaren Zeitpunkt vor dem Anruf vom Eingang seines Büros aus zwei Kugeln mit einer Pistole in die Wand gegenüber gefeuert habe. Waffe und Munition deuten auf den Angeklagten als Schützen hin. Ein Motiv ist bislang nicht erkennbar, ein Psychiater fand keine Anhaltspunkte für eine seelische Störung.
Zuständig für den Fall wäre bei einer Straferwartung von unter vier Jahren normalerweise das örtliche Amtsgericht. Die dortigen Kollegen des 37-Jährigen können das Verfahren jedoch wegen Besorgnis vor Befangenheit nicht übernehmen. Die Staatsanwaltschaft erhob "wegen der Bedeutung der Sache" Anklage zum Landgericht. Der Prozess dauert voraussichtlich vier Verhandlungstage.
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