Die Tram lässt auf sich warten
Die Fahrplanumstellung im Nahverkehr hat gestern nicht nur die Kunden vor so manche Schwierigkeit gestellt. Auch die Stadtwerke hatten Probleme, ihren Betrieb ordnungsgemäß abzuwickeln. Auf zahlreichen Linien von Bus und Tram kam es zu Verspätungen. "Wir hatten mit einer Häufung von kleineren technischen Problemen zu tun", sagte Pressesprecher Jürgen Dillmann. Mitverantwortlich sei auch der Frost gewesen. Die Fahrgäste wiederum hatten am ersten Werktag der Fahrplanumstellung Orientierungsprobleme, weil die Straßenbahnlinien 2 und 4 auf teils anderen Routen verkehren.
Die neuen Fahrpläne gelten seit Sonntag. Doch die Nagelprobe war gestern am ersten Werktag, als wie immer viele tausend Kunden die Busse und Straßenbahnen stürmten. Es lief nicht alles reibungslos, lautete das Fazit am Ende des Tages. Vor allem Fahrgäste der Straßenbahnlinien 2 und 4 müssen sich neu orientieren. Die "Zweier" fährt jetzt von Augsburg-West nach Haunstetten (früher Hauptbahnhof). Die "Vierer" nimmt Kurs von Augsburg-Nord zum Hauptbahnhof (früher Haunstetten). Mit der Umstellung hatten gestern noch viele Fahrgäste zu kämpfen. Dies zeigte sich am Königsplatz, dem Umsteigeknoten für die Fahrgäste. Für so manchen Fahrgast war morgens um sieben die (Nahverkehrs)-Welt am Kö nicht mehr in Ordnung. Denn wo normal am Bahnsteig die Linie 2 vorfuhr, tauchte die Linie 4 auf. Aufklärung war nötig. Dafür sorgten Sicherheitsmänner in schwarzen Uniformen, die den Fahrgästen den Weg zur richtigen Tram wiesen. "Wie komme ich zum Klinikum?", lautete eine Frage. Antwort: Wie bisher mit der Linie 2.
Die meisten Pendler hatten aber nach einer kurzen Orientierungsphase alles im Griff: "Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass ich hier richtig stehe, aber ich beobachte trotzdem, in welche Richtung die anderen Bahnen losfahren", sagte eine 69-Jährige.
Mehr Probleme als die Fahrgäste hatten am Montag die Stadtwerke selbst. Auf vielen Linien kam es nach Angaben von Pressesprecher Jürgen Dillmann zu Verspätungen. Dies hing aber nicht nur mit dem Fahrplanwechsel zusammen, auch technische Defekte machten den Stadtwerken zu schaffen. Der Frost tat ein Übriges. Einige Straßenbahnen fielen zeitweise aus, deshalb wurden Ersatzbusse eingesetzt. Die Folge: Der Fahrplan konnte mitunter nicht eingehalten werden. Die Verspätungen nahmen die meisten Fahrgäste gelassen auf. "Das ist bald jeden Montag so", meinte die 62-jährige Ludmilla Hinz. Die Fahrplanumstellung trifft auch speziell Fahrgäste aus Richtung Gersthofen, die jetzt nicht mehr mit den Bussen bis in die Stadt fahren können, sondern in Oberhausen bei der Haltestelle Augsburg-Nord in die Straßenbahnlinie 4 umsteigen müssen. Die meisten Fahrgäste schoben sich an diesem Morgen wortkarg über den kalten Bahnsteig in die vorgewärmte Straßenbahn. Sich groß äußern zu den Fahrplanumstellungen wollte sich fast kein Pendler. "Man sollte eine Unterschriftenaktion starten", sagte eine 14-jährige Schülerin, die jetzt auf dem Weg in die Innenstadt statt einmal gleich zweimal umsteigen muss.
Die 23-jährige Auszubildende Melanie Heinzemann, die täglich aus Neusäß ins Industriegebiet Gersthofen unterwegs ist, hatte gestern wegen der Verspätung einer Straßenbahn einen Anschlussbus verpasst. Sie musste 20 Minuten zu Fuß laufen. "Bisher hab' ich eine Stunde zur Arbeit gebraucht, jetzt werden es an Tagen wie heute eineinhalb."
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