Familie des mutmaßlichen Mörders steckte im Finanz-Chaos
Aus Geldgier soll der Onkel seine Nichten Chiara und Sharon aus Krailling ermordet haben. Während des Prozesses wird klar: Er und seine Familie lebten im finanziellen Chaos.
Im Prozess um den Doppelmord an den Schwestern Sharon und Chiara aus Krailling zeichnet sich ein immer klareres Bild des angeklagten Onkels und der Familie ab. Dem 51 Jahre alten Mann wird vorgeworfen, die Töchter seiner Schwägerin aus Geldgier umgebracht zu haben. Vermutet wird auch, dass der Mann ursprünglich auch seine Schwägerin töten wollte, um an das Erbe zu kommen. Ungeöffnete Mahnungen, Schulden und Zwangsvollstreckung - die Familie des mutmaßlichen Mörders der kleinen Chiara und Sharon aus Krailling lebte in finanziellem Chaos. Die Familie habe Forderungen nicht mehr bedienen können, das Haus habe vor der Zwangsversteigerung gestanden, sagte ein Finanzermittler der Polizei am Dienstag vor dem Landgericht München.
Androhungen von Zwangsvollstreckungen
Bei der Hausdurchsuchung nach der Festnahme des Mannes seien 43 ungeöffnete Briefe gefunden worden, berichtete der Finanzermittler. Sie enthielten Bankschreiben, Mahnungen und Androhungen von Zwangsvollstreckungen. Drei Mal sei ein Zwangsversteigerungsverfahren für das Haus eingeläutet, jedoch zwei Mal nach Zahlungen eingestellt worden. Im Dezember 2010 sei das Verfahren dann fortgesetzt worden.
Gerichtsvollzieherin mehrfach vor der Haustür
Mehrfach habe die Gerichtsvollzieherin vor der Haustür gestanden, jedoch niemanden angetroffen. Die Ehefrau sei im März 2011 zur Offenlegung ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse aufgefordert worden, dazu aber nicht erschienen. Daraufhin sei ein Sicherungshaftbefehl gegen sie ergangen. Bereits im Sommer 2010 habe der Angeklagte einen Offenbahrungseid geleistet. Seine Familie hatte sich laut Anklage vor allem durch einen Hausbau verschuldet.
Neben der Verschuldung der Familie des mutmaßlichen Mörders kamen auch noch schwere Krankheiten hinzu. Das zweite von vier Kindern war schwer leberkrank - der Bub brauchte eine Transplantation. Die Ehefrau hatte Krebs mit schlechter Prognose.
Mutmaßlicher Krailling-Mörder: Familie hatte Schulden
Hilfsangebote gab es von mehreren Seiten. Unter anderem hatte die Marianne-Strauß-Stiftung Kontakt aufgenommen. Eine Mitarbeiterin der Stiftung sagte vor Gericht, der Angeklagte habe bei dem Hausbau nur Aufgaben verteilt, selbst aber nicht mit angepackt: "Er hat selbst nichts zugetan." Das Haus sei überdurchschnittlich groß und komfortabel geplant gewesen, offensichtlich habe sich die Familie bei der Finanzierung vergaloppiert. "Das würde schon gehen, weil wenn seine Frau stirbt, kriegt er die Rente", zitierte die Zeugin den Angeklagten. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe sie beschlossen, nichts mehr für die Familie zu tun. Auch habe die Sorge bestanden, dass das mit Hilfe der Stiftung gebaute Haus wieder verkauft werden könnte.
Zeuge: Familie hatte hohe Ansprüche
"Ich werde nie vergessen, wie er gesagt hat, dass seine Frau ja jetzt stirbt und er Witwen- und Waisenrente bekommt", sagte ein weiterer Zeuge über den Angeklagten. Er habe ein freundschaftliches Verhältnis zu der Familie aufgebaut, dann seien ihm aber Unstimmigkeiten aufgefallen. So habe die Familie trotz ihrer Finanzprobleme beim Hausbau hohe Ansprüche gehabt. Manche ihrer Angaben hätten zudem nicht gestimmt. Er habe schließlich den Kontakt abgebrochen: "Man hat mein Vertrauen missbraucht."
Der Angeklagte schweigt in dem Prozess zu den Vorwürfen. Bis Ende März sind weitere Prozesstage angesetzt. dpa/AZ
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