Ehrendoktorwürde für Theo Waigel: Was den Vater des Euro und die Uni vereint
Der einstige Finanzminister ist nun Augsburger Ehrendoktor: "Augsburg betrachte ich als meine Heimatuniversität", so Waigel – obwohl er selbst woanders studierte.
Einen juristischen Doktortitel hat der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel bereits seit mehr als 50 Jahren, 1967 promovierte er zur verfassungsmäßigen Ordnung der Landwirtschaft. Jetzt kommt ein weiterer Titel dazu: die Ehrendoktorwürde der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg. Waigel beeindrucke mit seinem Lebenswerk im Bereich der Volkswirtschaftslehre ebenso wie in der Betriebswirtschaftslehre, so rühmte ihn Wolfgang Schultze, Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, am Dienstagabend bei der Verleihung des Ehrentitels im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses.
Der aus Oberrohr bei Krumbach stammende Finanzminister a.D. und "Vater des Euro", wie Waigel häufig genannt wird, bedankte sich ergriffen: "Mit großer Freude und verhaltenem Stolz" nehme er die Ehrendoktorwürde in Empfang. "Augsburg betrachte ich als meine Heimatuniversität", betonte der 83-Jährige, "auch wenn es bei meinem Studienbeginn 1959 nicht möglich war, in Augsburg zu studieren." Das liegt ganz einfach daran, dass die Hochschule in Augsburg erst 1970 gegründet wurde. Waigel ging nach Würzburg und München. Seine Kinder und Schwiegertöchter holten es nach, studierten erfolgreich Geschichte und Rechtswissenschaften in Augsburg.
Ex-Bundespräsident Köhler rühmt Theo Waigel
Die Laudatio hielt der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler, den Waigel als den Mann bezeichnet, der ihm als Staatssekretär in seiner Zeit als deutscher Finanzminister bei der politischen Arbeit "am nächsten stand".
"Als Bundesfinanzminister dachte Theo Waigel weit über die Tagespolitik hinaus", sagte Köhler vor mehr als 400 Gästen. "Mit seinem Haus entwickelte er Mitte der 1990er Jahre ein auf eine Dekade angelegtes finanzpolitisches Arbeitsprogramm, das eine dauerhafte Balance zwischen einem leistungsfähigen Staat einerseits und einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft andererseits zu erreichen suchte." Dessen Kernelemente seien auch mit Blick auf heutige finanzpolitische Herausforderungen wegweisend. Glaubwürdig, voller Anstand und kompetent in der Sache, so charakterisierte Köhler seinen Freund, mit dem er gemeinsam etwa die finanziellen Rahmenbedingungen für den Abzug der russischen Truppen aus Ostdeutschland verhandelt hatte. Egal, wie turbulent es im politischen Betrieb zuging: "Theo Waigel ist seinen ganzen Weg mit entwaffnender Menschenfreundlichkeit gegangen. Das zeugt von tiefer Einsicht in die Wissenschaft vom Menschen."
Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber verriet in ihrem Grußwort, dass sie Waigels Credo "beraten, entscheiden, begründen" stets auch selbst im Hinterkopf habe, Uni-Präsidentin Sabine Doering-Manteuffel würdigte Waigels Einsatz für die Universität und betonte, dass es etwa einige Medizin- und Physiklehrstühle ohne seinen Einsatz heute nicht geben würde. Und für Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume ist der Geehrte ein "Freud der Wissenschaft, ein echter bayerischer Schwabe und ein überzeugter Europäer". Blume wandte sich direkt an Waigel: "Du hast deutsche und europäische Geschichte geschrieben, du hast uns neue Welten eröffnet."
Auch während seiner Zeit in der Spitzenpolitik war Theo Waigel – ab sofort Dr. rer. pol. h. c. – der Universität Augsburg eng verbunden. Von 1985 bis 2020 gehörte er dem Kuratorium an, davon 15 Jahre als Vorsitzender. "Aus den bescheidenen Anfängen ist eine Universität entstanden, die, weit über Schwaben hinaus, nationale und internationale Anerkennung gefunden hat", so Waigel in seiner Dankesrede. Letzteres, da sind sich alle Laudatorinnen und Laudatoren einig, gilt auch für ihn selbst.
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Nur so am Rande fällt mir auf:
Herrn Waigel wird mit allem Pomp und grosser Besetzung (Köhler, Blume) im Goldenen Saal die Ehrendoktorwürde der Universität Augsburg verliehen und unsere Heimatzeitung, die ihn bisher egal zu welchem Anlass immer wieder prominent hervorzauberte, berichtet sowohl im Print als auch digital etwas versteckt darüber. Vor kurzem wäre das noch der Aufmacher auf Seite 1 gewesen.
Scheinbar hat Herr Waigel in der Gunst der Augsburger Allgemeinen und den bestimmenden Personen an Boden verloren.
Zur Ehrung selbst bleibt die Feststellung, dass Würden dieser Art allmählich inflationär und vielen, die altersmilde scheinen, zuteil werden.
Trotzdem muß sich Theo Waigel den Vorwurf gefallen lassen, als damaliger Finanzminister den Beitritt Griechenlands zum € unterstützt zu haben, obwohl in seinen Kreisen alle wussten, dass die gemeldeten griechischen Finanzzahlen alle getürkt waren!
So leichtfertig hätte man die gute deutsche Mark nicht aufgeben sollen!
Vielleicht erlebt er ja noch den Zerfall des Euros................................................
Dass Griechenland der europäischen Währungsunion beitrat war richtig und wichtig - genauso wie alle anderen Euro-Mitgliedsstaaten: Je mehr eine Währung genutzt wird, desto stärker ist sie. Das ist ein finanzmathematischer Fakt. Vor allem deshalb will Russland sämtliche exportierten Energieträger nun ja auch in Rubel ausbezahlt bekommen.
Im Falle Griechenland hätte man halt nach dem Beitritt strikter auf die Einhaltung der Kriterien achten müssen.
Ohne Euro wird's auf Dauer auch keine Europäische Union geben - geschweige denn Vereinigte Staaten von Europa. Das sollte innerhalb der EU unser aller Ziel sein, wenn wir auf Dauer im internationalen Wettbewerb bestehen wollen.
@Michael K.:
Die Vereinigten Staaten von Europa waren für Helmut Kohl ein großes Ziel. Für die Zielerreichung wäre es aber hilfreich gewesen, wenn man noch vor der Euroeinführung die politische Union herbeigeführt hätte. Die politische Union wird in der Fachwelt sogar als Voraussetzung für eine erfolgreiche Währungsunion angesehen.
Und Ihre These, je mehr desto besser, findet auch nicht überall Anklang:
Bei der Euroeinführung haben sich die Engländer und die Dänen erfolgreich gegen die Verpflichtung gestemmt, in ihren Ländern den Euro einführen zu müssen. Die Dänen wollen auch heute nicht dem Euroraum beitreten.
Schweden wurde zunächst wegen Nichterfüllung der Konvergenzkriterien der Beitritt zur Währungsunion verwehrt. Obgleich Schweden seine diesbezüglichen Probleme längst gelöst hat, ist es seiner Verpflichtung, die Gemeinschaftswährung einzuführen, bislang nicht nachgekommen. Die EU-Kommission lässt die Schweden gewähren. Grund: 2003 stimmten die Schweden in einem Referendum mit 56,2 % gegen die Euroeinführung. „Eine Umfrage im Jahre 2013 ergab, dass nur 9,0 % der Schweden für die Euroeinführung sind. Das ist der niedrigste Umfragewert, der jemals in Schweden gemessen wurde.“ (euro-anwaerter.de)
Derzeit werden inflationär Orden verteilt und auch, wenn viele Bürger verwirrt sind, der Theo hat 1000000 x mehr einen Orden verdient als Frau Merkel.