Die Gefahr durch Cyberangriffe in Bayern wächst
Exklusiv Die Kriminellen werden immer professioneller. Auch der Krieg in der Ukraine spielt eine Rolle. Wie schützt man die kritische Infrastruktur?
Expertinnen und Experten schlagen Alarm: Noch nie war die Gefährdungslage im Cyberraum so hoch wie jetzt. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) hervor. Von Cyberangriffen sind immer mehr Bereiche betroffen: Energieversorger genauso wie Medienunternehmen, Verwaltungen, Kliniken oder Schulen.
Auch im Freistaat ist die Situation angespannt. „Die Gefährdungslage ist groß und wird auch in Bayern weiter zunehmen“, sagt Daniel Kleffel, Präsident des bayerischen Landesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik. Die Ursache für diese Entwicklung sei unter anderem die sich exponentiell entwickelnde Digitalisierung. „Alle Firmen, Verwaltungen, Organisationen, die von einer funktionierenden IT abhängig sind, sind ein lohnendes Angriffsziel“, sagt Kleffel. „Und es wird ja immer mehr miteinander vernetzt. Damit steigt das Gefahrenpotenzial.“ Der Experte macht deutlich, dass man es mit hochprofessionellen Angreifern zu tun habe: „Das sind nicht irgendwelche Hacker, die mit Kapuzenpulli bei warmer Cola und kalter Pizza im Keller sitzen. Es gibt eine komplexe Arbeitsteilung, wo die einzelnen Angriffsschritte bestens koordiniert sind.“
Die Gefahr ist mit Beginn des Krieges gestiegen
Auch Oberstaatsanwalt Thomas Goger von der Zentralstelle Cybercrime Bayern bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg spricht von einer „deutlichen Professionalisierung der Täter“. Und: Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine sei die Gefahr noch gestiegen. Auch wenn sich das noch nicht in konkreten Verfahren niedergeschlagen habe, könne davon ausgegangen werden, dass sich die Lage verschärft hat.
Vonseiten des BSI heißt es, dass es in Deutschland in Zusammenhang mit dem Angriffskrieg bislang eine „Ansammlung kleinerer Vorfälle“ gegeben habe, unter anderem einen Cyber-Angriff auf deutsche Mineralölhändler mit russischem Mutterkonzern.
Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagt unserer Redaktion: „Das Risiko von Cyberangriffen auf Ziele in Deutschland und Bayern ist seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine deutlich gestiegen.“ Zwar gebe es bis dato keine konkreten Hinweise auf groß angelegte staatlich gesteuerte Cyberangriffe auf bayerische Unternehmen oder Behörden. „Es ist jedoch nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden mit erhöhter Wahrscheinlichkeit mit Kollateralschäden sowie Angriffen aus dem Cyberraum zu rechnen.“ Behörden und Unternehmen seien aufgerufen, ihre Sicherheitsvorkehrungen auf den Prüfstand zu stellen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und das Cyber-Allianz-Zentrum Bayern im Landesamt für Verfassungsschutz hätten ein Sensibilisierungsangebot für Unternehmen initiiert – insbesondere im Bereich der kritischen Infrastrukturen.
Schulze: Die besten Hacker müssten bei den Sicherheitsbehörden arbeiten
In den Schutz dieser kritischen Infrastrukturen – etwa die medizinische Versorgung – müsse man massiv investieren, sagt Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag, gegenüber unserer Redaktion. Am Mittwoch stellte sie im Innenausschuss einen Antrag, der die Staatsregierung aufforderte, dem Landtag zeitnah über den Schutz der kritischen Infrastruktur zu berichten. „Ich erwarte von der Söder-Regierung, dass sie einen starken Fokus auf diese Themen legt und unter anderem unsere Stromversorgung, Medien und Krankenhäuser, Kommunen, Behörden und Unternehmen bestmöglich vor Cybercrime schützt.“ Die besten Hacker müssten bei den Sicherheitsbehörden arbeiten. „Dafür muss die Söder-Regierung Geld für die Technik und eine außertarifliche Bezahlung in die Hand nehmen.“
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Der beste Schutz gegenüber Cyberangriffen sind doch sichere Anwendungen. Da aber heute die Qualität gegenüber der Schnelligkeit fast auf allen Gebieten ins Hintertreffen gerät sind schlechte Systeme mit offenen Türen das Resultat.