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Medizin
25.12.2023

Plötzlich Stammzellenspender: Wir sind uns fremd, ich helfe dir

Unser Autor wird im Mai 2023 für eine Stammzellenspende angefragt. Wie bei den meisten heutzutage werden die Zellen bei ihm über das Blut entnommen – nicht ganz ohne Nebenwirkungen.
Foto: Hendrik Schmidt, dpa

Über zehn Millionen Menschen sind in Deutschland als Stammzellenspender typisiert. Doch nur wenige werden tatsächlich zu Spendern. Unser Autor ist einer von ihnen.

Viel weiß ich bislang nicht über den Mann, dem ich vielleicht das Leben gerettet habe. Nur, dass er aus Deutschland kommt und "nicht mehr ganz jung ist". Er und ich – wir haben uns noch nie getroffen, wir kennen einander nicht. Mehrere Male bin ich in den vergangenen Monaten seinetwegen nach Ulm gefahren, habe mir Spritzen in den Bauch gesetzt und meinem Blut dabei zugesehen, wie es sich in seine Bestandteile auflöste. 

Wie es ihm wohl geht, dem Empfänger meiner Stammzellen? Ob sein Körper die fremden Zellen gut angenommen hat? Hat er die Transplantation gut überstanden? Lebt er noch? Und wenn ja, wird er wieder gesund werden? 

Ich rufe bei meiner Stammzellspenderdatei an. Am Telefon erreiche ich eine Mitarbeiterin. Sie kann mir nicht sofort Auskunft geben, verspricht aber, bei dem zuständigen Krankenhaus nachzufragen und sich zeitnah bei mir zu melden. Es ist ein warmer Freitagvormittag, der Sommer wehrt sich noch gegen den einsetzenden Herbst.

Als ich am Abend nach Hause komme, habe ich die E-Mail schon in meinem Postfach. Im Betreff steht "Zustand von Stammzellempfänger". Langsam fahre ich mit der Maus über die Zeile. Ich klicke auf die Nachricht und beginne zu lesen.

Typisierungsaktionen: Die Suche nach dem passenden Spender

Eigentlich wollte ich mal jemand anderem helfen. 2019 war das, es ging um eine erkrankte Frau aus meinem Heimatort in Niederbayern. Bei ihr war Leukämie diagnostiziert worden und sie suchte nach einem geeigneten Stammzellenspender. Ich ließ mich bei einer Typisierungsaktion an einer Landshuter Realschule als potenzieller Spender registrieren: Mund auf, Stäbchen rein, Abstrich machen, fertig. Doch danach erhielt ich keine Nachricht mehr. Offenbar passten meine Blutmerkmale nicht zu den ihren. Laut der Stammzellspenderdatei DKMS werden von hundert typisierten Menschen in den ersten zehn Jahren nach der Registrierung nur fünf tatsächlich zu Stammzellenspendern.

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Große Typisierungsaktionen wie die in Landshut finden immer wieder statt. Ende Oktober ließen sich mehr als 400 Schülerinnen und Schüler für einen Mann aus Wiggensbach im Oberallgäu registrieren. Im Landkreis Dillingen bewegte Anfang des Jahres die an Leukämie erkrankte Ida die Menschen. Nach einem großen Aufruf für die Dreijährige kamen fast 1000 Menschen zur Typisierung nach Höchstädt, darunter eine ganze Feuerwehrtruppe aus dem benachbarten Baden-Württemberg.

Jeder vierte typisierte Stammzellenspender kommt aus Deutschland

Die Anzahl der registrierten Spenderinnen und Spender steigt hierzulande seit Jahren. Im April waren zum ersten Mal mehr als zehn Millionen Menschen bei den zahlreichen Stammzellspenderdateien hinterlegt, wie das ZKRD, so etwas wie der zuständige Dachverband, angibt. Damit kommt etwa jeder vierte registrierte Spender weltweit aus Deutschland. Das Land der Auto- und Maschinenbauer schickt nicht nur Audis und BMWs um die halbe Welt. Deutschland ist auch äußerst erfolgreicher Exporteur von Stammzellen.

Bei mir vergehen vier Jahre, bis ich tatsächlich für eine Spende angefragt werde. "Dringend", steht da Anfang Mai in großen Buchstaben in meinem E-Mail-Postfach, "freiwillige nicht verwandte Stammzellenspende". Ich soll mich melden, möglichst zeitnah. Ein Abgleich habe ergeben, dass ich für eine kranke Person der bestmögliche Spender sei. Es geht nicht mehr um die Frau aus meinem Heimatort, sondern um einen anderen Patienten. Ich freue mich über die Anfrage und sage, ohne groß zu überlegen, zu. 

Zweimal pikst es, zweimal verziehe ich kurz das Gesicht. Dann sitzen die Nadeln, eine in der linken und die andere in der rechten Armbeuge. Ich beobachte, wie das Blut durch die Schläuche fließt. Wie es in dem Gerät neben mir verschwindet, und dann auf der gegenüberliegenden Seite wieder ankommt.

Bequeme Sessel und Fernsehbildschirme: Mehr als 300 Entnahmen pro Jahr an Ulmer Uniklinik

Es ist Mitte Juni, als mich die zwei Krankenpflegerinnen in Ulm an die Maschinen anschließen. Das Institut für klinische Transfusionsmedizin des Uniklinikums liegt auf dem Eselsberg im Norden der Stadt. Die Räume sind hell, das Personal freundlich. Hier werden jedes Jahr um die 300 Stammzellentnahmen durchgeführt, wie mir meine betreuende Ärztin Jana Schnaubert später sagen wird.

Bei einer Stammzellenspende fließt das Blut aus dem einen Arm in eine Zentrifuge und wird anschließend in den anderen Arm zurückgeleitet.
Foto: Philipp Nazareth

Der große Saal, in dem ich liege, erinnert mich an das Business-Class-Abteil eines Langstreckenfliegers. Die bequemen Sessel, die Jogginghosen, die Kapuzenpullover … Fast alle im Raum haben Kopfhörer in ihren Ohren und hören Musik oder schauen auf ihren Handys Serien. Neben mir liegen nur Spenderinnen und Spender. Den erkrankten Mann, für den ich angefragt wurde, treffe ich hier nicht. 

Um 9 Uhr schaue ich zum ersten Mal auf die Uhr. Das Gerät neben mir gibt ein gleichmäßiges Brummen und Klicken von sich. Ich bin müde und habe Gliederschmerzen. Vier Tage lang habe ich mir morgens und abends Spritzen gegeben. Der Wirkstoff soll dazu führen, dass ausreichend Stammzellen in das Blut wandern, um sie dort dann einzusammeln. Bei der Voruntersuchung hat mich meine Ärztin Jana Schnaubert schon gewarnt: Dieser sogenannte Wachstumsfaktor könne kurzfristig grippeähnliche Symptome hervorrufen, ich müsse auch mit Fieber und pulsierenden Schmerzen im Beckenbereich rechnen. Letztere finde ich besonders unangenehm. Sie kommen immer dann, wenn ich aufstehe oder Treppen steige.

Stammzellenspende: Zentrifuge teilt Blut in seine Bestandteile auf

Die Entnahme selbst, das Filtern meines Bluts nach Stammzellen, spüre ich nicht. Geht ja auch gar nicht, kann man ja gar nicht spüren. Findet ja alles in dem Gerät statt, denke ich mir.

Dieses "Gerät" hat die Stammzellenspende wesentlich vereinfacht. Früher, sagt Schnaubert, als die Stammzellen noch überwiegend mit einer Operation aus dem Beckenknochen entnommen wurden, hätten sich Spenderinnen und Spender auf einen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt einstellen müssen. Heute dagegen würde die überwiegende Mehrheit der Spenden mit einer anderen Methode durchgeführt.

Sie funktioniert in etwa so: In einer Maschine, auch Zellseparator genannt, wird das Blut mithilfe einer Zentrifuge in seine Bestandteile getrennt: "Das Blut wird im Kreis geschleudert und teilt sich in seine verschiedenen Schichten auf." Im Inneren das Blutplasma, außen die roten Blutkörperchen. Und in der Mitte, da befinden sich die Stammzellen, jene Zellen also, die für den Aufbau und die Heilung der Blutbestandteile zuständig sind und einem erkrankten Patienten ein neues Leben schenken sollen.

Zu wenig Stammzellen: Ich muss einen zweiten Tag bleiben

So weit die Theorie. Doch in meinem Fall gibt es Probleme. Am späten Vormittag zeichnet sich ab, dass ein einzelner Tag für die Entnahme nicht reichen wird. Die Ärztinnen erklären mir, dass mein Körper zu wenig Stammzellen produziert habe. Ob ich bereit sei, am darauffolgenden Tag wiederzukommen? Sozusagen für eine zweite Runde? Ich wusste, dass das passieren kann, und sage ja. Gegen Mittag trennen mich die Pflegerinnen von der Maschine und ich fahre in das Hotel, das die Stammzellspenderdatei für mich gebucht hat.

Bei einer Stammzellenspende wird das Blut in seine Bestandteile aufgeteilt. Die Stammzellen sammelt die Maschine in einem Beutel.
Foto: Hendrik Schmidt, dpa

Als ich am nächsten Morgen wieder in meinem Sessel liege, wird in Italien der frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi beerdigt. Wie ich in einem Artikel lese, litt Berlusconi bis zu seinem Tod an einer chronischen Leukämie. Ob er eine Transplantation erhalten hatte, finde ich nicht heraus.

Die Entnahme läuft an diesem Tag ohne größere Probleme. Zweimal bekomme ich zwar einen Calciumcocktail, weil mein Gesicht plötzlich beginnt zu kribbeln. Die Reaktion zählt zu den häufigen Nebenwirkungen bei Stammzellenspenden. Wie mir die Ärztinnen erklären, werde durch die Gabe eines Gerinnungsfaktors das Calcium im Blut gebunden und dieser Mangel mache sich dann kurzfristig mit einem Kribbeln bemerkbar.

Nach der Stammzellenspende: Direkter Kontakt zum Patienten nicht erlaubt

Aber die Cocktails scheinen zu wirken. Am frühen Nachmittag darf ich ganz ohne Kribbeln, dafür noch etwas wackelig auf den Beinen das Uniklinikum verlassen. Noch am Ulmer Hauptbahnhof erhalte ich einen Anruf: Die erste Auswertung habe ergeben, dass die benötigten 460 Millionen Stammzellen eingesammelt werden konnten. Ich kann mir darunter nicht viel vorstellen, bin aber erleichtert und steige in den Zug nach Hause.

Nach meiner Spende erhole ich mich schnell. Doch über den Empfänger meiner Stammzellen weiß ich so gut wie nichts. Wie es ihm geht, kann ich frühestens in drei Monaten erfragen.

In Deutschland spielt Anonymität bei der Stammzellenspende eine große Rolle. Wie mir der Dachverband ZKRD mitteilt, dürfen Spender und Empfänger zunächst keinen direkten Kontakt haben. Spenderinnen und Spender sollen bei einer möglichen zweiten Anfrage nicht unter dem Druck stehen, aus Sympathie für die Patientin oder den Patienten ein weiteres Mal zu spenden. Die Entscheidung für eine Stammzellenspende soll "komplett freiwillig" sein – Stichwort Spenderschutz.

Wie der Empfänger die Transplantation überstanden hat

Zwei Monate nach meiner Entnahme werde ich tatsächlich für eine zweite Spende angefragt. Es handelt sich um denselben Patienten, dieses Mal geht es aber um die Spende von Lymphozyten, die im Blut für die Abwehrfunktion des Körpers zuständig sind. Als ich mit meiner Ärztin Jana Schnaubert telefoniere und für die zweite Spende zusage, frage ich sie, ob die neue Anfrage für den Patienten ein gutes oder schlechtes Zeichen sei. So genau könne man das nicht sagen, erklärt sie. Jedenfalls sei das Vorgehen nicht unbedingt ungewöhnlich. 

Die zweite Entnahme überstehe ich ähnlich gut wie die erste. Sie dauert dieses Mal nur einen Tag und ich muss mir keine Spritzen geben. Und dann ist es so weit: An einem Freitagabend sitze ich vor meinem Laptop und öffne die neue E-Mail. Sie ist nur wenige Sätze lang, ich lese jeden ganz genau. 

Die Mitarbeiterin der Stammzellspenderdatei schreibt mir, dass es dem Empfänger meiner Stammzellen "den Umständen entsprechend gut" gehe. Sein Zustand habe sich zwar verbessert, aber er sei sehr mit sich und seiner Krankheit "beschäftigt". Sein familiäres Umfeld sei nicht besonders groß, meine Zellen habe er ambulant erhalten. "Ich würde vorschlagen, warten Sie noch etwas ab", heißt es am Ende der E-Mail. "Sie können ja vielleicht in sechs Monaten noch mal nachfragen." 

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