Noch mehr Gammelfleisch entdeckt
Die Skandale umd bayerisches Gammelfleisch reißt nicht ab. Im Landkreis Hof entdeckten die Behörden in einem Betrieb verdorbenes Fleisch, wie die Staatsanwaltschaft Hof am Freitag mitteilte. Unterdessen hat die Skandalserie erste Konsequenzen: Die Regierung von Oberbayern entband den Leiter des staatlichen Veterinäramts in München von seinen Aufgaben.
Hof/Saale (lby) - Die Serie bayerischer Gammelfleischskandale reißt nicht ab. Im Landkreis Hof entdeckten die Behörden in einem Zerlege- und Verbarbeitungsbetrieb verdorbenes Fleisch, wie die Staatsanwaltschaft Hof am Freitag mitteilte. Wegen des erhöhten Kontrolldrucks rechnet Verbraucherminister Werner Schnappauf (CSU) nach Angaben seines Hauses noch mit weiteren Fällen. Unterdessen hat die Skandalserie erste Konsequenzen: Die Regierung von Oberbayern entband den Leiter des staatlichen Veterinäramts in München von seinen Aufgaben. Die Behörde bestätigte entsprechende Berichte.
Der neue Fund im Landkreis Hof ist seit Ende August bereits der vierte Gammelfleisch-Fall in Bayern. Bislang sei nicht bekannt, ob das Fleisch auch in den Handel gelangt sei, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Hof, Gerhard Schmitt. Die Ermittler hätten einen anonymen Hinweis erhalten, sagte der Sprecher Schnappaufs. "Es scheint zu funktionieren, dass jetzt vermehrt Hinweise aus der Bevölkerung und von Mitarbeitern kommen."
Nähere Einzelheiten sind nach Angaben von Chefermittler Schmitt noch nicht bekannt. Nach Angaben von Schnappaufs Sprecher handelt es sich im Kreis Hof "nicht um eine ganz kleine Metzgerei". Die Untersuchungsergebnisse werden voraussichtlich erst kommende Woche vorliegen.
Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) attackierte unterdessen bei einer Sondersitzung des Bundestags- Verbraucherausschusses erneut seinen Amtskollegen und CSU- Parteifreund Schnappauf: "Ganz offensichtlich hat die staatliche Lebensmittelkontrolle nicht funktioniert", sagte er. Schnappauf wies das zurück: "Wir haben eine funktionierende Kontrolle in den Ländern, auch in Bayern."
In Niederbayern hat die ebenfalls unter Gammelfleisch-Verdacht stehende Mettener Fleischzentrale mehr Unternehmen beliefert als bislang angenommen. Nach Angaben der Ermittler hatte der Betrieb 470 Abnehmer im In- und Ausland. Bisher war die achtköpfige Sonderkommission "Fleisch" von 326 Handelspartnern ausgegangen. Die meisten Kunden des Mettener Betriebes seien in Bayern. Darüber hinaus soll die Großmetzgerei aber auch in mehrere EU-Länder und bis nach Hongkong geliefert haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 53-jährige Firmenchef über Jahre hinweg mit verdorbenen Lebensmitteln gehandelt hat.
Die Landtags-Grünen forderten eine grundlegende Reform der Lebensmittelüberwachung in Bayern. Auch CSU-Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann erklärte, es dürfe dabei "keine Tabus" geben. Die Grünen schlugen vor, die bisher zu den Landratsämtern gehörenden Lebensmittelkontrolleure unter dem Dach des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zusammenzuführen. "Das System aus Pfusch und Duldung muss endlich beendet werden", sagte Dürr. Bisher leisteten nur der Zoll und die Polizei als unabhängige Behörden bei den Ermittlungen gute Arbeit, nicht die Lebensmittelkontrolleure selbst.
Herrmann sprach sich jedoch gegen Schnellschüsse aus. Der CSU- Fraktionschef forderte intensive Gammelfleisch-Kontrollen vor und während des am kommenden Woche beginnenden Münchner Oktoberfests. Das Oktoberfest stehe im Blickpunkt einer überregionalen oder sogar weltweiten Öffentlichkeit. "Die Hähnchen und Ochsen müssen von einwandfreier Qualität sein."
Sowohl Grünen-Fraktionschef Dürr als auch sein CSU-Kollege Herrmann befürworteten die Schaffung eines bundesweiten Melderegisters für Gammelfleisch-Firmen. Landtagspräsident Alois Glück (CSU) lehnte die von der SPD geforderte Sondersitzung der Landtags-Vollversammlung zum Skandal ab. Stattdessen wird Schnappauf kommende Woche dem Umweltausschuss des Landtags bei einer Sondersitzung Bericht erstatten.
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