Lage in Kliniken kritisch: Abwasser-Analyse soll kommen
Kliniken schlagen angesichts zunehmender Belastung Alarm: Die Behandlungsfälle wegen Corona steigen stetig, Personal fehlt. Noch aber bleibt unklar, wie die Regierung reagiert.
Die Sorge vor einer Überlastung der Krankenhäuser in Brandenburg wächst. Es werden stetig mehr Patienten mit Covid-19-Erkrankung stationär behandelt, zudem beklagen Kliniken Personalausfälle. Ob die Maskenpflicht bald verschärft wird und sie auch in Innenräumen gelten soll, blieb weiter unklar. Das Kabinett wird voraussichtlich am Dienstag über einen Entwurf von Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (CDU) beraten. Sie spricht sich für eine Maskenpflicht etwa fürs Einkaufen und für Behördengänge aus, der Koalitionspartner CDU war dagegen.
"Wir kommen in eine sehr kritische Situation", sagte Gesundheits-Staatssekretär Michael Ranft am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Landtages. Die Nachrichten aus Krankenhäusern seien beunruhigend, da auch personelle Kapazitäten knapp seien. Zur Impfkampagne der Bundesregierung etwa für eine weitere Auffrischimpfung für Menschen über 60 sagte Ranft: "Es gibt eine verhalten gestiegene Impfnachfrage, aber nicht so wie wir uns das wünschen."
Die Zahl der Covid-Patienten in Krankenhäusern nähert sich zunehmend einer kritischen Marke. 961 Menschen werden derzeit mit einer Covid-19-Erkrankung stationär behandelt, wie das Ministerium mitteilte. Der kritische Schwellenwert liegt bei 1000. Zudem riefen Krankenhäuser bundesweit unter dem Motto "Alarmstufe Rot" im September um Hilfe - hier ging es vor allem auch um Auswirkungen der hohen Energiekosten.
Innerhalb von 24 Stunden erhöhte sich am Mittwoch die Zahl der laborbestätigten Covid-19-Fälle in Brandenburg um 4572. Die landesweite 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz kletterte ebenfalls und lag bei 19,47, also weit über dem festgelegten Alarmwert von 10. Ein Überschreiten der Alarmwerte führt jedoch nicht automatisch zu einer Verschärfung von Schutzvorkehrungen.
Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag laut Ministerium bei 669,2 Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner. Die Angaben liefern aber nur ein unvollständiges Bild der Infektionszahlen, da viele Fälle gar nicht erfasst werden.
Brandenburg will künftig Corona-Spuren im Abwasser breiter analysieren lassen. Bislang gebe es im Rahmen eines EU-Projekts eine Stelle in der Stadt Potsdam, die bereits ein Abwasser-Monitoring vornehme, teilte ein Referatsleiter des Gesundheitsministeriums im Landtagsausschuss mit. Gesundheitsministerin Nonnemacher wolle die Abwasser-Untersuchung auf Corona-Viren ausweiten, dafür würden finanzielle Mittel beantragt. Angedacht seien sechs weitere Standorte, hieß es. Die Planungen dafür sind aber noch nicht abgeschlossen.
In Deutschland läuft ein Pilotprojekt mit 20 Standorten zur Ausweitung von Abwasseranalysen auf Corona-Spuren, unter anderem in Berlin. Ziel ist es, durch regelmäßige Untersuchungen von Abwasser auf das Corona-Virus frühzeitig zu erkennen, ob etwa die Virus-Menge ab- oder zunimmt. Die Ergebnisse sollen auch der Frühwarnung dienen.
(dpa)
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