Kann Anonymous der IS-Terrormiliz wirklich gefährlich werden?
Anonymous droht den Terroristen der IS-Miliz mit Krieg. Aber: Wie gefährlich können die Aktivisten dem sogenannten "Islamischen Staat" wirklich werden?
Anonymous ist eine Vereinigung ohne feste Strukturen, die erstmals Anfang 2008 mit Aktionen gegen Scientology hervortrat. Anhänger der Szene schließen sich jeweils zu einzelnen Operationen ("OPs") zusammen, die zum Teil nur von einzelnen Gruppen mitgetragen werden.
Im Herbst 2010 etwa unterstützten Anonymous-Aktivisten die Enthüllungsplattform WikiLeaks mit Attacken gegen Webseiten von Kreditkartenunternehmen. 2011 gingen Anhänger des Kollektivs nach eigenen Angaben gegen einen Tauschring von Kinderpornos vor und veröffentlichte die Daten mutmaßlicher Nutzer ("Operation Darknet"). Auch Nazi-Webseiten, iranische Portale, der Ku-Klux Klan, und sogar der Vatikan wurden schon zum Ziel von Cyberattacken, die im Namen von Anonymous verübt wurden.
Aktuell nun hat Anoymous dem IS nach der Terrorserie in Paris mit martialischen Worten den virtuellen Krieg erklärt. "Diese Attentate können nicht ungestraft bleiben", hieß es in einem am Samstag veröffentlichten Video. Darin ist eine Person im schwarzen Kapuzenpulli und mit der typischen Guy-Fawkes-Maske zu sehen.
Gesprochen wird die Botschaft von einer Computerstimme: "Wir werden euch finden und wir werden nicht nachlassen. Wir werden die wichtigste Operation gegen euch starten, die je gegen euch geführt wurde. Der Krieg hat begonnen." Die Attentäter werden als Gesindel bezeichnet.
Anonymous: Hacker-Netzwerk will IS attackieren
Unterlegt ist das Video, das allein bis Montagabend rund drei Millionen Mal abgerufen wurde, mit dramatischer Musik. Am Ende ist dazu die erste Reaktion von Frankreichs Präsident François Hollande auf die Anschläge zu hören, in der er die "Neutralisierung" der Terroristen ankündigt.
Wie gefährlich Anonymous den Terroristen des sogenannten Islamischen Staats tatsächlich werden kann, ist dabei alles andere als klar. Denn für die Behörden ist nur schwer feststellbar, wer sich an den einzelnen Operationen beteiligt - und über welche Mittel und Fähigkeiten die Aktivisten dann verfügen. Professionelle Hacker kennen zudem Wege, sich zu tarnen und ihre Spuren im Netz zu verwischen. "Wie effektiv die Angriffe von Anonymous gegen den IS sind, lässt sich daher schwer einschätzen", meinte etwa Ronald Schulze, IT-Experte beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), gegenüber dem Portal web.de.
Hacker wären wohl durchaus in der Lage, Netzwerke der Islamisten anzugreifen oder durch Attacken zumindest zeitweise lahmzulegen. Auch Datendiebstahl und die Enttarnung von Förderern und Unterstützern des Islamischen Staats wären so theoretisch möglich. Dafür allerdings müsste der IS entsprechende Daten irgendwo gespeichert haben.
Vor gut einem Jahr hatte Anonymous den IS erstmals zum Ziel erklärt ("Operation Ice ISIS"). Die Hacker griffen seitdem Hunderte Social-Media-Konten an, viele verschwanden vom Netz.
Ähnlich dürften Anonymous-Angriffe auf IS-Strukturen wohl auch jetzt wieder laufen. Twitter-Accounts, Facebook-Profile und Webseiten der Terroristen wären für Hacker wohl durchaus "machbare" Ziele. Die Folge: Zumindest die Propaganda-Maschinerie des IS im Netz könnte so gestört werden.
Das ist ganz offensichtlich auch dem "Islamischen Staat" bewusst. Unterstützer der Islamisten riefen deshalb bereits zu Gegenmaßnahmen auf: IS-Anhänger sollten ihre Avatare und Nutzernamen bei Twitter möglichst alle zehn bis 20 Minuten ändern, um eine Sperrung zu vermeiden, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Dokument. mit dpa
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