Kommen nach Wittislingen 200 neue Flüchtlinge?
Es gibt Pläne, auf dem ehemaligen Areal der Firma Ehnle Asylbewerber unterzubringen. Außerdem wurde erläutert, wie es mit der Dorferneuerung weitergeht
Ein Rednerpult hätte er nicht gebrauchen können, sagt Bürgermeister Ulrich Müller bei der Bürgerversammlung in Wittislingen am Mittwochabend. Er komme beim Reden so in Wallung, dass er Platz brauche. Das Thema, das ihn so bewegt, ist die aktuelle Flüchtlingsproblematik. „Die zuständigen Stellen, die die Möglichkeit hätten, wichtige Weichen zu stellen, tun nichts“, schimpft Müller. Die EU und der Bund hätten die Entwicklung sträflich verpennt, zum Teil sogar negativ befördert. „Das wird alles von oben nach unten durchgedrückt, die Kommunen werden allein gelassen.“ Ein Raunen geht durch die Menge, als Müller dann die aktuellen Pläne der Regierung von Schwaben verkündet: 150 bis 200 Flüchtlinge sollen auf dem früheren Areal der Firma Ehnle, das mittlerweile einem privaten Investor gehört, untergebracht werden. „Die werden einfach abgeliefert, nach dem Motto: ‚Viel Glück, wird schon gut gehen’. Das ist eine hochgradige Gefährdung des Friedens“, sagt Müller. „Wenn sie die Menschen einfach abladen, ohne vorher eine Struktur geschaffen zu haben, dann zerreißt das unsere Gemeinde.“ Die Pläne, dass die Flüchtlinge in Wittislingen untergebracht werden, seien schon sehr konkret, sagt Müller. Auf Anfrage unserer Zeitung erläutert Karl-Heinz Meyer, Pressesprecher der Regierung von Schwaben: „Entschieden ist noch nichts. Uns ist ein Grundstück angeboten worden. Der Vermieter klärt nun ab, ob dort Flüchtlinge rein baurechtlich untergebracht werden können.“
Raimund Hauser sorgt sich um Wittislingen: „Wenn wirklich 150 bis 200 Menschen kommen, haben wir die meisten Flüchtlinge im ganzen Landkreis. Wir sind eine Gemeinde mit 2300 Bürgern. Wie soll das gehen?“ Siegfried Steiner, der sich im Netzwerk Asyl engagiert, meldet sich ebenfalls zu Wort: „Ich weiß, was es heißt, 50 Flüchtlinge zu betreuen. Wenn noch einmal 150 dazukommen, braucht man hauptamtliche Kräfte.“ Dass diese Aufgabe mit Ehrenamtlichen nicht zu bewältigen sei, sagt auch Bürgermeister Müller. Denn dass man sich um die Menschen kümmern und sie integrieren müssen, stehe außer Frage. Deswegen, so Müller weiter, habe man sich in Wittislingen das sogenannte Campus-Modell ausgedacht. Man könne rund 100 Menschen unterbringen und eine Tagesbeschulung für weitere 100 Flüchtlinge anbieten. Die Kolping-Akademie, das Job-Center-Dillingen und das Landratsamt Dillingen hätten schon Zustimmung für das Projekt symbolisiert. Was man noch brauche, seien Firmen zur Ausbildung und zur beruflichen Integration der Flüchtlinge. Was Müller bei der aktuelle Situation zudem Sorgen bereitet, seien die vielen Mietspekulanten. „Die betreiben ohne Rücksicht auf Verluste Anmietungen. Die Flüchtlinge sind für sie Mittel zum Zweck, um viel Geld zu verdienen.“ Es seien „geldgierige Heuschrecken“, die angelockt würden.
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