
So witzig kann Altersarmut sein – oder nicht?

Christa Mayerhofer nimmt in Lauingen ein sehr ernstes Thema humorvoll auf die Schippe. Wie die Besucher reagieren.
„Früher war ich Putzfrau“, sagt die Christl Mayerhofer. Um zu überleben, muss sie stärker sein als die Männer. „In der Schule lernt man a²+b²=c², doch das hilft einem bei der Rente nicht mehr.“ Aus diesem Grund bezeichnet sich die Rentnerin als „Aufstockerin“. Nachdem das Geld nicht zum Leben reicht, muss sie nun als Zeitungsausträgerin aufstocken. Doch trotzdem ist sie gezwungen, sich zwischen wohnen oder essen zu entscheiden. Und die Christl entschied sich, zu wohnen, deshalb muss sie sich auf andere Art und Weise ernähren.
Im Rahmen der Ausstellung über Altersarmut im Foyer des Lauinger Rathauses veranstaltete der Arbeitskreis „Arbeit Leben Glaube“ (ALG III) eine Aufführung der Kabarettistin Christa Mayerhofer aus Ulm. Nach einer kurzen Einführung in das Thema Altersarmut, mit dem Hinweis, dass Frauen weniger Rente erhalten als Männer, startet die Kabarettistin ihr Programm „Rentnermoritat“ im Festsaal des Rathauses Lauingen.
Sie wühlt Biotonnen durch und kocht aus Resten einen Eintopf
Damit sie überleben kann, wühlt die Christl auf ihrer Zeitungsroute um 4 Uhr morgens Biomülltonnen durch und kocht aus den Überresten einen Eintopf für sich und ihre Freunde. Doch nicht nur beim Essen muss sie einsparen, sondern auch die Nebenkosten müssen so gering wie möglich gehalten werden. Deshalb sucht Christl auf Friedhöfen nach Kerzen, „da kannst’ Strom sparen“. Trotz ihres Alltags als „Aufstockerin“ singt sie, genau wie früher, abends ihr Lieblingslied. Mit ihrer Ukulele und den Zeilen „Es ist Freierabend“ stimmt sie ein und animiert das Publikum zum Singen. Mit den Worten „Ich nehm Pfandflaschen mit“ bekennt die Christl sich dazu, dass sie Leergut sammelt. „Denn schließlich ist es Bargeld, doch irgendwann wird einem das auch noch genommen.“ Die Rentnerin macht deshalb den Vorschlag: „Frau Merkel sollte mal mit mir tauschen!“ Angela, wie die Christl sie nennt, würde das nicht schaffen. Worauf ein zustimmendes Kopfnicken im Publikum zu erkennen ist. Weiter lässt sich die Kabarettistin über das politische System in Deutschland aus. „Jetzt darfst du für das wenige Geld auch noch länger arbeiten“, denn das Rentenalter wird immer höhergefahren.
Den Rententopf stellt sie mit einem Kochtopf dar
Doch was sie wohl am meisten stört, dass alle in Europa in einen Rententopf in ihrem Land einzahlen, außer Deutschland. Mit diesem Topf, den sie symbolisch mit einem Kochtopf darstellt, könnte jeder im Land eine „anständige“ Rente erhalten. Ihr Vorschlag, um das zu erreichen: „Rentner sollten auch demonstrieren, wie die Schüler am Freitag.“ Zum Abschied schließt Christl ihr Protestlied an. Mit großer Begeisterung und Applaus wird Christa Mayerhofer von der Bühne verabschiedet. Nach der einstündigen Aufführung bedankt sich im Anschluss Antonie Schiefnetter, DGB-Kreisvorsitzende, für Mayerhofers kabarettistische Darstellung der Altersarmut. Schiefnetter führte im Namen des ALG III das gespannte Publikum durch den Abend. Schon zu Beginn begrüßt die Moderatorin Dietmar Bulling, Lauingens Zweiten Bürgermeister, sowie die Vertreter des Arbeitskreises ALG III.
Besucher Paul Hartmann bezeichnet die Aufführung als eine satirische Sichtweise der Situation, die auch die nächste Generation betrifft. „Sie hat den Nerv der wichtigsten Punkte getroffen“, schließt sich Josef Bihler, der auch im Publikum sitzt, an. Einer der Mitveranstalter, Martin Knecht, sagt, dass er die Idee interessant findet, und Mayerhofer Humor und das ernste Thema gut kombiniert. „Sie hat ja recht mit dem, was sie sagt.“
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