So viele Äpfel – oder etwa nicht?
Die Ernte in diesem Jahr wird in der Region unterschiedlich beurteilt
An manchen Apfelbäumen seien sogar die Äste gebrochen, sagt Hermann Ehnle. Und zwar nicht, weil die Bäume einem Herbststurm nicht standhalten konnten oder von einer Krankheit angegriffen waren. Nein, weil so viele Äpfel an den Ästen hingen – pralle, reife Früchte. „Das war noch nie da“, sagt der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Lauingen, „heuer hat jeder Äpfel.“
Eine Tatsache, die Ehnle vor kleinere Herausforderungen stellte. Denn der Verein hat an der Straße in Richtung Aislingen gleich mehrere Apfelbäume. Manche von ihnen haben einen Paten – der darf dann gegen einen entsprechenden Beitrag das Obst seines Baumes pflücken. Im vergangenen Jahr war die Ausbeute so schlecht, dass die gesamte Ernte zwischen den Paten und den Vereinsmitgliedern aufgeteilt wurde. Heute dagegen lud Ehnle zur Apfelversteigerung ein. Erzielen konnte er einen Preis von rund fünf Euro pro Zentner – in schlechten Jahren seien das je nach Sorte auch mal acht Euro gewesen. „Die Nachfrage war nicht so da.“ Einen Teil der Früchte hat Ehnle an die Mittelschule abgegeben, einen anderen bekam eine ältere Dame. Dass auch in Privatgärten einige Äpfel auf dem Boden liegen bleiben, sei gar nicht so schlimm, meint Ehnle: „Dann haben auch die Vögel etwas davon.“
Einen ganz anderen Eindruck von der Apfelernte hat Karl Huber von der gleichnamigen Fruchtsaftkelterei in Bissingen: „So viele Äpfel gibt es auch nicht. Ich sehe ja, was reinkommt.“ 2014 sei eine normale Ernte, so Huber, im Jahr zuvor sei sie besonders schlecht gewesen. Denn 2013 habe es just zur Blütezeit Frost gegeben.
1999 hat Huber den Betrieb im Kesseltal übernommen, das Unternehmen gibt es aber schon seit 85 Jahren. Er selbst ist Fruchtsaft- und Getränkemeister. Um einen guten Saft zu erzielen, komme es natürlich zunächst auf die Qualität der Äpfel an. Huber mischt stets verschiedene Sorten. Nach dem Pressen werde der Saft für rund 40 Sekunden auf 92 Grad erhitzt. Anschließend wird er auf 25 Grad gekühlt und im Tank gelagert. Rund fünf bis zehn Tonnen Äpfel werden derzeit pro Tag bei der Fruchtsaftkelterei angeliefert. Und noch ist Platz in den Tanks: „Wir pressen noch bis zum 31. Oktober. Ich denke, die werden heuer nicht voll.“ Huber kann sich vorstellen, dass mancher Baumbesitzer seine Äpfel auch nicht mehr erntet, sondern einfach auf dem Boden liegen lässt.
Fallobst kann man bei den Grünsammelplätzen des AWV im Landkreis abgeben. Für 250 Liter muss man einen Euro bezahlen, sagt Ingetraud Wohlfahrt, AWV-Sprecherin: „In eine große Biotonne gehen 240 Liter.“ Das Fallobst werde zu Kompost verarbeitet – mit Laub und Moos: „Aber das macht dabei eine ganz geringe Menge aus.“
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