Umfragen und Workshops: Höchstädt will herausfinden, was die Jugend will
Die letzte Jugendbefragung ist vier Jahre her. Nun will die Stadt von den "neuen Jungen" wissen, was sie wollen. Um das herauszufinden, hat man sich viel einfallen lassen.
Der Höchstädter Stadtrat hat gerade den öffentlichen Teil seiner Sitzung beendet. Es ist kurz nach 20 Uhr, draußen ist es noch hell. Unweit des Verwaltungsgebäudes bietet sich ein Bild, das gerade im Rat besprochen wurde: Auf einer Bank unterhalb des Höchstädter Schlosses sitzt eine Gruppe Jugendlicher mit einem Getränkekasten. Sie reden, trinken, Erwachsene würden sagen: lungern herum. Jugendliche würden es wohl eher als chillen bezeichnen. Doch im Stadtrat fragt man sich, wie man dafür sorgen kann, dass die jungen Menschen es nicht in der Stadt tun, sondern im Jugendtreff und später im geplanten neuen Jugendzentrum. Doch wie soll das gehen?
Ob Lungern oder Chillen: "Die Jugendlichen treffen sich gerne an Plätzen, zum Beispiel am Marktplatz", sagte Bürgermeister Gerrit Maneth (Freie Wähler) in der Sitzung. Das sehen aber nicht alle Anwohnerinnen und Anwohner gerne. Auch deshalb will man nun eruieren, was die Jugendlichen sich für ihre Heimatstadt wünschen und wie man sie an Orte lenken kann, an denen sich niemand über sie beschwert. Geplant ist bereits, den Jugendtreff zum Skatepark in den Süden der Stadt zu verlegen.
Stadtrat Rainer Wanek (Pro Höchstädt) äußerte Zweifel, dass der Standort sinnvoll ist. "Es heißt nicht umsonst Lage, Lage, Lage. Wir müssen uns fragen: Wo haben die Jugendlichen den größtmöglichen Nutzen?" Gerade das will die Stadt aber nun herausfinden und die Jugendlichen befragen, was sie nützlich finden, wie Bürgermeister Maneth unterstrich.
Stadtrat bemängelt fehlenden Zulauf bei Jugendhilfe-Aktionen
Die Stadt Höchstädt hat ihre Jugendhilfearbeit an einen Träger "ausgelagert" und arbeitet mit der Jugendhilfe Seitz zusammen. Im Stadtrat wurden auch Zweifel geäußert, dass das viel bringt. Ratsmitglied Günter Ballis (FDP) etwa kritisierte, dass man schon länger mit dem Träger zusammenarbeite, aber der Zulauf der Jugendlichen nicht größer werde. "Da hocken bei den Aktionen teils nur ein paar Hanseln rum", sagte Ballis.
Stadtrat Simon Schaller (Junges Höchstädt) bedauerte, dass die Diskussion im Rat so einen "negativen Touch" angenommen habe. "Ich will da eine Lanze brechen für die Jugendhilfe Seitz", sagte Schaller. Man habe sich für die Zusammenarbeit mit dem Träger entschieden und wolle auch nicht, dass die Angebote in Konkurrenz zum Vereinsleben stünden. Schaller begrüßte es, dass nun, vier Jahre nach der letzten Jungbürgerversammlung, wieder herausgefunden werden soll, was die "neue Generation" wolle.
Wie das gelingen soll, erklärte Sonja Gastl, Koordinatorin für Jugendarbeit. Es sind drei Aktionen geplant: Bei einem ersten Termin soll es, so Gastl, ein Brainstorming geben, an dem die Jugendlichen teilnehmen und ihre Ideen einbringen können. Die Aktion soll auf dem Maimarkt stattfinden. "Wir hoffen auf viel Beteiligung", sagte Gastl in der Sitzung. Im Vorfeld wolle man Werbung an Schulen machen, um die jungen Menschen auch auf den Markt zu locken. Auch beim Stadtfest im Juli soll es eine Möglichkeit für die Jugendlichen geben, um an einer Umfrage zum neuen Jugendtreff teilzunehmen: Wie soll es aussehen, was wünschen sich die Jugendlichen für Höchstädt?
Jugendliche sollen bei einem Comic-Workshop kreativ werden
Und im Oktober wartet noch mal eine Aktion: Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren können dann unter der Anleitung des Augsburger Comic-Zeichners und Autors Christian Schmiedbauer eigene Superhelden im Rahmen eines Comic-Workshop selbst gestalten. Schritt für Schritt sollen dabei erst die Helden ausgearbeitet und schließlich eine Kurzgeschichte entwickelt werden. Das Ganze soll natürlich auch einen lokalen Bezug haben: Die Heldinnen und Helden der Comic-Geschichten werden ihre Abenteuer in der Höchstädter Stadtkulisse erleben. Die Aktion wird in Kooperation mit dem Verein DLG Kultur und Wir und der Jugendhilfe Seitz stattfinden. Im Stadtrat entstand die Idee, dass man für die Präsentation der entstandenen Werke auch die großen Plakatwände am alten Rathaus nutzen könne.
Was die Jugend will, darauf gibt es aber auch schon vor den Umfragen erste Rückmeldungen. Laut Gastl habe es bereits Treffen mit Schülerinnen und Schülern der Mittel- und Berufsschule gegeben. Die hatten bereits einen recht erwachsenen Wunsch geäußert, nämlich ein Bewerbungstraining. Um das zu organisieren, brauche es wohl neue Laptops, auf denen man üben könne, Bewerbungen zu schreiben.
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