Mobile Medizin auf dem Land
Es gibt jetzt im Landkreis Donau-Ries eine „Zukunftswerkstatt“ mit ersten Lösungsansätzen zum Thema „Ärztemangel“ und Gesundheitsversorgung. Der Auftakt war in Harburg.
Harburg Wie ist es um die Gesundheitsversorgung im Landkreis Donau-Ries bestellt? Wie soll sie angesichts schwieriger bundespolitischer Rahmenbedingungen künftig gestaltet werden – aus Sicht der Ärzteschaft, der Patienten und der Politik? Bei einer von Landrat Stefan Rößle initiierten „Zukunftswerkstatt“ sollen in den kommenden sechs Monaten diese Fragen diskutiert und gleichzeitig Antworten gefunden werden. Zum Auftakt waren rund 150 Teilnehmer in die Harburger Wörnitzhalle gekommen. In Arbeitsgruppen wurden erste Lösungsansätze erarbeitet. Eine Gesprächsrunde mit Experten beleuchtete den Ist-Zustand und die Probleme im Gesundheitswesen allgemein.
Am Ende der Veranstaltung wurden die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen präsentiert. Deutlich kam dabei der Wunsch der Bevölkerung nach wohnortnahen Krankenhäusern, kurzen Wegen zu den Haus- und Fachärzten sowie einem ausreichenden Angebot an Apotheken in der Region zum Ausdruck. Weitere Anliegen waren ein verbesserter Öffentlicher Personennahverkehr für Menschen, die nicht mit dem Auto zum Arzt gelangen können, und eine bessere Unterstützung der Kommunen bei der Akquise von Hausärzten durch den Landkreis.
Wunsch nach mehr Anerkennung
Die Mediziner ihrerseits wünschen sich unter anderem mehr Anerkennung ihrer Tätigkeit durch die Politik sowie mehr Dialog und Kooperationen untereinander, aber auch mit Kliniken. Dies könne durch den Aufbau von Netzwerken geschehen, die es ermöglichen, auch einmal über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.
Ein Thema stieß auf besondere Aufmerksamkeit: die Prävention. In diesem Zusammenhang kam der Vorschlag, im Landkreis zu versuchen, ein Netzwerk für Präventionsmaßnahmen einzurichten, von dem sowohl die Ärzteschaft, als auch die Bevölkerung profitieren könnte. Landrat Rößle griff diese Idee auf. Er wolle hierfür eine eigene Arbeitsgruppe im Rahmen der Zukunftswerkstatt einrichten.
In der Podiumsdiskussion zum Auftakt des Abends wurde auf die „insgesamt gute Gesundheitsversorgung im Kreis“ hingewiesen – gleichzeitig wurden aber auch Probleme angesprochen. Zu lange dauere es, bis Patienten einen Termin beim Facharzt bekämen, beklagte AOK-Direktor Johannes Hiller. Dies liege am System – es dürften sich nur eine bestimmte Anzahl von Fachmedizinern im Kreis niederlassen, sagte Hiller. Die Zahl entspreche nicht mehr den Anforderungen.
Der Donauwörther Orthopäde Dr. Helmut Fredrich wies darauf hin, dass die entsprechenden Bedarfszahlen nicht zu ändern seien. Er plädiere deshalb für mehr Kooperationen von Medizinern untereinander, um diesem Problem zu begegnen. Zudem müsse verstärkt darauf geschaut werden, welche Patienten ambulant versorgt werden könnten und für welche ein stationärer Aufenthalt erforderlich sei.
Siegfried Hasenbein von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft ging auf die Schwierigkeiten der Kliniken ein, wegen der bestehenden massiven Unterfinanzierung das derzeitige Versorgungsniveau zu halten. Zunehmen würden zudem die Personalprobleme in den Krankenhäusern, die immer mehr Schwierigkeiten hätten, Fachkräfte zu bekommen. Hasenbein schlug vor, mehr Allianzen unter den Kliniken zu bilden und insgesamt die Leistungskriterien zu überprüfen.
Die Altersmedizin im Blickpunkt
gKU-Vorstand Jürgen Busse richtete vor dem Hintergrund immer älter werdender Patienten den Blick auf die Altersmedizin, innerhalb deren sich auch das gemeinsame Kommunalunternehmen im Kreis verstärkt positionieren müsse.
Landrat Stefan Rößle erklärte zum Abschluss des Abends, dass möglicherweise bei manchen Teilnehmern die Erwartungen nicht erfüllt worden seien. Das Ziel, einen Dialog anzustoßen, sei seiner Ansicht nach errreicht. Konkrete Ergebnisse, die Lösungswege für eine, zum Landkreis passende, Gesundheitsversorgung aufzuzeigen, verspreche er sich von den in den nächsten Wochen tagenden Arbeitsgruppen im Rahmen der Zukunftswerkstatt, so der Landkreischef.
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